Unterwegs im Lendhafen-Viertel
Der Kornbube

8Bilder

Der Lendhafen entstand im 16. Jahrhundert, als die Stadt durch eine Wasserstraße mit dem Wörthersee verbunden wurde. Die damit entstandene Verbindung zum See, galt von Anfang an als wichtiger Transportweg. 1580 wurden zur Unterstützung sogar venezianische Gondoliere geholt.  In früheren Jahrhunderten war das Lendhafenviertel einer der geschäftigsten Orte Klagenfurts, denn die vom See transportierte Ware wurde hier sofort zum Verkauf angeboten.

Zur Zeit wird das Viertel intensiv "entwickelt" und Realitätenvermittlerinnen und -Vermittler,  Interessengemeinschaften, KMU's und Künstlerinnen und Künstler entwerfen das Hologramm eines pulsierenden Zentrums im urbanen Bereich.

Der Hafen hat über die Jahrhunderte schon viele Originale gesehen, der Zwiebel-Pepe war eines, ebenso die Ratsch-Thresl.  Im 1983 Jahr kam einer mit achtundzwanzig Jahren im Viertel an, der beim Bäcker Schupp sein Handwerk gelernt hatte. Seine Tante und sein Onkel bewirtschafteten seit 1965 einen Biobauernhof in der Steiermark, und er hatte einen für die 1980er Jahre sonderbaren Businessplan: Günther Sommer eröffnete eine Biobäckerei, eine Vollkornbäckerei, als die halbe Stadt die Wörter Bio, Vollwert und Vollkorn, nicht kannte. Es gab damals 36 Betriebe dieser Zunft in Klagenfurt, mit Vollkornmehl buk keiner.

Manche halten ihn für verrückt, aber der Kornbube steht um drei Uhr in der Früh beim Mahlen des frischen Mehls, beim Kneten und beim Backen in seiner schlicht eingerichteten Backstube. Gegen vier Uhr, mitten in der Nacht, riecht die ganze Häuserzeile um die Villacherstraße 7 nach frischem, knusprigen Backwerk und die ersten Nachtschwärmer sehen durch die Scheiben der Backstube verwirrt auf den Kornbuben, der mit seiner weißen Bäckerschürze im Inneren der Stube werkt. Bald begreifen sie: Nach einer anstrengenden Nacht wirkt Günther Sommers frisches, gesundes Gebäck besser und nachhaltiger auf das Wohlbefinden und dem Kater entgegen, als ein Hering auf Brot mit Zwiebel oder eine leichtes Tomatensupperl es tun.

Das Pferdefuhrwerk

1987 verkauft Günther sein Betriebsauto und galoppiert wochentags mit einem Pferdefuhrwerk noch nächtens zu seinem Start-Up in die Villacherstraße im Lendviertel.  "Jetzt dreht der völlig durch," heißt es in der Stadt.     

Aber bald kommen die Kraftsportler vom damals angesagtesten Fitnesscenter Südösterreichs, dem California, in die Kornstube zum Kornbuben. Richtige Kraftlackel mit Stiernacken, die den Kornbuben um einen Kopf überragen. Das Gebäck von Günther Sommer, vorerst ein Geheimtipp,  ist bald unter Sportlerinnen und Sportlern angesagtest.  Der Kornbube kann von der Bäckerei gut leben. Den Kraftlackeln folgen in den 2000er Jahren filigranere Ausdauersportlerinnen und -Sportler als Kunden,  und bald ist es aber so etwas von hipp und schick und nachhaltig bei Günther Sommer einzukaufen, dass auch Porsches und Lamborghinis vorfahren und auf dem schmalen Streifen parken, wo einst des Kornbuben Pferdegespann stand.

Backkurse und Exkursionen

Günther gibt nun Backkurse, er macht ganz Schulklassen mit Bioproduktion von gesunden Lebensmitteln bekannt: Frisch gemahlenes Mehl, selbst gemachter Sauerteig und warmes Wasser – mehr brauche es nicht für ein gutes Brot.

Im Vorjahr bekommt er vom Bürgermeister zum 40-Jahr Jubliläum seiner Bäckerei eine Ehrenurkunde der Landeshauptstadt überreicht. Stolz zieht der Kornbube ein kilometerlanges Transparent quer über den Eingang und die Fenster der Backstube und des Verkaufsraums in der Villacherstraße 7 auf, und es entspricht ganz seinem Naturell, was die erstaunten  Passantinnen und Passanten da lesen:  "40 Jahre Kornstube lebet hoch!". Eine Kampfansage. Eine Maxime. Mit Ausrufzeichen!

