Das große Krabbeln: Blutsauger auf dem Vormarsch
Das juckende Übel ist wieder verstärkt auf dem Vormarsch: Läuse haben nun Hochsaison.
BEZIRK WIEN-UMGEBUNG (cog, tw). Gerade jetzt im Herbst ist eine Hochzeit für die lästigen Blutsauger. Die Bezirksblätter sprachen mit ÄrztInnen, Eltern und DirektorInnen, wie man der lausigen Plage Herr werden kann.
Aufgabe für ganze Familie
"Das Thema kommt jedes Jahr. Heuer gab’s auch schon Laus-Alarm in einigen Schulen", weiß Peter Almesberger, Elternvereins-obmann der Volksschule Gablitz. Wird Laus-Alarm gemeldet, ist das eine Herausforderung für die gesamte Familie, weiß der Vater zweier Kinder: "Ständig die Köpfe kontrollieren, Bettwäsche öfters waschen, Lauskamm anwenden – das ist dann schon ein Aufwand." Da Kinder im Vergleich zu Erwachsenen verstärkt dazu neigen die Köpfe zusammenzustecken, "haben Läuse da ein leichtes Spiel sich zu vermehren", so Pressbaums Schulärztin Veronika Steirer. Mit persönlicher Hygiene hat dies jedoch nichts zu tun, fügt sie entschieden hinzu.
"Wir leiden sehr"
"Kopfläuse sind ein großes Thema in Kindergärten und wir leiden sehr", so eine Kindergarten-Leiterin aus Klosterneuburg, die sich mehr Handhabe wünscht, die Kinder zum Zuhausebleiben zu verpflichten. Sie bekrittelt – und möchte deswegen nicht namentlich genannt werden: "Ich glaube, Eltern melden Läusebefall immer seltener." Dem widerspricht die Direktorin der Hermannschule Ingeborg Berger: "Bei uns melden das die Eltern schon immer. Läuse sind jedes Jahr Thema."
Durchgehend Laus-Alarm
Von der Laus-Plage kann Britta Nahrgang, Direktorin der Volksschule Albrechtstraße ein Lied singen: "Im letzten Jahr haben wir fast durchgehend Laus-Alarm gehabt. In den besten Zeiten waren bis zu 25 Kinder befallen." Als Reaktion und Vorbeugung wurden in der Volksschule sämtliche Stoffkissen entfernt. Außerdem wird darauf geachtet, das Hauben und Schals in der Schultasche aufbewahrt werden, um sie als Übertragungsorte auszuschließen. Alle Eltern werden bei Bekanntwerden eines Lausfalles – aktuell ist ein Kind betroffen – sofort informiert. Nahrgang: "Ich empfehle ein gutes Lavendelöl, mit dem der Haaransatz von einem Ohr zu anderen vorbeugend eingerieben werden kann. Ich selber verwende ein Eichenrindenshampoo, das mögen sie auch nicht. Bislang bin ich selber zum Glück verschont geblieben." Die Direktorin registriert auch eine Zunahme der Lausfälle im Laufe der Jahre: "Vor 15 Jahren hab ich das erstmals als Problem erlebt." Hänseleien wegen Kopfläusen gäbe es heutzutage nicht mehr: "Die Vorurteile, dass es wenig gepflegte Kinder trifft, gab es früher." Nahrgang überlässt jedenfalls nichts dem Zufall: "Wir fordern die Eltern schon auf, bei den eigenen Kindern nach Nissen zu suchen. Aber ich fordere auch meine Lehrerschaft auf, dass sie mit dem Stift bei ihren SchülerInnen nachschauen, wenn es viele Laus-Fälle gibt."
Die Kritzendorfer Kinderärztin Veronika Himmelbauer im Interview mit den Bezirksblättern über das Kreuz mit den Kopfläusen – und wirkungsvolle Bekämpfungsmethoden
Anscheinend gibt es den Trend, dass die Kopflaus verstärkt in Niederösterreichs Klassenzimmer zurück ist. Ist das etwas, das Sie auch beobachten?
HIMMELBAUER: "Läuse hat es immer gegeben und wird es wahrscheinlich auch weiterhin immer geben, es sind wahre Überlebenskünstler, daher ist es auch garnicht so leicht sie wieder loszubekommen."
Was raten Sie Eltern betroffener Kinder?
HIMMELBAUER: "Vorbeugen kann man, indem lange Haar zusammengebunden getragen werden, Läuse klettern von Haar zu Haar, können weder springen noch fliegen, zusammengesteckte Köpfe in Kindergarten und Schule sind ideal zur Lausübertragung. Wichtig ist, mehrmals in der Woche zu kontrollieren. Nissen erkennt man daran, dass sie sich im Gegensatz zu Schuppen nicht vom Haar lösen lassen. Am besten 1x/ Woche Auskämmen mit Pflegespülung, dazu normal die Haare waschen, dann Pflegespülung ins nasse Haar und mit einem metallenen Nissenkamm Haarsträhne für Haarsträhne durchkemmen: durch die Pflegespülung können die Läuse nicht davonlaufen und man erkennt Lausbefall. Das ist auch eine mögliche Behandlungsmethode: Pflegespülung, Auskämmen mit Nissenkamm, Wiederholung nach 5 Tagen und dann 1x/ Woche für 3 Wochen."
Was kann man sonst noch tun?
HIMMELBAUER: "Weiters empfehlenswert sind physikalisch wirkende Mittel aus der Apotheke, die zum Ersticken der Laus führen. Waschen der Bettwäsche mit 60°C, Bürsten über Nacht in den Tiefkühler. Übertragung durch Bettwäsche/ Gewand/ Kuscheltiere ist extrem selten, wichtiger ist, im Kindergarten/ Schule Bescheid zu geben, damit alle kontrollieren und zeitgleich die Behandlung durchführen, damit es nciht zu Ansteckungskreisen kommt."
Der Rückschluss auf mangelnde Hygiene bei betroffenen Kindern ist falsch oder?
HIMMELBAUER: "Sauberkeit ist kein Schutz vor Läusen, den Tieren geht es darum Blutzusaugen und sich zu vermehren, aber ob sie die Eier auf saubere oder ungewaschene Haare kleben, ist gleichgültig."
Bleibts beim lästigen Jucken oder kann Lausbefall gefährlich werden?
HIMMELBAUER: "Lausbefall ist lästig, aber nicht gefährlich. Im schlimmsten Fall kann das Aufkratzen zu entzündeten kleinen Wunden oder Ekzemen führen. Das passiert aber nur sehr selten, da der Lausbefall bei uns meist schon früher bemerkt wird."
ZUR SACHE
• Jedes 3. Kind macht im Laufe der Kindergarten- und Schulzeit zumindest einmal Bekanntschaft mit Läusen.
• Die persönliche Hygiene ist dabei nicht entscheidend – auch auf dem saubersten Kopf fühlen sich Läuse wohl.
• Die Kopflaus ist ein Parasit, der nur den Menschen befällt. Haustiere sind keine Überträger.
• Läuse können nicht springen, sondern krabbeln von Kopf zu Kopf.
• Ein weibliches Tier legt pro Tag ca. 10 Eier (Nissen)
• Nach etwa acht Tagen schlüpfen die Läuse und beginnen sofort mit dem Blutsaugen.
• Abseits des Kopfes vertrocknen Läuse jedoch schon nach wenigen Stunden, ein kompletter Wohnungsputz ist daher laut Experten nicht nötig.
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