„Zentralmatura wurde nicht optimal gelöst“
Die Zentralmatura rückt immer näher, doch in wichtigen Belangen gibt es Kritik. Ein Interview mit Karl Heinz Rosenkranz, Schulleiter des Lerchenfeld Gymnasiums.
INNENSTADT. „Die Zentralmatura ist prinzipiell gut und international üblich, die Umsetzung ist aber weit von optimal entfernt“, erklärt Karl Heinz Rosenkranz, Direktor des Lerchenfeld Gymnasiums. Die Probleme beginnen schon bei der Auswertung, die „besser zentral erfolgen sollte.“ So bekommt jeder Lehrer ein Raster, nach dem er die schriftlichen Arbeiten beurteilen muss. „Vom Gefühl her weiß man, was ‚sehr gute’ und was ‚gute“ Leistungen sind. Aber ‚kaum’? Solche Sachen sind schwer zu beurteilen, das macht man vielleicht unterschiedlich.“ Rosenkranz wünscht sich ein zentrales Team, das die Arbeiten korrigiert und danach entscheidet, welche Einteilungen es gibt.
Kein Ausbessern möglich
Zukünftig können auch keine schriftlichen Negativleistungen durch mündliche Zusätze ausgebessert werden; Schüler können keine Kompetenzen mehr ersetzen. „Ein Beispiel: Jemand hat eine Jemand hat eine Rechtschreibschwäche, kann aber sehr gut präsentieren. Warum sollte er sich so nicht ausbessern dürfen?“ Jemand mit Rechtschreibschwäche würde kaum zur Zeitung gehen, könnte aber bspw. ein talentierter Moderator beim ORF werden. „Warum soll das nicht mehr funktionieren?“, will Rosenkranz wissen.
Stillstand
Die Reifeprüfung in Mathematik wurde auf Druck der Eltern verschoben, in dieser Zeit hat sich allerdings fast nichts getan. „Wir stehen praktisch am gleichen Stand wie zuvor, die Vorbereitung ist wirklich suboptimal.“ Laut Gesetzt hätte die erste Oberstufe 2016/2017 drankommen sollen. „Jetzt hat sich die Ministerin anscheinend beweisen müssen und das vorverlegt. Das ist wie das Wechseln der Pferde mitten im Fluss. Und wir wissen ja, wie gut das funktioniert.“
Falsche Herangehensweise
Die schriftliche Englisch-Matura verlief sehr gut, trotzdem gibt es laut Rosenkranz Grund zur Sorge. „Mit der Zentralmatura trainiert man auf bestimmte Fragestellungen hin. Es geht um richtig oder falsch. Wie oft braucht ich das im richtigen Leben?“ Das Wissen der Schüler ließe sich damit nur bedingt abprüfen.
St. Paul ist bisweilen die einzige Schule in Kärnten, die bereits die Zentralmatura durchführt. „Sie werden das auch gut machen, sie sind dafür gut vorbereitet“, ist Rosenkranz zuversichtlich. Trotzdem bleibt ein schaler Nachgeschmack. Die Zentralmatura liefert gute Ansätze, scheitert aber, so Rosenkranz, in manchen praktischen Bereichen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.