"Kärnten hat Wort gebrochen!"

Der Industrielle Hannes Androsch hat „sein“ Volksbegehren für eine Reform der Bildung in Österreich gestartet. Selbst sieht er sich nur als der „Fahnenträger“ – Verantwortung liege bei der Zivilgesellschaft | Foto: AIC/Brandenstein
  • Der Industrielle Hannes Androsch hat „sein“ Volksbegehren für eine Reform der Bildung in Österreich gestartet. Selbst sieht er sich nur als der „Fahnenträger“ – Verantwortung liege bei der Zivilgesellschaft
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WOCHE: Das Volksbegehren „Bildungsinitiative“ liegt nun für Unterschriften auf. Haben Sie ein Wunschziel?
Hannes Androsch: Das ist ja nicht mein Problem, sondern jenes der Gesellschaft und damit auch ihre Verantwortung. Mit der Unterschrift macht niemand mir einen Gefallen. Die Menschen sollten nicht nur zu Recht kritisieren, sondern auch für die Zukunft etwas bewegen.

Braucht es in Österreich eine Leitfigur wie Sie, um etwas in Bewegung zu setzen?
Aufgrund meiner Biographie habe ich eben eine gewisse Bekanntheit erworben. Ich bin aber nur der Fahnenträger – mein Jahrgang geht ja nicht mehr in die Schule. Jeder Österreicher sollte sich verantwortlich fühlen. Wir müssen etwas aufbrechen, um aufzubrechen.

Sie sagen, dass eine Veränderung des Bildungssystems bis zu 15 Jahre dauern wird, hat die Wirtschaft so lange Zeit, um auf „neu qualifizierte“
Arbeitskräfte zu warten?

Wir sollten uns keine Illusionen machen. Wenn wir nur Worthülsen in die Luft schießen, ist noch nichts passiert. Wir müssen am System einiges ändern – die Lehrerausbildung, ein breites Ganztagsschulangebot, Infrastruktur. Das ist nicht mit einem Donnerschlag zu erreichen. Vom erfolgreichen Beispiel Finnland wissen wir, dass eine Bildungsreform länger dauert, aber wir müssen einmal anfangen und die Verhinderungen aufbrechen.

Wie stark wird der Widerstand aus Lehrer- und Gewerkschaftskreisen?
Das Dienst- und Besoldungsrecht muss geändert werden. Wir müssen den Verhinderern klar machen, dass sich die Zivilgesellschaft die derzeitige Situation nicht mehr länger gefallen lässt. Die breite Aufmerkssamkeit der Initiative zeigt das.

Zur Wirtschaftsentwicklung: Viele Experten rufen das Ende der Krise aus. Sie aber haben stets vor einer mehrere Jahre dauernden Krise gewarnt – ist sie schon vorbei?
Wir dürfen uns über die bessere Konjunktur freuen, aber wir dürfen uns nicht einlullen lassen. Das Schlaraffenland ist noch nicht ausgebrochen. Die europäischen Banken haben noch viel zu viele Leichen im Keller. Die Staatsfinanzen befinden sich schon über lange Jahre in Schieflage, was durch die Krise noch einmal verschärft wurde. Dazu kommt die demographische Zeitbombe.

Wird die Krise von einem Facharbeitermangel abgelöst?
Das Problem haben wir ja jetzt schon. Es gibt zu wenige Studenten in naturwissenschaftlichen, technischen Fächern. Das wird viel zu wenig angeregt und gefördert.

In Kärnten denkt man laut über eine internationale Schule nach – auch um ein attraktives Angebot für Kinder hochqualifizierter Kräfte aus dem Ausland zu haben …
Ja, warum denn nicht? Wir wissen, dass österreichweit zirka zehn Prozent der Schüler an Privatschulen sind. Wir brauchen in der Bildung möglichst viel Wahlmöglichkeiten. Der Hauptstrom müssen aber Ganztagsschulen und gemeinsame Schule sein.

Wir beurteilen Sie die Entwicklungen in Kärnten?
Beim bildungspolitischen Verständnis gehört Kärnten zu den modernsten Ländern – aber man muss es auch machen.

Im neuen wirtschaftspolitischen Leitbild des Landes spielt Tourismus – auch Gesundheitstourismus – eine zentrale Rolle. Sie besitzen selbst ein Gesundheitshotel in Maria Wörth. Können Sie die Zukunftschancen bestätigen?
Wie ich auch immer zum „Viva“-Hotel gekommen bin: Wir sind höchst erfolgreich, obwohl wir noch nicht einmal voll tätig sind. Wir schaffen derzeit 60 Ganzjahresarbeitsplätze – dies bedeutet auch Steuereinnahmen für die öffentliche Hand. Wir werden heuer und nächstes Jahr wieder in die Anlage investieren.

Sie verspüren nach Differenzen mit der Landesholding keine Abwanderungsgelüste?
Wir sind auch mit AT&S in Klagenfurt vertreten und sichern dort 160 Arbeitsplätze. Ich sehe keinen Grund wegzugehen, wenn man uns die behördliche Unterstützung zukommen lässt, die auch andere Unternehmen bekommen.

Sie haben die Beteiligung des Landes Kärnten in der Höhe von rund 1,5 Milllionen Euro zurückgezahlt …
Kärnten hat die Vereinbarungen nicht eingehalten. Punkt und basta! Wir wurden schlechter behandelt als andere; man ist mit uns wettbewerbsungleich umgesprungen. Was auch immer die Motivation dahinter war, gerade Ermunterung hat es uns nicht gebracht.

Aus welchem Grund haben Sie das Geld dann überwiesen?
Weil wir uns um unsere wirtschaftlichen Aktivitäten kümmen müssen und uns nicht mit Behörden herumschlagen können. Dass wir aber wortbrüchig behandelt wurden, steht außer Zweifel.

Androsch versus Landesholding:
Im letzten Jahr gab es heftige Differenzen zwischen dem Hotel-Viva-Investor Hannes Androsch und der Kärntner Landesholding. Es ging um 1,5 Millionen Euro, die Androsch an das Land zurückzahlen sollte. Der Industrielle sprach stets von anders lautender Vereinbarung.
Zur Erinnerung: Im Jahr 2004 unterstützte das Land – damals die Kärntner Tourismusholding, die heute Tochterunternehmen der Landesholding ist – die Investition von Androsch in Maria Wörth. Insgesamt drei Millionen Euro aus Landesgeld flossen in das Projekt. Die Hälfte davon waren als Förderung gedacht. Die zweite Hälfte war eine vorübergehende Beteiligung sollte das Unternehmen nach einigen Jahren ans das Land – die Landesholding – zurückzahlen. So zumindest stellt es Holding-Vorstand Hans-Jörg Megymorez dar.
Androsch sieht die Sachlage anders. Nach erfolgter Zahlungsaufforderung gab es heftige Wortgefechte zwischen den Parteien. Androsch drohte gar mit der Abwanderung des Unternehmens AT&S, das in seinem Einflussbereich steht. Im Jänner allerdings – die WOCHE berichtete exklusiv – überwies Androsch die 1,5 Millionen Euro, ohne dazu eine Stellungnahme abzugeben.

Interview von: Gerd Leitner

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