Alte Ansichten
Der Klagenfurter Lendhafen

Der Lendhafen um 1870 nach Fertigstellung der evangelischen Kirche. Im Vordergrund die Elisabethbrücke. | Foto: TAÖ
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  • Der Lendhafen um 1870 nach Fertigstellung der evangelischen Kirche. Im Vordergrund die Elisabethbrücke.
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Dieser heute ein eher beschauliche und traurige Fleck in der Stadt bot vor gut 150 Jahren ein ganz anderes, lebhaftes Bild.

KLAGENFURT. „Am vergangenen Freitag fiel im Lendhafen ein offenbar berauschter Mann in den Canal. Er wurde von beherzten Mitbürgern wieder an Land gezogen und – da er ohne Bewusstsein war – entstand eine Diskussion darüber, welche Maßnahmen man nun zur Rettung des Mannes setzen sollte. Diese Diskussion artete schließlich in einen wüsten Randal aus, dem erst die Stadtwache Herr werden konnte. Der Gerettete war in der Zwischenzeit verschieden und wurde in die Totenkammer des Krankenhauses verbracht…“ So berichtete die „Klagenfurter Zeitung“ über einen der vielen Vorfälle, die sich in den 1870er Jahren im Lendhafen abspielten. „Händler boten ihre Waren an, Holz, Marmor und andere Baustoffe wurden auf flachen Booten über den See und den Lendkanal in die Stadt gebracht. Die Dampfschifffahrt hatte im Lendhafen ihre Abfahrtsstelle. Die Abfahrt des Dampfers war mehrere Male am Tag ein gerne bestaunter Höhepunkt. Und weil geschäftstüchtige Wirte die Chance auf gutes Geld erkannten, gab es rings um den Lendhafen nicht weniger als zwölf Gaststätten und Branntweinschenken“, erzählt Johannes Lebitsch von den Alten Ansichten von Klagenfurt.

Einige Male versuchten die Stadtrichter, dem Lendhafen seinen alten Glanz wiederzugeben. | Foto: Trenkwalder
  • Einige Male versuchten die Stadtrichter, dem Lendhafen seinen alten Glanz wiederzugeben.
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Erstmals angelegt

Die „Lente“ (althochdeutsch für „Handelsplatz am Wasser) wurde in primitiver Form erstmals nach 1555 angelegt, als man den „Seegraben“ für die Befahrung mit Schiffen verbreiterte und tiefer machte. Man hatte die Möglichkeiten erkannt, den schlechten Straßen auszuweichen und dringend benötigtes Baumaterial (insbesondere den Pörtschacher Marmor) und Brennholz relativ bequem mit Booten in die Stadt zu bringen. „Daher sieht man auch auf vielen Darstellungen des Lendhafens – bis in das 20. Jahrhundert hinein – an dessen Nordseite große Stapel mit Brennholz. Seine größte Umgestaltung erfuhr der Lendhafen Mitte des 19. Jahrhunderts, als Stadtbaumeister Hueber das gesamte Gelände mit rosarotem Pörtschacher Marmor befestigen ließ und die Elisabethbrücke erbaute. Nun, die rosa Farbe des Marmors ist längst einem schmutzigen Weiß gewichen, die von Kaiserin Sisi 1856 eingeweihte Brücke steht aber immer noch und wurde sogar vor einigen Jahren generalsaniert“, so Lebitsch.

Der Lendhafen um 1870 nach Fertigstellung der evangelischen Kirche. Im Vordergrund die Elisabethbrücke. | Foto: TAÖ
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Gefahr Lendkanal

Bedingt durch seine Funktion als „sozialer Treffpunkt“ der Stadt, durch die vielen Gaststätten und dem damit verbundenen Konsum alkoholischer Getränke und der Unfähigkeit vieler Menschen, zu schwimmen, ließen unverhältnismäßig viele Klagenfurter hier ihr Leben. Auch Raufereien und „Exzesse“ – so nannte man das seinerzeit – waren an der Tagesordnung. 1874 feierte eine Schiffsmannschaft die Taufe eines neuen Frachtkahns so ausgiebig, dass es zu einer Massenschlägerei kam. Zwei einsame Wachleute, die einschreiten wollten, wurden kurzerhand in den Kanal befördert.

Es wird ruhiger

Nach 1900 wurde es ruhiger im Lendhafen. Zwar wurde noch Holz gehandelt und auch das Personenschiff gab es noch, aber die großen Zeiten waren vorbei. Was lag daher näher, als den Lendhafen für das Eislaufen zu nutzen. Der Eislaufverein Wörthersee erbaute ein Vereinsgebäude und es fanden jeden Winter prachtvolle Veranstaltungen statt – die Militärkapellen spielten bei Lampionlicht zum „Eistanz“ auf. 1945 war all das Geschichte. Zwar versuchten vor allem die „Stadtrichter zu Clagenfurth“ ab den späten 1960er Jahren mit ihren Festen an die „große Zeit“ des Lendhafens anzuknüpfen, jedoch brachten Klagenfurter Politiker diese erfolgreichen Veranstaltungen durch Streichung von Subventionen zu Fall. Andere Projekte zur Belebung verpufften wirkungslos. „Das Gelände des Lendhafen liegt nun brach und damals wie heute wissen die Klagenfurter Politiker nicht so recht, was sie mit diesem an sich einmaligen Platz anfangen sollten. So dämmert der Lendhafen dieses Kleinod mittelalterlicher und neuzeitlicher Baukunst – weiter vor sich hin und erwartet einen Politiker, der ihn seiner historischen Bedeutung bewusst wieder wachküsst“, so Lebitsch abschließend.

Ansicht des Lendhafens von Westen mit dem Dampfschiff „Loretto“ um 1895. | Foto: TAÖ
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