Am Wörthersee ist was los
Spielregeln auf dem Wasser

- Segeln am Wörthersee. Philipp Novak informiert, wer Vorrang hat und wo Gefahren lauern.
- Foto: Privat
- hochgeladen von Sabrina Strutzmann
Sommer, Sonne, Badespaß. Am See ist heuer richtig was los. Doch wer darf eigentlich mit welchem Boot fahren und wer hat Vorrang? Wir haben nachgefragt.
WÖRTHERSEE. Die sommerlichen Temperaturen treiben viele Einheimische und auch Urlauber ins Wasser. Zahlreiche Bäder rund um den Wörthersee melden gerade heuer Rekordzahlen an Besucher. Wichtigste Regel rund um Corona: Abstand halten. Damit dies gelingt, leihen sich viele ein Tret-, Ruder- oder Elektroboot. Auch Stand-up-Paddleboards (SUP´) sieht man immer häufiger mitten am See. Damit alle Wassersportler und Bootsfans ihre Zeit auf und im Wasser gleichermaßen genießen können, gibt es jedoch auch einige Regeln zu beachten.
Viele wissen Vorrangregeln nicht
Philipp Novak ist zuständig für die Pressearbeit vom Kärntner Yachtclub Klagenfurt (KYCK). Der 59-Jährige ist im Zivilberuf Lehrer und Buchautor. Das Segeln begeistert Novak bereits seit 1975, die Regeln am Wasser sind ihm nur zu gut bekannt, vielen Laien jedoch nicht.
Der KYCK besteht seit 1928. "Unser Ziel ist es, junge Segler zum Regattasport zu bringen", so Novak. Allein in den letzten zwei Jahren hat unser Nachwuchsleiter Christian Egger über 120 Kinder und Jugendliche im Club seglerisch betreut. "Wir sind aber auch ein Club, bei dem Menschen bis zum Alter von 80 plus ihrem Hobby engagiert nachgehen können", so Novak. Der KYCK zählt derzeit rund 300 Mitglieder. Obmann ist Martin Kropfitsch.
"Wir Segler kommen mit der Berufsschiffahrt sehr gut klar. Schwierig wird es bei Tretbooten, Elektrobooten (bis fünf PS führerscheinfrei) und ,Slups‘", informiert der Segler. Diese “Freizeitkapitäne” kennen die Vorrangregeln selten, dabei sind sie sehr einfach: Schwimmkörper (Luftmatratze, Schlauchboote, “Slups”), Tretboote, Ruderboote, Motorboote aller Art (ausgenommen Linienschiffahrt und Einatzfahrzeuge) haben gegenüber Segelbooten Nachrang, also eine Ausweichpflicht. "Meist achten die Segler aus Eigeninteresse darauf, dass nichts passiert. Aber verlassen sollte man sich nicht darauf", betont Novak.
Größtes Problem: Schwimmer
Ein großes Problem stellen Schwimmer dar. Viele queren den See oder Bojenfelder, ohne sich ausreichend sichtbar zu machen – etwa mit Schwimmbojen, bunten Badehauben oder im Idealfall mit einem Begleitboot. "Schwimmer sind von Schiffsführern deren Boot unser Segel steht sehr schwer zu erkennen", sagt Novak. Gerade in Bojenfeldern, wo Segelboote an- und ablegen, wird es oft eng, wenn man Schwimmer zu spät sieht. Der Experte hat auch einen klaren Vergleich: "Schwimmen durch ein Bojenfeld bei Wind ist vergleichbar mit einem Spaziergang auf einer stark befahrenen und unübersichtlichen Straße. " Viele Schwimmer ignorieren, dass im 100 Meter Umkreis von Marinas und Dampferanlegestellen ein absolutes Badeverbot gilt. Oft dümpeln Schwimmer auch an Bojen und blockieren sie für Segler, die anlegen wollen. "Bei Leichtwind ärgerlich, bei Starkwind aber gefährlich", sagt Novak. Auch er bestätigt, dass heuer mehr los ist am See: "Aber in der Ostbucht ist traditionell weniger Verkehr im Wasser als in Velden. Es herrscht ein gutes Miteinander, Konflikte gibt es am ehesten mit älteren Schwimmern, die das Risiko, das sie eingehen nicht erkennen wollen. "
Segelscheine & Co
Segelboote dürfen, je nach Größe und Ausstattung, führerscheinfrei bewegt werden. Allerdings geben Verleiher meist nur Boote her, wenn man einen Segelschein vorweisen kann.
