KLAGENFURTER Leben
Klagenfurt - Stadt der Innovationen?

Die Straßenbahn musste in den 1950er Jahren der Vision einer „autogerechten Stadt“ weichen.  | Foto: TAÖ
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  • Die Straßenbahn musste in den 1950er Jahren der Vision einer „autogerechten Stadt“ weichen.
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Fortschritt und Innovation stehen nicht gerade für die Vergangenheit der Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt.

Bereits Eduard Hanslick erwähnte in seinen Klagenfurter Memoiren aus den Jahren 1850-52 die Rückständigkeit und Tristesse der Stadt. Die Waisenhauskaserne, in der Waisenkinder in der Zeit von Maria Theresia zur Arbeit angehalten wurden, oder die Tuchfabrik der Gebrüder Moro in Viktring blieben Ausnahmen. „Als 1863 die Eisenbahn die Kärntner Landeshauptstadt erreichen sollte, verwehrten die Bürger den Bau der idealen Trasse. So wurde der Hauptbahnhof in der benachbarten Stadt St. Ruprecht angelegt – einen Kilometer vom Zentrum entfernt – und nicht, wie von den Planern gedacht, südlich des heutigen Landeskrankenhauses“, erzählt Historiker Johannes Lebitsch. Auch bei der Einführung der Volksküche gab es Gegenwehr der Gastronomen. „Als Armenhilfe gedacht, protestierten die Klagenfurter Wirte gegen diese im Benediktinerkloster etablierte Einrichtung für die ärmeren Schichten. Viele Wirte sahen sich schon am Bettelstab, zumal das Essen der Volksküche sehr gut und nahrhaft war, und das bei günstigsten Preisen“, so der Administrator der Alten Ansichten. Im Jahr 1891 kam die Straßenbahn nach Klagenfurt. Technisch wäre bereits eine elektrische Variante möglich gewesen. Klagenfurt entschied sich aber für eine Pferdetramway. „Die war schon bei der Eröffnung eigentlich überholt. Aber da die damaligen Ratsherren nichts mit dem ‚Elektrischen‘ zu tun haben wollten, mussten Pferde die Wagen ziehen. Auch deswegen kam der elektrische Strom erst relativ spät in die Klagenfurter Haushalte, das bekanntere Gaslicht tat es ja auch“, verrät Lebitsch.

Steine im Weg

Wenn die Klagenfurter Politiker anno dazumal einmal innovativ sein wollten, dann funkten ihnen andere mächtige Institutionen dazwischen. „So wie beim ‚interkonfessionellen‘ neuen Friedhof in Annabichl im Jahr 1900. Da es keine separierten Gruppen für die Konfessionen mehr geben sollte – damals revolutionär – weigerte sich der Bischof von Gurk jahrelang, den Friedhof zu weihen“, so der Historiker.

Innovative Bürgermeister

„Erst die beiden Bürgermeister Bercht und Metnitz konnten einige wirkliche innovative Schritte in Klagenfurt setzen. Einmal die elektrische Straßenbahn 1911 und dann der gegen großen politischen Widerstand betriebene Ankauf von Gründen im Westen der Stadt – damit Klagenfurt endlich wirklich ‚am Wörthersee‘ lag. Die Stadtgrenze zu Krumpendorf verlief in Höhe der heutigen Paternionerbrücke, die Ostbucht war also Krumpendorfer Gemeindegebiet“, weiß Lebitsch.

Knappes Budget

Die 1920er und 1930er Jahre waren geprägt von Budgetknappheit, Arbeitslosigkeit und wenig Perspektiven. „Der Bau des Klagenfurter Strandbades war eine der wenigen großen Errungenschaften jener Tage. Erst 1938 wurde wieder großzügig geplant. Die Nationalsozialisten waren innovativ – zumindest am Papier. Das Seedreieck sollte mit einem großen Stadion, Reit- und Laufarena sowie Spielfeldern für verschiedenste Sportarten eine kleine olympische Stadt werden; die Seetramway sollte unter dem Stadion hindurchfahren. Waidmannsdorf sollte zur ‚Neustadt‘ werden, durchzogen von Kanälen, die vom Lendkanal her gegraben werden sollten. Das Strandbad sollte bis zur heutigen Schiffswerft erweitert werden, der Lendkanal ab der Paternionerbrücke neu angelegt und als Ruderregatta-Strecke verwendet werden. Tausende neue Wohnungen sollten gebaut werden. Es ist mühsig zu erwähnen, dass nichts von diesen Projekten verwirklicht wurde – abgesehen von der Eingemeindung großer Flächen rund um die Stadt, um ‚Gauhauptstadtgröße‘ zu erreichen“, berichtet Lebitsch.

Kriegsende

Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau mit einigen fragwürdigen „Innovationen“ wie beispielsweise dem Ziel einer autogerechten Stadt. „Dafür mussten schöne Alleen und die Straßenbahn weichen. Auch viel alte Bausubstanz wurde zerstört und durch nichtssagende Neubauten ersetzt“, so der Historiker. Den ersten wirklichen Innovationsschub erlebte Klagenfurt ab den 1970er Jahren durch die Universität und viele Wohnbauprojekte. „Unter Bürgermeister Leopold Guggenberger wurden viele Schritte der Modernisierung gesetzt; vieles war trotz knapper Budgets umsetzbar. Seine Nachfolger verrannten sich dann aber oftmals in Prestigeprojekte, deren Kosten aus dem Ruder liefen und die Stadt mehr als einmal dem budgetären Kollaps näherbrachten,“ so Lebitsch abschließend.

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