65 und noch kein bisschen leise: DER OTTO-MOTOR LÄUFT UND LÄUFT UND LÄUFT

In der Zwischenzeit wurde er fünfundsechzig, erreichte also das offizielle Pensionsalter. Aber von Ruhestand ist weit und breit nichts zu merken. Otto Köhlmeier, der Schauspieler, Regisseur, Kulturmanager, Trainer, Animator, Motivator … ist auch im fortgeschrittenen Alter noch äußerst aktiv und denkt noch lange nicht daran, dem Verband der Buschenschankausflügler und Allzeitkartenspieler beizutreten.

In Vorarlberg geboren (aus der Köhlmeier-Dynastie kommend, der auch der Autor Michael entstammt), kam er Ende der 60er-Jahre des vorigen Jahrhunderts nach Graz, wo er Tanz, Schauspiel und Regie studierte. An seinem Studienplatz, an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst sorgte er (eine Folge der 68er-Bewegung) für revolutionäre Umtriebe (die zur Absetzung des Studiengangleiters führten), ehe er mit dem „theaterarbeiterkollektiv“ eines der ersten freien Theater in Österreich gründete, mit dem er zehn Jahre hindurch quer durchs Land unterwegs war.

Nach Aufenthalten in Salzburg, Wien, Berlin, Hamburg, Zürich und München, kehrte er 1986 in die Steiermark zurück, ließ sich in einer alten Mühle im Osten von Graz (in St. Marein am Pickelbach) nieder und begann als Kulturarbeiter das Land zu beackern. Als städtischer Kulturmanager war er federführend verantwortlich dafür, dass Gleisdorf zur Solarstadt Österreichs und Europas wurde. Er initiierte die Energieregion Weiz-Gleisdorf und führte diese zur Landesausstellung 2001, die er wesentlich konzipierte und für die er zahlreiche Events ausrichtete und inszenierte. Er gründete „mOSTwärts“, einen der ersten Regionalentwicklungsvereine des Landes, für den er ländliche Genuss- und Erlebnisfeste mit bis zu 15.000 Besuchern organisierte. Er betreute Kulturvereine, wie den Musikverein Sinabelkirchen, für den er die jährlichen Konzerte aufbereitete und wo es ihm gelang, die Besucherzahlen von 150 auf 3.000 pro Konzert zu steigern. Er inszenierte Großevents mit hunderten von Aktiven rund um Seen (wie dem Leopold-Steiner-See oder dem Grünen See), in Bergwerken, in Hügelwelten, in Stadtzentren, in Industrievierteln. Mit dem Komponisten Franz Cibulka schuf er gemeinsam musikalisch-literarische (theatralische) Werke, die im Grazer Stefaniensaal oder in der Grazer Oper ebenso aufgeführt wurden wie im Wiener Rathaushof, im Linzer Brucknerhaus oder in Konzertsälen in Australien, Südamerika oder Russland. Und nebenbei erarbeitete und betreute er fantasievoll-kreative Kinderferienaktivitäten, unterrichtete Rhetorik und Kommunikation, leitete zahlreiche Workshops und schrieb Texte, für die er den einen und anderen Literaturpreis erhielt.

Auch wenn er nach arbeitsintensiven Jahrzehnten jetzt, mit fünfundsechzig, den Ruhestand wohl verdient hätte, denkt er noch lange nicht daran, sich zurück zu ziehen und Ruhe zu geben. Mit seiner Frau steht er in mehreren Kabarettprogrammen gemeinsam auf der Bühne. Für das kommende Jahr sind bereits zahlreiche Auftritte in allen Teilen Österreichs fixiert. Im kommenden Jahr wird auch das neue Programm der beiden „Datum abgelaufen, Ware in Ordnung (40. Hochzeitstag)“ Premiere haben. Für eine Reihe von Seminaren (im Kommunikations- wie im Kulturbereich) wurde er bereits fix engagiert. Mit einigen Regionen und Gemeinden wird er im kulturpolitischen Bereich zusammen arbeiten. Einzelne Kulturvereine wird er inszenatorisch unterstützen und beraten. Und ein ganz besonderes Anliegen ist ihm „die etwas andere Senioreninitiative“, die er bald mal angehen und ins Leben rufen will: „GU 68 – die wilden Alten, die alten Wilden im Osten von Graz“. Über diese Initiative soll vermittelt werden, über welches Kreativpotential die „Generation 60plus“ verfügt. Ein Potential, das 2018, 2019 – fünfzig Jahre nach „Peace, Love and Happiness“, fünfzig Jahre nach „Flower-Power“, fünfzig Jahre nach Woodstock – über zahlreiche Aktivitäten und Veranstaltungen sicht- und spürbar werden soll.

A. A.