E-Boote bis 5 PS sind ebenfalls ohne Führerschein zu fahren.
Über 5 PS gibt es verschiedenste Patente für Motorboote, die man im Rahmen einer Prüfung erwerben kann. Der KYCK bietet einmal im Jahr ein "Optiwoche" für Einsteiger an, Trainingswochenenden gibt es nach Vereinbarung. Segelkurse werden nicht mehr angeboten.
Jeden Freitag um 17 Uhr organisiert Patrick Olsacher eine Freitagsregatta in der Ostbucht. Dabei wird sportliches Segeln zwanglos geübt. Hier gibt es auch die Gelegenheit für Interessierte, mitzusegeln, etwa im Rahmen des Sportschnupperns der Stadt Klagenfurt, oder gegen Voranmeldung.
Altersbeschränkungen
Bei der Steuerung von Booten gibt es zudem Altersbeschränkungen. Segelboote dürfen von Jugendlichen ab 14 Jahren alleine gesteuert werden, zuvor nur unter Aufsicht und mit Schwimmweste. Ruderboote dürfen schon ab 12 Jahren alleine gefahren werden. Motorboote mit weniger als 4,4 KW dürfen ab Vollendung des 16. Lebensjahres bedient werden. Elektroboote mit weniger als 500 Watt ab 12 Jahren.
"Bei Gewitter hat man am See nichts verloren"
"Es ist wie in den Bergen. Bei Gewitter hat man am See nichts verloren", betont Novak. Starkwind, den lieben viele Segler, ist für Tretboote und “Slups” oft schon ein Grund nicht auszulaufen. Wichtig ist, auf die Bootsverleiher hören und das Wetter beobachten – eher früher ans Ufer kommen als zu spät. Routinierte Segler kommen mit Sturm gut zurecht, Anfänger haben oft schon bei geringeren Windstärken Probleme. Es ist wichtig, das eigene Können und das Verhalten des Bootes richtig einzuschätzen. Für Hobbysportler auf Schwimmkörpern und Leihbooten sollte gelten: Ausweichpflicht beachten. Novak hat noch einen Tipp: "Wenn der See Schaumkronen wirft ist es höchste Zeit, ans Ufer zu kommen."
Der See ist gefährlich
Der größte Irrglaube? "Der See sei ungefährlich." Wasser, Hitze, Wind, Wellen, Strömungen, mangelnde Kondition (Schwimmer), Alkohol (Tretbootbesatzungen), Bootsverkehr sind gefährliche Parameter. Jeder einzelne Faktor ist überschaubar, aber wenn mehrere Faktoren zusammenkommen kann es auch tödlich werden. "Wassersport ist gefährlich, für alle", so Novak.
Die Vorrangpyramide: Wer am See Vorrang hat
1. Absoluten Vorrang haben Einsatzfahrzeuge im Einsatz (Wasserrettung, Polizei)2. Linienschiffe und Fähren sowie das Tankstellenboot für Motorboote (sie alle sind gekennzeichnet mit einem grünen "Ball")
3. Floße, jedoch gibt es diese nicht am Wörthersee, wohl aber an der Drau
4. Fischereifahrzeuge (gekennzeichnet mit einem weißen "Ball")
5. Alles, das durch Windkraft betrieben wird: Segelboote, Surfer etc.
6. Alles, das durch Muskelkraft betrieben wird: Ruder- und Tretboote, SUP, etc.
7. Motorboote. Egal, ob das 500-Watt-Elektroboot oder die ganz großen mit über 4,5 KW.
Schwimmer sind eigentlich nur im Bereich der Strandbäder geschützt. Achtung: Wer weit hinausschwimmt, sollte unbedingt etwas mitnehmen, wie ein Surfbrett, Schwimmkissen oder bestenfalls ein Begleitboot. Denn im Wasser können Bootsführer, egal welche, Schwimmer nicht sehen!
Infos zum Kärntner Yacht Club Klagenfurt: www.kyck.at





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