Anna und die Austria
Anna Krainz ist die gute Seele mit frecher Schnauze beim SK Austria.
WAIDMANNSDORF (chl). "Der Lindwurm ist mein lediger Sohn, sagen sie immer zu mir, wenn sie mich auf mein Alter ansprechen", lacht Anna Krainz, die gute Seele des SK Austria Klagenfurt. Fußball ist seit jeher "ihr Sport", auch jetzt noch mit 74 Jahren engagiert sie sich für den Verein. Die gelernte Verkäuferin und Mutter von zwei Söhnen und einer Tochter übersiedelte mit ihrer Familie Ende der 1970er-Jahre nach Waidmannsdorf und musste seither nur zwei Mal die Straße queren, um ihrer Lieblingsmannschaft zuzujubeln. Als man Anna fragte, ob sie die Stelle des Platzwarts übernehmen wolle, sagte sie zu. Von 1979 bis 2002 war sie Platzmeister der Austria-Sportplätze und Zeugwart bei Auswärtsspielen. "Als wir noch oben waren, gab es kein Stadion, wo wir nicht waren. Und überall haben sie mich gekannt."
Nur zwei Heimspiele verpasst
Versäumt hat Anna in diesen vierzig Jahren gerade einmal zwei Heimspiele: "Eines im Vorjahr an meinem Geburtstag, weil mich mein Sohn zu einer Travestieshow eingeladen hat, für die er die Karten schon Monate vorher besorgt hatte. Und eins, als ich operiert wurde." Das war 2002, als die Ärzte Lungenkrebs diagnostizierten. Aber schon beim ersten Heimspiel nach geglückter Operation war Anna wieder mit dabei. "Die Spieler haben die kleine rote Couch von Kika auf die Laufbahn getragen und von dort aus habe ich zusehen können. Da hatte ich noch die Nähte drin", erzählt sie.
Von da an sei sie "nur mehr geringfügig" engagiert: Auf- und Zusperren der Sportplätze und "schauen, dass alles in Ordnung ist". Das Waschen der Trikots der Nachwuchsteams lässt sie sich ebenfalls nicht nehmen: "Ich mache das gerne. Auf 30 Waschmaschinen komme ich pro Woche."
Anna, die Kritikerin
Für den Nachwuchs müsste übrigens mehr getan werden, meint Anna: "Wir brauchen qualifizierte Nachwuchstrainer. Die öffentlichen Gelder fließen großteils in die Akademie und bei uns wird gespart", kritisiert Anna, die immer schon sagt, was sie denkt.
Dass sich Anna kein Blatt vor den Mund nimmt, hat sich auch das Klagenfurter Stadtgerücht zunutze gemacht und ihr eine Nummer gewidmet. Zudem wurde sie 2014 im Rahmen der Sportgala mit dem Sonderehrenzeichen der Stadt ausgezeichnet.
Mehr Veranstaltungen!
Was Anna gar nicht versteht, sind die Beschwerden der Anrainer wegen Lärmbelästigung. "Ich wohne nur zwei Straßen weiter und habe bei geschlossenem Fenster nichts vom Elton-John-Konzert gehört." Überhaupt plädiert Anna für eine stärkere Auslastung des Stadions: "Es müsste viel mehr los sein. Mehr Fußball und mehr Konzerte." Wobei: Die zuletzt stattgefundenen Konzerte hat sie ausgelassen: "Der Elton John ist mir zu langweilig und der Robbie Williams ist mir zu schleimig. Meins ist eher AC/DC oder Bruce Springsteen." AC/DC hat sie in Spielberg gesehen, Springsteen in Triest.
"Die Andrea Berg werde ich mir auch sicher nicht anschauen. Die ist immer gekleidet wie eine Prostituierte, und das passt zu einer Fünfzigjährigen nicht mehr."
Annas Markenzeichen
Ihr eigenes Outfit passt sie an die Austria an. Die violette Kleiderschürze, ihr optisches Markenzeichen, hat sie in mehrfacher Ausführung von den Austrianern zu ihrem 70er bekommen. "Wenn ich die violette Schürze nicht anhabe, kennt mich keiner." Ihr Haar trägt sie rot, "seit meine Haare grau geworden sind".
Was Anna heute besonders fehlt, ist der Kontakt untereinander und nach außen: "Die Bindung zwischen Publikum, Nachwuchs und der ersten Mannschaft lässt heute sehr zu wünschen übrig."
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