Digitale Hilfe für Zahlen, Daten und Fakten
EC-KAC: Mit Analytics zum Erfolg

- Wir sprachen mit Hannes Biedermann (Leiter für Kommunikation & Internes Monitoring beim EC-KAC) über Analytics und deren Bedeutung im Profibetrieb einer Eishockeymannschaft.
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Beim EC-KAC setzt man für die Spielanalyse und statistische Auswertung von Spielen schon seit einigen Jahren auf digitale Hilfe aus dem Ausland.
KLAGENFURT. Im Gespräch mit Hannes Biedermann, dem Leiter für Kommunikation & Internes Monitoring des EC-KAC, wird schnell deutlich, wie viel Arbeit im Hintergrund geleistet wird. „Wir arbeiten schon seit dem Frühjahr 2017 mit einem Datendienstleister zusammen, der uns z.B. pro Spiel der Kampfmannschaft 8.500 bis 12.000 Zahlen liefert, welche in der Folge von unserer Organisation strukturiert, ausgewertet und aufbereitet werden. Diese enorme Menge an Daten liefert einerseits auf der Mikroebene die Hilfestellung für Analysen durch die Trainer, andererseits auf der Makroebene eine der Grundlagen für Personalentscheidungen. Klar ist für uns aber: Analytics sind nie die Antwort auf ein Problem, aber unerlässlich, um die richtigen Fragen zu stellen“, erklärt Biedermann.
Künstliche Intelligenz
Heutzutage basiert die Datenanalyse zum wesentlichen Teil auf der Verknüpfung von Datensträngen und Videomaterial. Hannes Biedermann geht dazu ins Detail: „Zur Datenerfassung bedient sich unser Dienstleister Künstlicher Intelligenz: In mehreren Layern, die über das Videomaterial gelegt werden, erkennt das System, was auf dem Eis passiert. Eine schier endlose Kette an Algorithmen leitet daraus dann die statistischen Kennzahlen ab“, gibt der KAC-Mitarbeiter, der seit 2014 für den Klub arbeitet, an. Ein Teil dieser Daten fließt in Echtzeit in die Rotjacken-Datenbank, um kurzfristige Schlüsse ziehen zu können, der große Pool erreicht den Klub wenige Stunden nach Spielende. Während die Analyse des großen Berges an Daten vornehmlich für die Entdeckung mittel- und langfristiger Trends herangezogen wird, ist für den Trainerstab die Rückverknüpfung mit den Videosequenzen zentral. „Man kann sich das wie eine möglichst detailreiche Beschlagwortung des Videomaterials bis in seine kleinsten Teile vorstellen. So kann der Coach seine gesammelten Eindrücke digital überprüfen und mit Fakten untermauern, bevor sich eventuell vorschnell subjektive Meinungen verfestigen“, betont Biedermann.

- Technologische Unterstützung bei der Datenerfassung ist im Profibetrieb des EC-KAC heutzutage unumgänglich.
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Auswirkungen auf Personalentscheidungen
Die Technik ermöglicht es dem EC-KAC, nicht nur sein eigenes Spiel detailreich zu sezieren, sondern auch jenes seiner Gegner im Spielbetrieb. Gleichzeitig bildet die Fusion aus Daten und Videomaterial auch eine wesentliche Grundlage für Entscheidungen bei der Zusammenstellung des Kaders. „Der Trainerstab formuliert Personalwünsche nicht auf Einzelpersonen bezogen, vielmehr werden der gesuchte Spielertyp und seine Eigenschaften beschrieben. General Manager Oliver Pilloni strukturiert dann nicht zuletzt auf Basis der Videoanalyse den Markt vor und engt den Kandidatenkreis ein. Ich kann mich in den letzten Jahren an keinen Neuzugang erinnern, den unser GM nicht zuvor in hunderten Clips gesehen hat“, verrät Hannes Biedermann. Damit meint er nicht die gängigen Highlight-Clips, die nur ein verzerrtes Abbild der Realität wiedergeben, sondern das Material aus der Datenbank des Dienstleisters, die jeden Shift von nahezu jedem Profispieler in Nordamerika oder Europa in den letzten Jahren umfasst, also auch die weniger glorreichen.
Neue Zeiten
Im modernen Profieishockey scheinen Klubs, die nicht auf detailreiche Daten- und Videoanalyse setzen, eine aussterbende Spezies zu sein. Biedermann: „Eishockey ist der schnellste Mannschaftssport, den es gibt. Wer behauptet, das Geschehen am Eis in seiner Gesamtheit mit seinen eigenen Augen und bei einmaliger Durchsicht erfassen zu können, der belügt sich selbst. Um das Spiel und das Verhalten von eigener Mannschaft und Gegner entschlüsseln zu können, ist technologische Unterstützung unerlässlich, nur so kann man heutzutage nachhaltig erfolgreich arbeiten.


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