Unterwegs im Norden der Stadt
St.Veiter Vorstadt: Die Angst vor der Freiheit

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Die St. Veiter Vorstadt gehört zum historischen Stadtgebiet Klagenfurts und umfasst jenes Gebiet, das nördlich der ehemaligen Stadtmauer lag.  Ein altes Herrenhaus steht da und ein alter Gasthof.  Beide haben eine ganz besondere Geschichte.

Das Herbertstöckl

„Auch wenn man nichts weiter ist als ein kleiner Baum im großen Wald, muss man dieser Baum voll und ganz sein“, notierte der brillante spanische Denker, Schriftsteller und Wirtschaftsprofessor José Luis Sampedro. 
Im Herrenhaus, dem Herbertstöckl, am St.Veiter Ring 1 des Industriellen und Mäzens Franz Paul von Herbert treffen sich in den 1790er Jahren österreichische, deutsche und dänische AufklärerInnen und KantianerInnen im Salon. Von Herbert unterstützt Friedrich Schiller finanziell und der Revolutionstheoretiker Johann Benjamin Erhard ist ein ihm enger Freund. Klagenfurt erlebt eine aufklärerische Blütezeit. Diskutiert werden Werte wie Demokratie, Menschenrechte und Geschlechtergerechtigkeit. Das Herrenhaus wird zu einem Zentrum der kärntnerischen Aufklärung und frühen Kant-Rezeption.

Baronesse Maria von Herbert war ein Teil des Herbertkreises. Maria von Herbert indes war nicht die einzige Frau im Zirkel ihres Bruders: Ursula und Babette von Dreer, als große Liebhaberinnen der Kantischen Philosophie“ und auch die junge Elisabeth Söllner geb. Fortschnigg gehört dem Zirkel an. Die damals 22-jährige Maria von Herbert wandte sich angesichts einer öffentlich gewordenen und gescheiterten Liebesaffäre in einem Brief 1791 persönlich an den berühmten Philosophen und bat ihn in einem informellen und durchaus nicht kritiklosen Tonfall um Rat, da offenbar ihre Ehre auf dem Spiel stand. Kant, der von „Frauenzimmern mit gelehrten Ambitionen“ nicht viel hielt, antwortete ihr erst nach einem Jahr in sehr belehrender und abstrakter Form. Daraufhin schrieb Maria
von Herbert ihm noch mindestens zwei weitere Briefe, die nach bisherigen Erkenntnissen jedoch unbeantwortet blieben.

Im Gefolge der österreichischen Jakobinerverschwörung wurde das Herbertstöckl in Klagenfurt von der Staatspolizei durchsucht.  Dabei wurde auch ein Brief Schillers beschlagnahmt. Die Aktivitäten des Klagenfurter Herbert-Kreises wurden von der Polizei beobachtet.  Damit war die Freiheit im Salon massiv eingeschränkt.  1797 sah von Herbert den Einmarsch der Franzosen unter Napoleon in Klagenfurt und emigrierte in der Folge in die Schweiz.
Am 23. Mai 1803 gibt Maria von Herbert im Stückler Stöckl, ihrem neu erworbenen Anwesen in Klagenfurt St.Martin, eine Gesellschaft, ein "Event". Am selben Tag verschwindet sie spurlos.

Der Briefwechsel zwischen Maria von Herbert und Immanuel Kant wird heute international beachtet.  2023 fand  ein internationaler Philosophie-Kongress in St. Andrews/Schottland statt. Das Thema war Kant und Maria von Herbert. 2018 publizierte Saniye Vatansever, Assistenz-Professorin am Philosophie Institut der Bilkent Universität in Ankara, Materialien über Kant und Maria von Herbert, unter anderem auch ein Foto des Maria von Herbert Porträts, das im November 2016 wiederaufgetaucht ist.    

Das Wirtshaus "Zum Weißen Ross"

Beinahe ein halbes Jahrhundert später kam es aufgrund katastophaler Ernten 1847 zu Hungerkrawallen in der Monarchie.  Im März 1848 griffen in Wien Bürger, Studenten und Arbeiter zu den Waffen. In Klagenfurt und Villach formierte sich mit dem Kärntner Volksverein, eine Fraktion im Landtag. Der Verein wird als demokratisch, links und liberal verortet.  Als Mitglieder werden Joseph Janesch, Josef Ratz und Josef Tauerer genannt. Der Verein tagte in der Gaststätte "Zum Weißen Ross" in der St.Veiter Vorstadt. In Wien werden Polizeistuben gestürmt, Fabriken brennen, kaiserliche Beamte gejagt.  Fürst Metternich, der Polizeiminister und der Bürgermeister von Wien werden entlassen.
1849 nach Niederschlagung der Revolution wird der Klagenfurter Josef Ratz steckbrieflich gesucht und zu vier Jahren Haft verurteilt. Später war er mittellos.
Die neue Verfassung brachte Kärnten die Verselbständigung als Kronland.

Die Zukunft des Herbertstöckls und des "Weißen Rosses"

In einer Welt, in der es von Revolutionärinnen und Revolutionären nur so wimmelt, ist die Rebellin die Frau von gestern und der Rebell der Mann von gestern. 
Aber das Herbertstöckl gibt es noch und es steht aktuell vor dem Wiederverkauf. Ein Filmprojekt der Universität Klagenfurt über Maria von Herbert hat 2023 unter anderem auf den Erhalt des unbewohnten, unter Denkmalschutz stehenden Hauses aufmerksam gemacht, das zunehmend verfällt. 

Der Gasthof "Zum Weißen Ross" hat, nachdem es beinahe ein halbes Jahr leer stand,  im August 2023 einen ambitionierten neuen Pächter gefunden.

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