Peter Handke
Handke und Wieser: Buch-Freundschaften

Ein Selfie mit einem Nobelpreisträger: Lojze Wieser und Peter Handke | Foto: Wieser
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  • Ein Selfie mit einem Nobelpreisträger: Lojze Wieser und Peter Handke
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Verleger und Autor Lojze Wieser über seine Freundschaft mit Literatur-Nobelpreisträger Peter Handke.

KLAGENFURT, KÄRNTEN. Meine erste Begegnung mit Peter Handke war 1966. Die war literarisch. Die "Publikumsbeschimpfung" erschien. Auf den Gängen des Slowenischen Gymnasiums wurden in den Pausen wütende Gegenreden geführt. Ich war einer der Wenigen, die dagegen hielten. Mir hat die radikale Verneinung der Groß- und Kleinschreibung gefallen, mir hat die Rhythmik des Wortstakkatos zugesagt. Ich blieb in der Minderheit.
Meine zweite Begegnung mit Handke war 1970. Die Angst des Tormanns beim Elfmeter. Die war auch literarisch. Als ehemaliger Tormann beim ASKÖ Köttmannsdorf (Kotmara vas, der slowenische Name), habe ich die Kriminalgeschichte mit Spannung gelesen.

Erste persönliche Begegnung

Meine dritte Begegnung mit Peter Handke war beim Erscheinen der Übersetzung vom "Zögling Tjaž" von Florjan Lipuš im Stadthaus. Das war die erste persönliche Begegnung. Damals hatte der Leiter der Landhausbuchhandlung Brunner mit Handke eine Wette abgeschlossen. Wenn er von der Übersetzung 100 verkaufe, würde er von ihm eine Handschrift bekommen. Ich hatte in diesem Jahr die Leitung des Drava-Verlages und der Buchhandlung Naša knjiga/Unser Buch (heute Haček) übernommen. In unserer Buchhandlung verkauften wir 600 Exemplare, ohne Wette.
Ab da trafen wir uns öfter und immer wieder.

Erster Handke bei Wieser

Eine wichtige Begegnung mit Peter Handke war 1984 in Salzburg. Ich brachte ihm die Originalausgabe vom Slowenisch-Deutschen Wörterbuch von Maks Plerteršnik aus dem Jahr 1894/1895. Obwohl er nur eine halbe Stunde Zeit hatte, blieben wir zwölf Stunden beisammen. Ich habe ihm eine Widmung ins Buch geschrieben: Zgubljene besede / na novo zbujene / oznanjajo zarjo / bodočega dne. / Verschollene Worte / wiedergefunden / verkünden den Morgen / des kommenden Tags. Das Wörterbuch spielt im 1986 erschienenen Roman "Die Wiederholung" den Haupthelden. Zum Start des eigenen Verlages 1987 gab mir Peter Handke die Erlaubnis, das Buch als "Ponovitev" auf Slowenisch herauszubringen (Übertragung: Silvia Borovnik und Klaus Detlef Olof). Die Möglichkeit, auf sein Notizbuch, das er beim Studium des Wörterbuches anlegte, zurückzugreifen, hat bei der Übersetzung wertvolle Hilfe geleistet. So konnten einige auftretende Wörter auf ihren slowenischen Ursprung zurückverfolgt werden.

Handke über Wieser

Eine weitere Begegnung mit Peter Handke war, als er gemeinsam mit Barbara Maier und Franz Viktor Spechtler meine "Anmerkungen eines Grenzverlegers. Die Zunge reicht weiter als die Hand" 2004 beim Czernin Verlag herausbrachte. "Mit dieser Sammlung lässt sich Wiesers Weg etwas nachvollziehen: Seine Visionen über das Miteinander verschiedener Kulturen und seine Botschaft über die Gleichwertigkeit der Menschen. (…) Lesen Sie selbst", schreiben die Herausgeber im Ante scriptum.

Titelfinder Handke

Auf eine unter den vielen weiteren möchte ich noch hinweisen. Als ich meine Geschichten von entlegenen Speisen für den Czernin-Verlag abgeschlossen hatte, suchten wir noch nach dem Titel. Bei einer Wanderung mit Peter Handke, Barbara Maier, Maja Haderlap und Klaus Amann haben wir darüber gesprochen. Beim Auseinandergehen am Abend meinte Handke, es müssten Sterne, nicht Hauben vorkommen. Im Sinne von Kochen und Sternen. Und "entlegen" muss auch vorkommen. "Denk dir was aus", war sein Nachtgruß. Beim Duschen in der Früh kam mir eine Idee. Beim Spaziergang über den Benediktinermarkt zeige ich Barbara und Peter eine Notiz, die ich in der Früh gemacht hatte. Darauf stand: "Kochen unter anderen Sternen. Geschichten von entlegenen Speisen". Handke und Barbara schauten sich gegenseitig an, dann mich, Peter gab mir den Zettel zurück und meinte: Passt. Das Buch mit den Kindheitsgerichten meiner Mama Ana Wieser erschien im Herbst bei Czernin.

Danke für den Text an Lojze Wieser.

ZUR SACHE: PETER HANDKE im Verlag WIESER
"Keiner fragt mich mehr, wie es mir geht, bin ich denn schon unsterblich?", schreibt Peter Handke in seinen Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 2007 bis 2015, die unter dem Titel "Vor der Baumschattenwand nachts" erschienen sind. Eine Vorahnung, dass er wenige Jahre später tatsächlich in den Olymp der Weltliteraten aufsteigt?
Texte von Handke und viele mehr noch über Handke sind auch im Klagenfurter Wieser-Verlag (www.wieser-verlag.at) erschienen - hier eine (kleine) Auswahl:

Handke, Anton Alojzij Wolf: Wolfs Wörterbücher und Handkes Wiederholung; Sonder-Edition, 5 Bände, 2005
Handke: "Še vedno vihar. Iz nemščine Brane Čop", "Immer noch Sturm", in der slowenischen Übertragung, 2011
Handke-Originaltexte in der Reihe "Europa erlesen": "Klagenfurt / Celovec" (darunter Handkes erste Veröffentlichung, 1957), "Collio / Goriška Brda", "Terra Bosna"

"Die Sprachenauseinanderdriftung: Peter Handke und Lojze Wieser im Gespräch mit Frederik Baker", Buch + DVD, Reihe Gehört gelesen, 2010
"… und machte mich auf, meinen Namen zu suchen: Peter Handke im Gespräch mit Michael Kerbler", Buch + Ö1-CD, Reihe Gehört gelesen, 2007
"Wut und Geheimnis: Peter Handkes Poetik der Begriffsstutzigkeit." Zwei Reden zur Verleihung des Ehrendoktorates an Handke von Klaus Amann, 2002
"Noch einmal vom neunten Land: Peter Handke im Gespräch mit Jože Horvat", 1993

Ein Selfie mit einem Nobelpreisträger: Lojze Wieser und Peter Handke | Foto: Wieser
Fotosujet des Bandes + DVD: "Die Sprachenauseinanderdriftung", aus der Reihe "Gehört gelesen", Wieser-Verlag.
(Handke, Peter; Wieser, Lojze; Baker, Frederick: Die Sprachenauseinanderdriftung: Peter Handke und Lojze Wieser im Gespräch mit Frederik Baker
2010, 71 S.; 22 cm + 1 DVD-Video, ISBN: 978-3-85129-861-1 (Gehört gelesen; 6) )
 | Foto: Wieser Verlag
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