Einbruch wie 2008 droht heuer nicht
Sparkasse-Vorstand Semmelrock-Werzer kritisiert die Politik und fordert Disziplin.
Die Politik agiert viel zu lasch“, kritisiert Gabriele Semmelrock-Werzer, Vorstand der Kärntner Sparkasse. „In Westeuropa ist niemand bereit, Einschnitte hinzunehmen – anders als in Zentral- und Osteuropa.“ Ohne Reformen werde es aber nicht gehen: „Wir brauchen mehr Disziplin, müssen uns fragen: Haben wir zu viele Gemeinden? Gehen wir zu früh in Pension? Die Bevölkerung versteht vernünftige Antworten.“ Denn dass den Banken der Schwarze Peter, an der Krise schuld zu sein, zugeschoben werde, sei falsch: „Die Banken haben etwa griechische Staatsanleihen je erst auf politischen Druck hin gekauft.“
„Ein, zwei schwierige Jahre“
Für Kärnten erwartet Semmelrock-Werzer „ein, zwei schwierige Jahre“. Die Abschwächung der Konjunktur sei bereits sichtbar, das exportgetriebene Wachstum lasse nach. Positiv: Ein blitzartiger Einbruch der Wirtschaft so wie im Herbst 2008 sei nicht zu befürchten: „So dramatisch wird es nicht.“
2011 werde für den Großteil der Kärntner Betriebe ein gutes Jahr, so Semmelrock-Werzer. Wenngleich der Aufschwung in vielen „mittleren Unternehmen“ in Kärnten gar nie angekommen sei: „Es wurde viel gespart und wenig investiert.“
Erstaunlich sei jedoch der Baumboom, der Kärnten 2011 erfasst hat: Während österreichweit der Wert der Bauproduktion um 0,8 Prozent zurückgeht, nahm dieser in Kärnten im Juni um 11,4 Prozent (auf 1,2 Milliarden Euro) zu.
Im Kärntner Hochbau wurde gar um ein Viertel mehr investiert als noch im Jahr zuvor. Semmelrock-Werzer warnt: „Es wird wahnsinnig viel gebaut.“
Kredite werden teurer
Der Grund für den Bauboom in Kärnten sind freilich die niedrigen Sparzinsen – und die werden sich auch 2012 voraussichtlich kaum ändern.
Kreditzinsen jedoch werden künftig steigen, sagt Semmelrock-Werzer. „Liquidität wird teurer – das sind Kosten, die die Banken nicht schlucken werden können.“ Die Folge: Es werden höhere Kreditmargen nötig, die Kredite teurer. Alles in allem ist Semmelrock-Werzer aber optimistisch: „Man kann auch in einer Seitwärtsbewegung gut leben.“
Zur Sache
Im Dezember wird der Aufsichtsrat den Nachfolger des Vorstandsvorsitzenden Alois Hochegger – er geht Ende 2011 in Pension – wählen. Gabriele Semmelrock-Werzer hat gute Karten. Siegfried Huber gehört neben Semmelrock-Werzer dem Vorstand der Kärntner Sparkasse an, Gernot
Schmerlaib wird mit Jahresende aus dem Vorstand ausscheiden.
Während die „Kärntner“ ihr Italien-Geschäft der „Südtiroler Sparkasse“ verkaufte, setzt man unvermindert auf Slowenien: „Es läuft
solide, wesentlich besser als zuvor.“
Autor: Uwe Sommersguter
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