KLAGENFURTER Leben
Die „Reichskristallnacht“ in Klagenfurt

Der „Adolf-Hitler-Platz“ heute Neuer Platz in Klagenfurt.
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Wie fast überall in Österreich hatte sich nach dem „Anschluss“ vom März 1938 auch in Klagenfurt das „nationalsozialistische Leben“ eingerichtet.

KLAGENFURT. Auch in Klagenfurt waren viele Menschen bereits vor März 1938 der „neuen Ordnung“ gegenüber nicht abgeneigt gewesen und bereits illegal Mitglieder der NSDAP. „Dadurch konnten sich die nationalsozialistischen Institutionen und Gliederungen nach dem ‚Anschluss‘ sehr rasch etablieren und das tägliche Leben der Menschen manipulieren. Jedoch war der Antisemitismus keine Erfindung des Jahres 1938. Schon kurz nach dem 1. Weltkrieg gab es in manchem Klagenfurter Verein einen ‚Arierparagraphen‘. Am 20. Mai 1938 wurden die „Nürnberger Rassegesetze“ in Österreich eingeführt – alle auf einen Schlag, was das Leben der jüdischen Mitbürger sehr schnell sehr gefährlich und mühsam werden ließ. Viele Klagenfurter jüdischen Glaubens versuchten, das Land zu verlassen, doch es gab nur wenige Staaten auf der Welt, die Juden aus dem ‚Reich‘ aufnehmen wollten. Am 3. November 1938 erschoss der jüdische Emigrant Herschel Grynszpan in Paris den deutschen Legationsrat vom Rath. Dieser wurde schwer verletzt und starb am 9. November 1938“, erklärt Historiker Johannes Lebitsch von den Alten Ansichten Klagenfurt.

Ein „Argument“ gegen Juden

Die Nationalsozialisten nahmen dieses Attentat zum Vorwand, massiv gegen die jüdische Bevölkerung vorzugehen. Das „gesunde Volksempfinden“ sollte gegen die jüdische Bevölkerung eingesetzt werden. Auch die Dienststellen der SA, SS und der Gestapo in Klagenfurt erhielten aus Berlin und Wien entsprechende Befehle. „Erstes sichtbares Zeichen des sich anbahnenden Pogroms war eine angeordnete Versammlung am ‚Adolf Hitler-Platz‘ (Neuer Platz), wo lautstark antisemitische Parolen skandiert wurden. Dann gingen die in Zivil erschienenen SA- und SS-Männer auf die befohlene ‚Zerstörungstour‘. Anders als in anderen Städten gab es in Klagenfurt keine Verletzten und Toten unter der jüdischen Bevölkerung; dafür wurden jüdische Geschäfte, Wohnungen und Einrichtungen sukzessive und planmäßig zerstört. Die lange in Klagenfurt ansässige und bisher geachtete Familie Friedländer, deren Textilfabrik und Geschäft vielen Klagenfurtern Arbeit und Brot gab, wurde ebenso von den Nationalsozialisten heimgesucht wie die Industriellenfamilie Fischl, deren Essigfabrik im Südosten der Stadt sehr rasch ‚arisiert‘ wurde. Besonders gerne wurden von den Nazis offenbar Möbel aus dem Fenster geworfen – so auch bei der Familie Friedländer. Auch das jüdische Bethaus in der Platzgasse nahe dem Hallenbad wurde zerstört – eine repräsentative Synagoge hatte sich die jüdische Gemeinde nie leisten können -, die darüber gelegene Wohnung von Rabbi Josef Baband wurde ebenfalls gestürmt. Nach der Quellenlage ist das Schicksal von Baband bis heute ungeklärt. Wahrscheinlich wurde er verhaftet, zur Gestapo in die Klagenfurter Burg gebracht und dann in ein Lager eingeliefert“, erklärt uns Lebitsch.

Kleine Personengruppe

Die Zerstörungen und Plünderungen mussten von bestimmten Personengruppen auch zwecks Anschauung „besucht“ werden. Belegt ist ein „Lehrausgang“ der Klagenfurter Lehrerbildungsanstalt in die Platzgasse, wo das jüdische Bethaus in Trümmern lag. Es gab in Klagenfurt vor 1938 nur eine sehr kleine jüdische Gemeinde; nach dem Pogrom schrumpfte die Zahl jüdischer Mitbürger sehr schnell. 1945 war jüdisches Leben in Klagenfurt nicht mehr vorhanden. „Der Ursprung des Begriffs „Reichskristallnacht“ für die Nacht vom 9. auf den 10. November ist historisch nicht ganz klar, allgemein spricht man vom ‚Volksmund‘, der auf Grund der vielen zerstörten Glasscheiben diesen Begriff prägte, der dann von der Propaganda aufgegriffen wurde“, so Lebitsch abschließend.

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