Helga Cmelka - Behausungen
Die im Kunstraum Walker gezeigte Ausstellung von Helga Cmelka, geboren 1952 in Mödling, umfasst mehrere Werkgruppen, die sich über die Jahre hinweg entwickelt haben. Bezeichnend für die Arbeitsweise der Künstlerin ist, dass sie ihre Objekte und Bilder in vielen Schichten anlegt, die durchlässig sein können und so dreidimensionale Gebilde entstehen. Immer wieder werden Drähte und Fäden verwendet, aus denen sie Raumobjekte gestaltet, die dann fotografiert und am Computer zu Linien verarbeitet werden. Anschließend werden diese als Unikat-Siebdrucke (40 x 50 cm) beidseitig auf Transparentpapier gedruckt. Diese werden dann wiederum ins Dreidimensionale gebracht, indem sie zwischen zwei Gläsern gerahmt werden. Somit entstehen subtile, im Prozessualen angesiedelte Kunstwerke, deren Schichten vibrieren und Ebenen nach außen und innen bilden, die sich dem Blick entziehen und doch im selben Moment wieder sichtbar werden. Durch die Reduktion und Kombination, das Wegnehmen und Hinzufügen kommt die Idee hinter den Objekten immer klarer hervor – sie schälen sich umso deutlicher heraus, je durchlässiger die einzelnen Schichten sind.
Die zweite Serie unter dem Titel 'in between' umfasst 30 x 30 cm große Objektbilder, die aus genähtem Tüll, Stoff oder Stramin zwischen drei oder vier Acrylplatten zu liegen kommen. Titel und Vorläufer für die Serie 'in between' gehen auf einen Aufenthalt der Künstlerin in Malaysia im Jahr 2012/13 zurück.
Einen weiteren Schwerpunkt in der Ausstellung bilden die aus dickem, verzinktem Eisendraht gebogenen frei hängenden Objekte ('Tumble weeds'). Dabei handelt es sich um Drahtgebilde, die manchmal eine geschlossene, rundum geknüpfte Außenform besitzen und herz- oder kugelartige Formen annehmen. Es gibt aber auch Objekte aus dünnem Bindedraht, bei denen der Draht rundherum in losen Enden ausläuft, wie bei einem Nest. Manche Objekte enthalten einen 'Federkern'. Dabei handelt es sich um einen Bausch weißer Federn, der ins Drahtgeflecht eingearbeitet ist. So bildet das eiserne Gewebe eine 'Behausung' für den fedrigen Kern und somit einen geschützten Ort – für das Heranwachsen neuen Lebens, zugleich ein Schutzort für das eigene Sein mit allen darin eingebetteten Gedanken und Ideen. Diese neu entstandenen Objekte gehen auf jene großen Wolkenformen zurück, die die Künstlerin in Japan (2006) im Zuge von Land-Art Projekten entwickelt hat: Dickes Drahtgeflecht umfasst hier ein in mehreren Schichten eingearbeitetes weißes Kunststoffgewebe. Diese 'Clouds' wurden 2010 im Künstlerhaus Klagenfurt in der Ausstellung natur.PUR gezeigt.
Die dritte, neue Werkgruppe besteht aus Tusch-Federzeichnungen. In Form von Waben und Hülsen, die auch an die mikroskopische Vergrößerung eines Blatt-Zellgewebes erinnern, bilden sich Linien. Dabei ist es wiederum so, dass der Untergrund der Zeichnungen einem überdachten, mehrfach überarbeiteten Gestaltungsprozess entspringt: Spitzen aus Stoff werden vernäht, übereinander- gelegt, angestückelt, bis daraus Collagen entstehen, die anschließend durch Besprühen auf dem Papier ihre Spuren hinterlassen und so Grundlage für die Federzeichnungen sind. Obwohl die Künstlerin eine enge Beziehung zu den Materialien aufbaut, mit denen sie arbeitet, ist es doch nicht das Material alleine, das im Vordergrund steht. Immer wieder geht es um Struktur, Schichtung, Reihung, Linie und Transparenz. Trägt nun das gefundene Material jene Eigenschaften in sich, die sich für Helga Cmelka zur Umsetzung ihrer Ideen eignen, wird es ausgewählt und bis in die Tiefen seiner Darstellungskraft ergründet. Die Künstlerin lebt und arbeitet in NÖ und Wien. Sie wird seit den achtziger Jahren zu internationalen Symposien und Environment Art eingeladen und beteiligt sich an Grafik-Biennalen und Triennalen, u.a. in Polen, Bulgarien, Ägypten, Deutschland.
Sonja Traar
Mittwoch - Freitag 16 – 18 Uhr 11. Oktober – 15. Dezember 2017
Der Kunstraum ist jederzeit nach tel. Vereinbarung geöffnet: +43 (0) 650 213 05 05 www.galerie-walker.at I office@kunstraum-walker.at
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