„Lösungen aus eigener Kraft“
Aufsichtsratschef der Hypo, Johannes Ditz, beharrt auf Zeitplan: „Die Bank soll in drei Jahren verkaufsfit sein.“
Statt bis zu zehn Millionen Euro werden die Ablösen für die scheidenden Hypo-Vorstände „nur“ 3,3 Millionen Euro verschlingen – so vernimmt man. Der neue Vorstand ist bestellt und dessen Vorsitzender Gottwald Kranebitter erhält nun ein Fixum von kolportierten 650.000 Euro jährlich. Er soll die im Dezember notverstaatlichte Hypo – mit seinen Kollegen Wolfgang Edelmüller und Johannes Proksch – binnen drei Jahren fit für einen Verkauf machen. Gelingt ihm dies, wird die Prämie von einer Jahresgage fällig.
Der Hypo-Aufsichtsratsvorsitzende Johannes Ditz spricht im WOCHE-Interview über die Zukunft der Kärntner Pleite-Bank.
ORF-Journalistin Sonja Sagmeister argumentiert in ihrem Buch „Nachkrisenzeit“, dass es ein Fehler gewesen sei, die Hypo zu retten, da man nicht weiß, wie viel dies den Steuerzahler noch kosten könnte. Was sagen Sie dazu?
Johannes Ditz: Die Hypo Alpe Adria wurde gerettet und jetzt geht es meiner Meinung nach darum, die Bank so zu verändern und personell zu stärken, dass keine weiteren Zuschüsse notwendig sind. Dazu bedarf es motivierter Mitarbeiter und eines neuen tragfähigen Geschäftsmodells.
Kann man bereits abschätzen, wie viele „Leichen“ es noch im Keller gibt? Befürchten Sie weitere negative „Überraschungen“?
Die Bilanz 2009 sieht adäquate Risikovorsorgen vor und das Unternehmen wird alles daran setzten, durch adäquates Risikomanagement weitere negative Überraschungen zu verhindern. Aber es ist unbestritten, dass die unkontrollierte Wachstumspolitik der letzten Jahre für den hohen Bilanzverlust von 1,6 Mrd. im Jahr 2009 hauptverantwortlich ist.
Wie sieht das Worst-Case-Szenario aus? Wie teuer kann die Rettung der Hypo im schlimmsten Fall werden?
Wir denken nicht in Worst-Case-Szenarien, sondern arbeiten hart an einem Neustart, der uns rasch zurück in die Gewinnzone bringt. Ich halte selbst unter pessimistischen Wirtschaftsannahmen das Unternehmen für überlebensfähig, weil ein guter Kern vorhanden ist.
Ein großer Teil der Hypo-Schulden ist im Ausland entstanden. Wird man mit anderen Ländern in Verhandlungen treten, damit diese sich an der Rettungsaktion beteiligen?
Das Unternehmen hat vom Bund eine Kapitalhilfe erhalten und Ziel des Managements ist es, die Probleme jetzt nunmehr aus eigener Kraft zu lösen.
Sie haben angekündigt, die Hypo in drei Jahren verkaufsfit zu machen – halten Sie an diesem zeitlichen Ziel noch fest? Ist es tatsächlich machbar?
Absolut! Wir arbeiten daran, die Weichen in Richtung Neustart zu stellen weil ich überzeugt bin, dass die derzeitige Lähmung und Unsicherheit in der Belegschaft das größte Problem bei der Rückgewinnung der notwendigen Ertragsstärke bilden. Was das Unternehmen am dringendsten braucht, sind Führung, eine klare Strategie und rasche Entscheidungen.
Wie wird die Hypo-Bank dann aussehen? In welchen Geschäftsfeldern wird sie tätig sein? In welchen nicht mehr?
Es ist Aufgabe des neuen Vorstandes hier die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen.
Was sind die aus Ihrer Sicht vordringlichsten Maßnahmen, die in der Hypo jetzt umgesetzt werden müssen?
Der Aufsichtsrat wurde am 25. Jänner konstituiert. Er hat sich rasch einen Überblick über die wirtschaftliche Lage verschafft, die Bilanz 2004 wurde am 24. März beschlossen und ein neues Managementteam installiert. Damit hat der Aufsichtsrat die Grundvoraussetzungen für eine künftige positive Entwicklung gelegt. Die notwendigen weiteren operativen Schwerpunkte zur Sanierung wird der neue Vorstand setzen.
Anfangs wollte man an Herrn Pinkl festhalten. Was war letztendlich der ausschlaggebende Punkt für die Ablöse?
Das notwendige neue Geschäftsmodell in Richtung Restrukturierung, Sanierung und Verkauf von verlustreichen Beteiligungen beinhaltet ein völlig neues Anforderungsprofil für den Vorstandsvorsitzenden. Es ist Aufgabe des Aufsichtsrates die besten Manager, die keinen Rucksack aus der Vergangenheit tragen, für diese Aufgabe zu gewinnen.
Wie reagieren Sie auf die Kritik, dass der Aufsichtsrat die teuren Folgen der Neuausschreibung der Vorstandsposten hätte kennen müssen?
Das derzeitige Management wurde nicht vom derzeitigen Eigentümer und nicht vom derzeitigen Aufsichtsrat bestellt. Kosten für Vertragsablösen müssen gegen wesentlich höhere Kosten von Nicht- oder Fehlentscheidungen abgewogen werden. Persönlich bin ich der Meinung, dass mit einer deutlichen Senkung der Beraterkosten die Kosten des Managementwechsels bei weitem überkompensiert werden können. 62 Millionen Euro Beraterkosten sind auch in schwierigen Zeiten nicht zu rechtfertigen.
Als „obszön“ und „unmoralisch“ wird der Vertrag von Herrn Pinkl bezeichnet – wie erklären Sie den Vertrag des neuen Vorstands?
Ein der Aufgabenstellung mit adäquatem Gehalt, ohne Jahresbonus aber mit einem Longterm-Incentive, wenn es gelingt, eine ertragsstarke, für private Investoren attraktive Unternehmensgruppe zu formen.
Viele zweifeln daran, dass die Untersuchungen in der Causa Hypo zu nutzbaren Ergebnissen kommen werden. Was erwarten Sie sich von den Erhebungen?
Ich hoffe dass die Fehlentwicklungen zielgerichtet von der Staatsanwaltschaft – wo notwendig – aufgearbeitet werden. Persönlich fühle ich mich der Zukunft des Unternehmens verpflichtet, dabei spielt die Beurteilung politischer Untersuchungsausschüsse keine Rolle. Ich habe daher diesbezüglich auch keine Erwartungshaltung.
Rechnen Sie mit strafrechtlichen Konsequenzen für an den Vorgängen Beteiligte?
Diese Frage müssen Sie dem Staatsanwalt stellen.
Gel
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.