Macht Ihr Bauch, was er will?
Wie frei treffen wir Entscheidungen? Das war das Thema eines großen Kongresses.
„Kopf oder Bauch? Die Freiheit von Entscheidungen“ – das war das Thema des Businessmanagement-Kongresses 2011 an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.
Die Veranstalter – „M/O/T“ (Management-Schule an der Universität) und das Wifi – sowie die WOCHE und die RMA als Medienpartner – freuten sich über fast 500 Teilnehmer. Eineinhalb Tage rund um „Kopf und Bauch“ fesselten die Zuhörer aus ganz Österreich. Moderatorin Marion Hasse führte gekonnt durch den Kongress.
Den fulminanten Start machte Psychologin Maja Storch von der Universität Zürich. Ihre Botschaft: Die zwei Bewertungssysteme des Menschen – der Verstand und das emotionale Erfahrungsgedächtnis – wollen oft nicht dasselbe. Die Folge: Der Verstand zwingt den Menschen zu Dingen, die der „Bauch“ – die so genannten „somatischen Marker“ – vermeiden will. Doch: Zu viel Selbstkontrolle macht krank! Mittels Training sei es möglich, dass Verstand und somatische Marker eine Einheit bilden.
Angst vor Fehlern als Übel
Markus Tomaschitz, Spitzenmanager bei Magna in Graz, benannte die Angst vor Fehlern und Ablehnung als das große Übel bei Management-Entscheidungen. Die „Schönwetter-Manager“ der letzten 15 Jahren fürchteten sich nämlich vor den negativen Konsequenzen ihrer Entscheidungen: „Die Aufschieberitis liegt am Mangel an Selbstvertrauen.“
Bei Magna habe man 2008 die Mitarbeiter zu einer Gehaltsreduktion um bis zu 20 Prozent befragt – 94 Prozent haben dafür gestimmt. Tomaschitz: „Weil wir erklärt haben, warum das nötig ist.“
Nächster Kongress 2012
Für 2012 verspricht M/O/T-Chef Prof. Robert Neumann: „Ein spannender Kongress zum Thema ,Leadership 3.0‘ ist in Planung.“
„Bauchentscheidungen fallen immer im Kopf“ – mit dieser Erkenntnis rückte Psychiatrie-Professor Manfred Spitzer von der Universität in Ulm ein Missverständnis gerade. Was nicht bedeutet, dass der Mensch rational entscheidet: „Wenn man fragt, was einem lieber ist – 10 Euro jetzt oder 20 Euro in einem Jahr, nehmen die meisten die 10 Euro“ – rein rechnerisch ein Unsinn.
Eine Million Milliarden Synapsen im Gehirn steuern den Menschen: „Wir haben nicht ein Gehirn, wir sind unser Gehirn.“ Die gute Nachricht: „Je mehr in unserem Gehirn ist, umso mehr passt noch rein.“
Spitzer beschrieb auch das Phänomen der digitalen Demenz: „Das Auslagern von Wissen ans Navi, an Google und an die Wolke“ sei fatal: „Das Internet macht uns dumm.“
„Wehtun beim Zuschauen“
Der Stuttgarter Leadership-Experte Alexander Groth sprach über Führungsstärke im Wandel: „Was uns heute in einem Jahr widerfährt, passierte früher in fünf.“ Seine Kernaussage: „Manager müssen Veränderungen radikal vorleben – es muss wehtun beim Zuschauen.“ Denn Manager, die Mitarbeiter zum Sparen anhalten, sich aber eine neue Luxuslimo gönnten, seien fehl am Platz.
Widerstand gegenüber Veränderungen sei ganz normal; „Nur wenn die Leute schon wissen, dass es nicht funktionieren wird, gibt’s keinen Widerstand.“ Den Mitarbeitern zuzuhören und den Menschen mit positiven Gedanken gegenüberzutreten sei die Lösung.
Die besten Zitate:
„Wer nie kontrolliert, wird nicht ernst genommen. Wer stets kontrolliert, ist ein Freak.“
Markus Tomaschitz
„Selbstkontrolle ist das schlechteste Werkzeug, das es gibt.“
Maja Storch
„Jeder Chef hat die Mitarbeiter, die er verdient.“
Markus Tomaschitz
„Führungsarbeit ist Arbeit an sich selbst.“
Alexander Groth
„Die Gehirnforschung zeigt: Geld macht einsam.“
Manfred Spitzer
„Der Verstand hat viel zu sagen und wenig zu entscheiden.“
Alexander Groth
Autor: Uwe Sommersguter
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