Familienfreundliche Gemeinden
Ist die Zertifizierung nur ein Mascherl?

Vzbgm. Astrid Brunner, Bgm. Herbert Gaggl und Liane Oswald freuen sich über die Auszeichnung für Moosburg. In der Marktgemeinde gilt diese bis zum Jahr 2024. | Foto: Privat
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  • Vzbgm. Astrid Brunner, Bgm. Herbert Gaggl und Liane Oswald freuen sich über die Auszeichnung für Moosburg. In der Marktgemeinde gilt diese bis zum Jahr 2024.
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Drei Gemeinden mit abgelaufenen familienfreundlichegemeinde-Zertifikat: Keutschach/See, Maria Saal und Köttmannsdorf haben kein gültiges Zertifikat. Klagenfurt noch heuer zertifiziert.

KLAGENFURT, KLAGENFURT-LAND. In Zeiten von Brain-Drain, Abwanderung und Gemeinden, die mit leeren Ortskernen zu kämpfen haben, wird versucht, mit verschiedenen Maßnahmen diesen Negativentwicklungen entgegenzusteuern. Denn die Menschen zieht es immer mehr in die Ballungsräume – in Kärnten sind das Villach und Klagenfurt. Hier setzt die Zertifizierung "familienfreundlichegemeinde" der Familie & Beruf Management GmbH, die auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene wirkt, an. So weit, so gut.

Im Bezirk Klagenfurt-Land sind neun der neunzehn Gemeinden mit diesem Zertifikat versehen. Das Zertifikat hat eine Gültigkeit von drei Jahren. "Wenn eine Gemeinde sich nach drei Jahren für eine Re-Zertifizierung entschließt, dann verlängert sich das Zertifikat um weitere drei Jahre, wenn sie sich dagegen entscheidet, dann läuft das Zertifikat ab", erklärt Andrea Bradasevic vom Netzwerk "Unternehmen für Familien".

Nicht auf Agenda

Blickt man in die Region Klagenfurt-Land, fällt auf, dass drei der neun Gemeinden nicht mehr zertifiziert sind. Maria Saal, Köttmannsdorf und Keutschach/See haben keine gültigen Zertifizierungen mehr. In Maria Saal und Köttmannsdorf sind diese seit fünf Jahren abgelaufen. Keutschach/See hat seit 2021 keine Zertifizierung mehr. Fragt man bei den Gemeindechefs nach, macht sich Verwunderung breit. "Das wundert mich jetzt. Wir sind doch ausgezeichnet und haben alle Nachweise. Wir haben sogar mehr getan, wieder z.B. eine KITA eröffnet, Sporttage, Sommerbetreuung, viele Sportvereine und eine zentrale Pflichtschule", sagt Köttmannsdorfs Bürgermeister Josef Liendl (ÖVP). Genauso verwundert zeigt sich Maria Saals Bürgermeister Franz Pfaller (SPÖ), der auf Nachfrage der Woche den Status nicht kennt. Dass die Gemeinden mit Kindergärten, Kitas, Sporttagen, Errichtung von Kinderspielplätzen viel für Familien tun, steht außer Frage. "Bei den Kosten für die Kinderbetreuung sind wir im unteren Drittel", verteidigt Liendl die Gemeindepolitik. "Die Zertifizierung ist nicht untergegangen, im Familienausschuss wurde darüber letztes Jahr gesprochen, die zuständige Sachbearbeiterin ist in Karenz. Wir holen das wiederkehrende Audit nach. Die Zertifizierung soll nicht nur ein Logo sein, wir wollen das leben", sagt der Maria Saaler GR und Familienausschussobmann Stefan Wakonig (SPÖ) auf unsere Nachfrage.

Noch heuer gültig

Kärntens Hauptstadt hat noch dieses Jahr die Zertifizierung, aber auch Familienreferentin Corinna Smrecnik (SPÖ) wird erst durch die Woche-Recherche darauf aufmerksam, dass der Status ohne eine Re-Zertifizierung heuer abläuft. Wie auch in den anderen Gemeinden, kann man der Landeshauptstadt nicht vorwerfen, dass sie nichts für Familien tun würde. "Die Kinderbetreuung Funtastico, die ersten Klagenfurter Spieletage 2022, Ludothek – wir bauen das Angebot für Kinder kontinuierlich aus. Aber Klagenfurt ist nicht nur eine kinderfreundliche Stadt, sondern vor allem auch eine familienfreundliche, mit Angeboten für Groß und Klein, wie ‚Hoch hinaus, kreuz & quer‘, die am besten in der Gemeinschaft genossen werden. Eines meiner zentralen Herzensanliegen ist es, diese Angebote noch weiter auszubauen, um zur familienfreundlichsten Stadt Österreichs im Herzen der kinderfreundlichsten Region Europas zu werden", so Smrecnik.

Dreijähriger Prozess

Der österreichische Gemeindebund und das Bundeskanzleramt sind Kooperationspartner der Zertifizierung familienfreundlichegemeinde. Familie & Beruf Management GmbH mit Sitz in Wien, die den gesamten Prozess betreut. "Ziel der Zertifizierung ist es, das Vorhandenseinfamilienfreundlicher Maßnahmen in der Gemeinde
zu identifizieren und den Bedarf an weiteren zu ermitteln", heißt es in einer Erklärung. Entschließt sich eine Gemeinde am Prozess mitzumachen, entwickelt eine überparteiliche Projektgruppe neue Maßnahmen zur Erhöhung der Familienfreundlichkeit. Innerhalb von drei Jahren müssen die gesetzten Ziele erreicht werden. Abschließend kommt es zu einer Begutachtung des zuständigen Bundesministerium und zur Auszeichnung mitdem staatlichen Gütezeichen.

Zehn Schritte zum Siegel

Sichtbar wird der Prozess u. a. am Zusatzschild, das am Ortsschild angebracht werden kann. Rund 600 österreichische Gemeinden sind bereits ausgezeichnet. Hat sich eine Gemeinde dazu entschlossen, gilt es ein Zehnstufenprogramm zu absolvieren. U. a. sind die Teilnahme eines Zertifizierungsseminars, ein positiver Gemeinderatsbeschluss, die Feststellung des Ist-Standes, ein Bürgerbeteilungsprozess, die Feststellung der Leistungen sowie ein positiver Gemeinderatsbeschluss zur Umsetzung der familienfreundlichen Maßnahmen notwendig. Nach Erhalt eines Grundzertifikats haben Gemeinden drei Jahre Zeit die Maßnahmen umzusetzen, nach Erhalt des Zertifikats hat dieses eine Gültigkeit von drei Jahren, es gibt die Möglichkeit einer Re-Zertfizierung.

Zur Sache

Familienfreundliche Gemeinden im Bezirk: Keutschach am See bis 2021, Köttmannsdorf bis 2017, Krumpendorf bis 2022, Ludmannsdorf bis 2023, Klagenfurt bis 2022, Marktgemeinde Maria Saal bis 2017, Marktgemeinde Moosburg bis 2024, Poggersdorf bis 2024, Marktgemeinde Schiefling am Wörthersee bis 2023, Stadtgemeinde Ferlach bis 2022.

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