„Zuwanderung jetzt!“
Ein FH-Symposium in Villach zeigt die Notwendigkeit von Integration auf – und auch mögliche Maßnahmen.
Für die Organisatorin des Symposiums „Gemeinden und Integration“ – es findet am Freitag, dem 7. Mai, in Villach statt – besteht kein Zweifel: „Kärnten braucht Integration und gewollte Zuwanderung mehr als andere österreichische Bundesländer“, so die FH-Professorin Kathrin Stainer-Hämmerle. Die Gründe dafür liegen im bereits eingesetzten Schrumpfungsprozess und in der Überalterung der Bevölkerung im Land.
Um vorhandene Systeme aufrecht zu erhalten, sei die Integration eine wichtige Maßnahme. „Alles andere ist wirtschaftlicher Selbstmord“, warnt sie. Man müsse die Jahrgänge, die jetzt in Pension gehen, auf dem Arbeitsmarkt ersetzen. „In wenigen Jahren kommt das Problem des Facharbeitermangels wieder zurück.“
Bewusstseinsänderung in zwei verschiedenen Bereichen hält Stainer-Hämmerle für dringend notwendig. „Wir – vor allem die Landespolitik – müssen uns zu gewollter Zuwanderung bekennen“, fordert sie. „Andernfalls wird der Wirtschaftsstandort Kärnten für internationale Firmen unattraktiv.“
Außerdem: „Wir haben ja bereits Zuwanderung – wie gehen wir mit der vorhandenen Situation um?“ – Marika Gruber, Forscherin an der FH in Villach, verfasste ein Buch – „Integrationspolitik in Kommunen“ – zum Symposium; sie kennt die Zahlen. „10,4 Prozent der in Österreich lebenden Personen haben keinen österreichischen Pass“, berichtet sie. In Kärnten liege man zwar mit sieben Prozent unter dem Bundesschnitt, aber: „In Zentralräumen ist der Anteil bereits darüber.“
Kärntner Städte über Ö-Schnitt
In Villach leben 11,8 Prozent Nicht-Österreicher, in Spittal sind es elf Prozent. Klagenfurt liegt mit 10,1 Prozent leicht unter dem Österreichschnitt. „Berücksichtigt man auch Personen mit Migrationshintergrund, sind die Zahlen deutlich höher“, so Gruber. „In Kärnten betrifft dies 9,3 Prozent der Bevölkerung.“ Auch für die Wissenschaftlerin und Buchautorin ist die Integrationspolitik ein wichtiger Baustein für Kärntens Zukunft. Gruber: „Das Bevölkerungswachstum im Bundesland Wien ist hauptsächlich auf die Zuwanderung zurückzuführen – wir müssen uns mit diesem Thema jetzt beschäftigen.“
Es gehe in hohem Ausmaß um die Kinder von zugewanderten Personen – sie sind Stainer-Hämmerle ein besonderes Anliegen. „Sie haben in der Bildung weniger Chancen als in Österreich Geborene“, wettert sie. „Vielfach werden sie sogar in Sonderschulen gesteckt.“ Stattdessen aber solle man den „Schatz der Zweisprachigkeit endlich heben und als Standortvorteil nutzen!“ Gruber geht einen Schritt weiter: „Von Österreichern wird im Beruf Auslandserfahrung erwartet; diejenigen, die sie mitbringen, haben weniger Chancen!“
Maßnahmen und Möglichkeiten
In ihrem Buch – dies ist auch Thema des Symposiums – beleuchtet Gruber Handlungsfelder im kommunalen Umfeld und liefert Möglichkeiten und Anregungen für Maßnahmen. „Das Symposium richtet sich an Kommunalpolitiker und die vielen Initiativen“, wirbt Stainer-Hämmerle. Die Vorträge und Diskussionen sollen „Argumentationen zur Verfügung stellen und Möglichkeiten aufzeigen“. Die Professorin hofft auch auf die Vernetzung einzelner Initiativen – „viele Bemühungen verpuffen, weil jeder sein eigenes Süppchen kocht“.
Auf eine Bewusstseinsänderung also hoffen die Veranstalter – gemeinsam mit Mitorganisator FH-Lektor Karl Anderwald – in Kärnten. Die acht Experten am Podium sollen einen Beitrag liefern. „Vor allem muss man Zuwanderung von bekannten Ängsten und auch Konflikten trennen“, appelliert Stainer-Hämmerle. „Diese Menschen nehmen uns nichts weg – wir brauchen sie im Land!“
Gemeinden und Integration
Symposium: Nach den Grußworten um 13.30 Uhr folgen die Vorträge zum Thema von den acht Experten:
Kenan Güngör, Leiter des Büros „Difference“ in Wien; Günter Kössl, Sicherheitssprecher der ÖVP; Ingrid Trenner, Leiterin des Projekt „Oseto“; Marika Gruber, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am FH-Studienbereich Wirtschaft und Buchautorin; Adnan Dincer, Integrations- und Konfliktmanager; Marie-Edwige Hartig, Gemeinderätin der Grünen in Linz; Rosalia Krautzer, Sprecherin der Plattform „Migration – ein Menschenrecht“; und Nestret Krasniqi, Sprecher der Initiative „Integrationskonzept Spittal“.
Im Anschluss an die Vorträge diskutieren die Experten am Podium unter der Moderation von Politikanalyst und Medienberater Peter Plaikner.
Das Symposium „Gemeinden und Integration“ findet am Freitag, dem 7. Mai, im „Audimax“ der Fachhochschule Kärnten statt. Beginn ist um 13.30 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos.
Gel
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.