Kläranlage Neu in Klagenfurt sollte in fünf Jahren starten

- <f>Die Kläranlage am Südring</f> ist v. a. im Sommer am Limit, nun wird Kapazitätsbedarf für Neubau oder Sanierung geprüft
- Foto: Stadtpresse/Burgstaller
- hochgeladen von Verena Polzer
Schon lange wird über den Neubau der Kläranlage diskutiert. Germ: "Am bestehenden Standort ist effektivste Variante."
KLAGENFURT (vep). 2017 feierte die Kläranlage am Südring ihr 50-Jahr-Jubiläum. Seit damals ist die Notwendigkeit, die in die Jahre gekommene Kläranlage zu sanieren bzw. neu zu errichten, wieder stärker in den Fokus gerückt. "Weil wir die Kapazitätsgrenze erreicht haben, im Sommer durch Spitzen zum Teil überlastet sind und der Zuzug in die Ballungsräume weiter zunimmt, müssen wir für einen gesichterten Betrieb in der Zukunft bald etwas unternehmen, natürlich im besten Einvernehmen mit den elf beteiligten Gemeinden und vor allem mit der besten Lösung für die Bürger", sagt der zuständige Referent, StR Wolfgang Germ. Im Raum stehen nach wie vor eine Sanierung oder ein Neubau der Kläranlage, wobei der Neubau als wahrscheinlicher gilt.
Neubau am Standort
Wenn Neubau, dann am bestehenden Standort, sagt Germ und begründet das folgend: "Im südlichen Teil des Geländes wäre genügend Platz, die alte Anlage könnte später für Rückhaltebecken genutzt werden. Zudem sind am bestehenden Standort alle Widmungen vorhanden und die Umweltverträglichkeitsprüfung wäre einfacher." Andere Neubau- oder Ableitungsvarianten wären teurer, eine Sanierung der bestehenden Anlage - wenn mit allem Drum und Dran - ebenso, diese könnte zudem den laufenden Betrieb beeinträchtigen. Und es gibt einen Riskiofaktor, informiert Abteilungsleiter Karl Weger: "Wir wissen nicht um den Zustand der alten Leitungen, die unteririsch verlaufen." Bei einer Sanierung müsste man also riskieren, dass die Leitungen weitere Jahrzehnte halten oder alle aufgraben. Dann käme der Neubau aber fast billiger.
Baustart in rund fünf Jahren
Eines sei laut Germ klar: "Die tatsächliche Entscheidung muss noch in dieser Regierungsperiode, also bis 2021 fallen, in etwa fünf Jahren sollten wir dann aber auch zu bauen beginnen, damit der Betrieb und die Reinigung der Abwässer weiter so reibungslos laufen kann. Die bestehende Anlage ist zwar in einem guten Betriebszustand, aber ewig hinauszögern können wir das nicht mehr", sagt Germ.
Zwar halte die Betonsubstanz noch etwa 30 Jahre durch, informiert Abteilungsleiter Karl Weger, jedoch würden die Maschinen früher kaputt und auch die Kapazität sei ein Problem.
Kosten könnten durch Neubau deutlich sinken
Einer der wesentlichen Gründe, die ebenso für einen baldigen Neubau sprechen, seien die sehr hohen laufenden Kosten, die derzeit durch die veraltete Anlage anfallen. Jährlich sind das derzeit fünf Millionen Euro. "Um 20 bis 30 Prozent weniger könnte man dann rechnen", sagt Weger. Bei fünf Millionen keine Kleinigkeit. Vor allem, weil man in der derzeitigen Anlage ständig Grundwasser abpumpen müsse, sei der Betrieb so teuer. Weger: "Bei einem Neubau würden die Becken auftriebsicher gebaut. Das Grundwasser, das jetzt nach oben gegen die Becken drückt, müsste dann nicht mehr kostenintensiv abgepumpt werden."
Kapazitätsprüfung bis Jahresende
Um Klarheit über den tatsächlichen Kapazitätsbedarf für die Klagenfurter Kläranlage zu erhalten, läuft gerade eine hydraulische Leistungsberechnung. "Die Einwohnerwerte der derzeitigen Anlage liegen bei 300.000, sind aber wie gesagt grenzwertig und am Limit", sagt Germ. Wird die Anlage neu gebaut, wird eine Kapazität für 350.000 Einwohner ins Auge gefasst. Jedoch: "Nachdem wir z. B. bei Kanalsanierungen laufend Maßnahmen ergreifen, die die Kläranlage wieder stärker entlasten, wird nun geprüft, ob 350.000 überhaupt notwendig sind", informiert Germ. Die Ergebnisse sollen bis Jahresende vorliegen.
Neue Anlage für 100 Mio. Euro
Der Neubau der Anlage jedenfalls würde etwa 100 Mio. Euro kosten. "Die Abteilung hat Rücklagen, mit Rechnungsabschluss 2018 werden das im Kanalbereich 80 Mio. Euro sein, im Bereich Müll noch einmal 20 Mio.", sagt Germ. Förderungen gäbe es von Bund und Land, den Rest tragen der Wasserverband Wörthersee Ost sowie die Stadt - letztere etwa 70% der Kosten nach Abzug der Förderungen.
Zur Sache: Klagenfurts Abwässer
70 % der Abwässer in der Kläranlage kommen aus Klagenfurt, der Rest aus den Umlandgemeinden Krumpendorf, Pörtschach, Techelsberg, Keutschach, Schiefling, Maria Wörth, Ebenthal, Maria Saal, Moosburg, Maria Rain und Köttmannsdorf.
Drei Viertel der Abwässer stammen aus Haushalten, der Rest von Betrieben.
10.000 Tonnen Klärschlamm fallen durch die Reinigung jährlich an, er wird von einem externen Entsorger kompostiert.
Das entstehende Klärgas wird in Strom für das Betriebsgelände umgewandelt. Die Abwärme wird zum Heizen verwendet.
Mehr Beiträge im Rahmen unseres Schwerpunktes "Leben mit Wasser" finden Sie hier.


Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.