Frischluft im Wappensaal

- <b>Vier von Zehn im "Wolkenflug-Reigen":</b> Magda Kropiunig, Oliver Vollmann, Jutta Fastian und Gernot Piff
- Foto: wolkenflug
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"Reigen revisited": Theater "wolkenflug" durchlüftet den Großen Wappensaal und Schnitzlers "Reigen".
KLAGENFURT. (chl). „Immer an anderen Orten zu spielen“, erklärt Autorin und Regisseurin Ute Liepold, ist Teil des Konzeptes des Theaters „Wolkenflug“. Nach „Magdalena Sünderin“ in der Burgkapelle (im Museum Moderner Kunst) und „Wir verkaufen immer“ im Landesmuseum zieht’s die Truppe heuer ins Landhaus.
Und dort wird doppelt „entstaubt“: „Das historische ,Herz‘ Kärntens, der Wappensaal, war lange Zeit als Stätte ideologisierter Geschichtsschreibung missbraucht. Nun soll eine symbolische, gesellschaftliche Durchlüftung des Landes im Sinne der bereits realen gesellschaftlichen Vielfältigkeit erfolgen. Viel zu lange wurden die Geschlechteridentitäten in Kärnten vom Klischeebild des braunen Trachtenpärchens bestimmt“, verweist Liepold auf das Stück, das sie inszeniert und ebenfalls entstaubt: Arthur Schnitzlers „Reigen“.
Zehn neue Szenen
Unter dem Titel „Reigen revisited“ wird Theatergeschichte neu geschrieben: „Fünf Autorinnen und fünf Autoren haben die zehn Schnitzler-Dialoge neu geschrieben und ins Heute gezogen.“ Formal bleibt „Reigen revisited“ ein Reigen: Nach jeder Szene wird ein Partner ausgetauscht. Abgesehen von der Stückstruktur hatten die Autorinnen und Autoren keinerlei Vorgaben.
„Schnitzlers ,Reigen‘ war bekanntlich einer der größten Theaterskandale des 20. Jahrhunderts. Die Anstößigkeit des Stücks lag bei seiner Uraufführung 1920 in der Thematisierung von Erotik und Lust sowie dass sexuelle Begierde keinen Halt vor sozialen Schranken macht“, erklärt Liepold.
Den Verfassern der neuen Diaologe stand es frei, welche Problemfelder der Gegenwart zu diesem Thema sie für ihren Text wählten. „Die Projektionsflächen sind ja heutzutage viel komplexer als damals: gleichgeschlechtliche Liebe, Liebe zwischen Alt und Jung, zwischen unterschiedlicher Herkunft, Sprachen, Ethnien, neue sexuelle Formen wie Telefon- oder virtueller Sex etc., aber auch Aspekte der Gleichberechtigung und der Infragestellung heteronormativer Identitätsbilder“, macht Liepold neugierig auf „Reigen revisited“.
Literaturmatineen und Aufführungen:
Aus Schnitzlers "Reigen" macht der Theaterverein "wolkenflug" einen wahren Reigen an Literatur- und Theaterereignissen. Noch vor der Uraufführung lesen Autorinnen und Autoren von „Reigen revisited“ aus ihren Werken und stehen für Gespräche zur Verfügung: am 27. 4. Lilian Faschinger & Mara Ban, am 4. 5. Silke Hassler & Isabella Straub, am 11. 5. Robert Woelfl & Karsten Krampitz (jeweils 11 Uhr, Landesmuseum).
Klagenfurts Stadtschreiberin 2013 Cornelia Travnicek und Stefan Hafner lesen am 18. Mai, 11 Uhr, im Robert Musil Museum. Die Lesungen und Autorengespräche sind eine Kooperation von „wolkenflug“, Landesmuseum, Uni Klagenfurt und Musil-Museum. Information und Anmeldung: 050 536-30599, willkommen@landesmuseum.ktn.gv.at.
Weitere Dialoge aus "Reigen revisited" stammen von Peter Truscher und Josef Winkler.
Premiere von "Reigen revisited": 21. 5., 20 Uhr, Wappensaal, Landhaus Klagenfurt.
Aufführungen: 23., 24., 28. bis 31. Mai, 4. bis 6. Juni; jeweils 20 Uhr.
Kartenvorverkauf: 0681 819 263 17; Buchhandlung Heyn in Klagenfurt (http://www.heyn.at); Ö-Ticket.
Es spielen: Katrin Ackerl Konstantin, Katarina Hartmann, Gunda König, Sabine Kranzelbinder, Magda Kropiunig, Mario Linder, Sissi Noe, Gernot Piff, Markus Schöttl, Oliver Vollmann.
Regie: Ute Liepold; Regieassistenz, Kostüme: Michaela Haag; Video: Philip Kandler; Licht: Kristijan Rehsmann; Musik, Spielleiter: Herwig "Fuzzman" Zamernik (live!).
Kommunikationsplattform: https://www.facebook.com/theater.wolkenflug






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