Heizkosten explodieren
Holzpeletts – Das Gold in gepresster Form
Die Nachfrage ist enorm, die Preise gigantisch: Aber die Händler haben keine Pellets.
KLAGENFURT. "Wir haben momentan keine Pellets, die wir liefern könnten", sagt Günter Pagitz, Geschäftsführer von Baustoffe Pagitz in Ferlach. Einzig sackweise könne man bei ihm die gepressten Holzspäne derzeit kaufen, 15 Kilo je Sack. Und auch bei anderen Holz-Produkten ist es mittlerweile knapp. "Wir haben noch einige Holzbriketts, Brennholz ist momentan ebenfalls nicht erhältlich."
Viele Heizungswechsel
Auch Armin Leitgeb, Gremialobmann des Energiehandels in der Wirtschaftskammer Kärnten, sieht die momentane Situation als riesengroßes Problem. "Sehr viele Menschen haben das Angebot der Regierung genutzt und die massiven Förderungen in Anspruch genommen, um von Gas- oder Ölheizungen auf Pelletheizungen umzusteigen", schildert Leitgeb. Dadurch ist jetzt aber die Nachfrage massiv gestiegen, ohne dass diese bedient werden könne. "Ich habe eine Zahl von etwas über 100 Pelletheizungen pro Tag im Kopf, die neu verbaut werden", bestätigt Geschäftsführer Pagitz.
Export als Problem
Einen Grund für diesen Engpass und die dadurch entstandene explosionsartige Preissteigerung vermutet Pagitz darin, dass vermehrt Rundholz ins Ausland exportiert wird. "Dadurch fallen bei uns auch weniger Sägespäne an, die zu Pellets verarbeitet werden können", bemängelt der Geschäftsführer. Auch die Briketts sind von diesem Problem betroffen.
Ungewisse Bestellungen
Durch die Lieferschwierigkeiten kommt es auch dazu, dass Vorbestellungen nur bedingt Rechnung getragen werden kann. "Kunden können keine Pellets mehr bestellen, sie können sich nur bei den verschiedenen Lieferanten auf Wartelisten setzen lassen. Sie bekommen weder einen Preis noch ein konkretes Lieferdatum. Wenn der Lieferant dann in der Lage ist, zu liefern, ruft er eine Woche vorher den Kunden an und nennt den Preis. Der Kunde kann dann entscheiden, ob er das will oder nicht", erklärt Leitgeb. "Wir wissen aber nicht, wann wir die Pellets bekommen, das kann in einem Monat sein oder aber auch in drei Monaten", ergänzt Pagitz.
Heizung testen
Für Kunden, die dieses Jahr auf eine Pelletheizung gewechselt haben, empfiehlt Pagitz einen Probelauf, solange die Heizung noch nicht notwendig ist. "Pelletheizungen sind träger als Ölheizungen und brauchen länger, um die entsprechende Wärme zur Verfügung zu stellen." Am besten sei es, einige Säcke Pellets zu kaufen und die Heizung und auch das Fördersystem der Heizung auf Herz und Nieren zu prüfen.
Tausch überdenken?
"Wenn das Heizsystem noch nicht getauscht worden ist, dann würde ich persönlich mich nicht trauen, jetzt eine Ölheizung gegen eine Pelletheizung zu tauschen und dann keine Pellets zu haben", rät Leitgeb zur Vorsicht beim Heizungstausch. "Heizöl ist bei uns ohne Probleme lieferbar, mit einer Lieferzeit von zwei bis drei Wochen ist das gerne möglich", erklärt Pagitz.
Weiterhin angespannte Lage
Hoffnung auf Entspannung hat Leitgeb nicht. "Jetzt ist es noch heiß draußen und viele sind gelassen. Aber wenn dann Oktober ist und Sie haben nur 15 Grad in der Wohnung und keine Pellets im Lagerraum, dann werden wir ein riesiges Debakel erleben."
Übereinkauf als Problem
Pagitz sieht auch ein Problem bei Leuten, die mehr Pellets einlagern, als sie benötigen. "Wenn Leute nur fünf Tonnen brauchen für den Winter und für mehr Platz haben, lagern sie auch mehr ein, um sicher zu sein", sagt der Geschäftsführer des Baustoffhandels. Damit nimmt man allerdings wieder anderen Pelletheizungsbesitzern den Brennstoff weg.
Import aus Übersee
Einige Lieferanten überlegen laut Leitgeb sogar einen Import aus Nordamerika. "Das widerspricht aber jedem Umweltgedanken. Man kann nicht auf der einen Seite argumentieren, dass man mit Pellets einen nachwachsenden Brennstoff hat, der umweltfreundlich ist, und auf der anderen Seite die Pellets über den großen Teich hierherschicken", kritisiert der Gremialobmann.
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