Drei Schichten, ein Siegeszug
Die Firma Hirsch zählt mit ihren Armbändern zu den führenden Unternehmen in Kärnten.
KLAGENFURT. Es war in den bitteren Nachkriegsjahren, als eine echte Kärntner Erfolgsgeschichte ihren Anfang nahm: Mit Lebensmittelmarken erwarb Hans Hirsch Lederteile aus der Kärntner Schuhindustrie - und fertigte gemeinsam mit seiner Frau am Küchentisch die ersten Uhren-Armbänder aus Leder an. Heute, 70 Jahre später, findet man fast auf der ganzen Welt Armbänder aus dem Hause Hirsch. 420 Mitarbeiter sind am Standort in Klagenfurt beschäftigt, der Jahresumsatz beträgt 65 Millionen Euro. Doch wie entsteht ein Hirsch-Armband? Die WOCHE blickte hinter die Kulissen des Unternehmens.
Drei Schichten
"Jedes Armband besteht aus drei Schichten: Aus dem Oberleder, also der Außenseite des Armbandes, aus der Polsterung und aus dem Futterleder, das auf der Haut aufliegt", erklärt Corporate Communications Manager Birgit Nicolelli. Eine einfache Sache, möchte man meinen - doch bis ein Armband fertig ist, sind bis zu 60 Arbeitsschritte nötig. Hirsch fertigt Armbänder unter der eigenen Marke, beliefert aber auch Uhrenhersteller in aller Welt.
Der Kern macht's aus
Im ersten Schritt wird das Futterleder bearbeitet: Vom Leder wird die so genannte Fleischseite abgeschnitten - übrig bleibt ein dünner Streifen des Leders. Doch auch das Leder der Fleischseite wird wiederverwertet: Es wird zerkleinert und dient, in Verbindung mit einem Bindemittel, als Polsterung. "Bei billigen Armbändern wird oft Schaumstoff verwendet, was natürlich gegenüber unserem Lederkern einen gravierenden Nachteil hat: Wenn der Schaumstoff einmal nass wird, wird er hart und beginnt unangenehm zu riechen", so Nicolelli.
Schritt für Schritt
Im weiteren Arbeitsschritt werden die drei Teile, Futter-, Oberleder und Polsterung, zusammengefügt. Und zwar nach einem Prinzip namens "Rembordier-Verfahren", das auf den Firmengründer zurückgeht: Die Teile werden unter Druck und Hitze fasertief miteinander verbunden. Es folgen die Nähte, die Löcher werden ausgestanzt und schlussendlich wird jedes Armband mit einem Hirsch-Stempel versehen. Dann können die Armbänder aus Klagenfurt ihren Weg in die Welt antreten - momentan werden sie in 85 Ländern der Welt vertrieben.
Zur Geschichte
Der Name Hirsch und Lederwaren sind schon seit dem 18. Jahrhundert miteinander verbunden: 1765 kam Johannes Franz Hirsch zur Welt, der in Niederösterreich eine kleine Gerberei und Lederer-Werkstatt besaß. Sein Nachfahre, Hans Hirsch, begann 1945 mit der Herstellung von Uhr-Armbändern. Und 2005 übernahm Robert Hirsch die Geschäftsführung, weshalb im Sommer gleich ein dreifaches Jubiläum gefeiert wird.
Marketing-Könner
Hans Hirsch war nicht nur in Sachen Lederwaren begabt, sondern auch im Marketing. So fiel ihm bei einer Amerika-Reise ein Kaugummi-Automat auf, der mitten auf einem Verkaufspult stand. "Wenn sogar Kaugummis so präsentiert werden - warum nicht auch die Armbänder?", fragte sich Hirsch und entwarf einen "Armband-Automat", mit dem die Armbänder aus der Schublade geholt und sichtbar im Verkaufsraum präsentiert werden konnten.
Zahlen und Fakten
Geschäftsführer: Robert Hirsch
Beschäftigte: 420 in Klagenfurt, 620 weltweit
Umsatz: 65 Millionen Euro
Points of Sale: ca. 16.000 weltweit
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