Während Apostel, die nicht aus dem Viertel stammen, die Kunst,  die Kultur und ein modernes Stadtleben mit urbaner Attitüde ausrufen, denkt der Kornbube schon wieder weiter und in gänzlich anderen Dimensionen:  Er will seine Backstube ohne Fremdenergie betreiben. Zu diesem Behuf möchte er Mühle und Mischer mit einem Fahrrad antreiben.  Derzeit sucht er einen Maschinisten, der ihm das zusammenbauen wird.

Seine beiden kleineren Kinder gehen noch zur Schule, aber eines Tages sollen sie den Betrieb von den Eltern übernehmen. Heute kann man die heimischen Bäckereien in Klagenfurt an einer Hand abzählen. Der Kornbube steht noch immer in der Backstube in der Villacherstraße. 3 Uhr in der Früh ist eine angenehm stille Zeit“, sagt der Bäckermeister.

Vegane Bäckerei Schwarzbrot in Wien, Günthers Sohn Sebastian als Inhaber

 Sebastian Sommer (Sebi) hatte die Möglichkeit, die ehemalige Bäckerei Kornradl im 7ten Wiener Gemeindebezirk zu übernehmen. Der Vorgänger Dieter Smolle hatte diese im Jahr 2000 eröffnet, nachdem er von Kärnten nach Wien umsiedelte. Dieter, davor Einzelhändler, hat als “Spätberufener” seine Lehr-und Gesellen-jahre in der Bäckerei Kornstube in Klagenfurt geleistet. Der Inhaber dieser Bäckerei war Günther Sommer (Sebastians Vater).

Nach einer Bäcker-/Konditorlehre machte sich Sebi auf, um in diversen Betrieben in Wien, Italien, Klagenfurt und auf den Bermudas Erfahrungen zu sammeln und im Anschluss die Prüfung zum Bäckermeister zu machen. Dann tat sich die Möglichkeit eines Marktstandes am Backen und Verkaufen von Gebäck, Pizza und Kuchen. Aus diesem Standplatz wurden unter anderem auch mit Hilfe von Igor Ogris mehrere und es war Sebastian möglich von diesem Firmenkonstrukt zu leben.

Über sechs Jahre später bekam er die Möglichkeit, die bereits erwähnte Bäckerei Kornradl zu übernehmen. Da sowohl Dieter Smole, als auch Sebastian den gleichen Lehrmeister hatten (es lagen jedoch 20 Jahre dazwischen) und Sebi (damals 5), Dieter (damals 30) sich noch in Erinnerung hatten, war eine gemeinsame Gesprächsbasis sofort gefunden. Die dreijährigen Verhandlungen zur Übergabe begannen und so entstand die erste vegane Bäckerei in Wien.

Epilog

Um mit Jörg Fauser zu schließen: 

Ich habe in [ihm] immer einen Rebellen gesehen – eine sicher naive Betrachtungsweise; was ist schon ein Rebell? In einer Welt, in der es von Revolutionären nur so wimmelt, ist der Rebell der Mann von gestern, der Konservative. 
So gilt für den Kornbuben: 

"If I am not for myself, who will be for me? If I am only for myself, what am I? And if not now, when?”

Auch das macht Günther Sommer aus, dem Mann der vor mehr als vier Jahrzehnten in das Lendviertel kam.

Anzeige
Ein Event für alle: THE LAKE ROCKS SUP FESTIVAL am Faaker See vom 9. -14. Mai.  | Foto: Andy Klotz Fotografie
24

THE LAKE ROCKS SUP Festival 2024
Paddelspaß für alle am Faaker See

Die Stand Up Paddel Welt blickt Anfang Mai wieder auf den Faaker See und macht das THE LAKE ROCKS Festival zu einem Event für jedermann: Es lädt zum Anfeuern, Ausprobieren und Mitpaddeln. FAAKER SEE. Villach wird einmal mehr seinem Ruf als DIE Paddelstadt im Alpen-Adria-Raum gerecht, wenn vom 9. bis 12. Mai 2024 das THE LAKE ROCKS SUP Festival zum dritten Mal in die Draustadt einlädt. Wettkämpfe, Rahmenprogramm und kostenlose Testmöglichkeiten bieten ein abwechslungsreiches Programm für...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.