Alles in Bewegung
Gertrude Kofler ist mit bald 90 Jahren Österreichs älteste aktive Golferin.
KLAGENFURT (chl). Am 21. Juli feiert sie ihren Neunziger, vermutlich mit dem Golfschläger in der Hand: Gertrude Kofler ist Österreichs älteste aktive Golferin. Das zumindest hat "Lady’s Captain" Anneliese Woschitz herausgefunden. Sie ist Kapitänin der "Fair Ladys", einem Club im Club des "Golf-Clubs Seltenheim", der wiederum mit 69 Damen der stärkste Damenclub in Kärnten ist.
90 Jahre - ein Geheimnis
"Wir werden heutzutage alle so reichlich älter, da ist der Hunderter zu feiern, aber nicht der Neunziger", nimmt Kofler ihren bevorstehenden Ehrentag selbst nicht so wichtig. "70 Jahre ist ein Erlebnis, 80 ist ein Geschenk und 90 ein Geheimnis", zitiert sie mit einem verschmitzten Lächeln. Zu golfen begonnen hat sie mit 50 Jahren, als sie von ihrem Freundeskreis einen Kurs zum Geburtstag bekam. "Ich habe ich Dellach begonnen, aber zunächst eher selten gespielt. Erst ab 60 habe ich regelmäßig gegolft. Seit meinem 80. Lebensjahr bin ich nun hier in Seltenheim Clubmitglied", schätzt Kofler Gemeinschaft und Aktivitäten der Fair Ladys, die sich jeden Dienstag treffen. Zu jedem Saisonstart nimmt Kofler heute noch Trainer-Stunden, um für die Golfsaison gerüstet zu sein. "Gertrude spielt immer noch ihre 36-Loch", berichtet Woschitz.
In Bewegung bleiben
Was Kofler an dem Sport schätzt, ist die Bewegung in der Natur: "Bis vergangenes Jahr bin ich 9-Loch immer noch zu Fuß gegangen und erst dann das Golfwagerl genutzt." Wichtig ist ihr auch, einen fixen Termin zu haben und "mit den jungen zusammen zu sein". Und: "Golf spielt sich im Kopf ab", ist Golf für Kofler auch Training für Konzentration und Koordination.
Aber: "Golf ist nicht mein Leben." Zu vielfältig sind die Interessen und Aktivitäten Koflers. Beispielsweise Reisen, die sie mit ihrer Tochter Eleonore Kofler unternimmt. Und sehr gerne mit Reiseveranstalter Ernst Bauer: "Er ist äußerst charmant und sein Wissen ist bewundernswert", streut die Wissbegierige dem "intempo"-Reiseguide Rosen. "Wir machen keine großen Reisen mehr, aber wir sind ständig unterwegs: Tarvis, Duino, Udine … Es gibt in unserer Region so viel zu sehen!" In Bewegung zu bleiben, geistig und körperlich, ist Koflers Motto.
"Jede Jahreszeit hat ihre Reize", macht Kofler selbst im Winter ihre Spazierrunden. Donnerstag und Samstag sind Markttag für Mutter und Tochter, die beide im selben Haus, aber in jeweils eigenen Haushalten leben. "Das gehört einfach dazu, denn schließlich wird bei uns jeden Tag frisch gekocht", vermeidet Kofler Bequemlichkeit. Das politische Geschehen verfolgt Kofler täglich, und zwar aus mehreren Sichtweisen. "Ausländische Zeitungen lese ich etwa im Sandwirth", verlässt sie sich nicht auf nur eine Quelle.
Die Kräuterfee
Die Runden am Golfplatz nutzt die rüstige Lady übrigens auch zum Kräuter sammeln, um ihrem Ruf als Kräuterfee des Clubs nachzukommen. "Momentan klaube ich Brennesseln und Birkenblätter", erzählt sie von einem weiteren Beschäftigungsfeld. "Meine Großmutter war Hebamme und von ihr habe ich gelernt, welche Kräuter für welche Wehwehchen gut sind." Beinwell, Johanneskraut und vieles mehr verarbeitet sie zu Salben und Tinkturen. Und wenn sie auf der Suche nach einem neuen Tinkturenrezept ist, nutzt sie ihr Tablet.
Auf die Frage, was sie beruflich gemacht hat, legt Kofler Understatement an den Tag: "Hausfrau, drei Kinder großgezogen, zwei habe ich als Hochzeitsgeschenk bekommen. 1948 gab es ja nicht viel, was man schenken hätte können", scherzt sie. Vom Zurückschauen hält die bald 90-Jährige wenig: "Alles hat seine Zeit, aber jetzt bin ich hier und freue mich über alles, was ich erleben darf und was noch vor mir liegt."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.