Fields-Medaillenträger Martin Hairer hält ÖAW- IST Lecture

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Für seine herausragenden Arbeiten zu Differentialgleichungen wurde Martin Hairer als erster – und bislang einziger – Österreicher mit der Fields-Medaille geehrt. Am 6. Juni hält der Mathematiker eine ÖAW – IST Austria Lecture an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien.
MARIA GUGGING/ WIEN (pa). Kleine Ereignisse können bekanntlich große Auswirkungen haben – zum Beispiel am Aktienmarkt: Der Kauf oder Verkauf einer einzelnen Aktie wird den Markt kaum beeinflussen. Kaufen oder verkaufen aber tausende und abertausende Menschen Aktien, führt das zu deutlich merkbaren, zufälligen Marktschwankungen.
Von Mikro zu Makro
Der Mathematiker Martin Hairer fragt in seinen Forschungen zur Wahrscheinlichkeitstheorie danach, wie unzählige kleine Dynamiken auf der Mikroebene zu großen Ereignissen auf der Makroebene werden. Und er geht noch einen Schritt weiter: Er will wissen, ob sich dafür mathematische Modelle finden lassen, mit denen man eine Vielzahl von Situationen beschreiben kann, die auf den ersten Blick völlig unterschiedlich erscheinen. Diesen faszinierenden Aspekt der Universalität in der Wahrscheinlichkeitstheorie wird Hairer bei der ÖAW – IST Austria Lecture „Bridging Scales: from microscopic dynamics to macroscopic laws“ an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien vorstellen.
Was Mathematik beweisen kann – und was nicht
Ein Beispiel für solche Modelle ist die Bestimmung der Bewegung von in Wasser schwimmenden Pollen durch die mathematischen Gleichungen der „Brown'schen Bewegung“. Mit denselben Gleichungen lassen sich etwa auch die winzigen Fluktuationen in Aktienkursen beschreiben. Diese sogenannten stochastischen Differentialgleichungen, sind also auf Situationen anwendbar, denen ein gewisser Grad an Zufälligkeit eigen ist – wie eben der Entwicklung von Aktienkursen, die kaum vorhersagbar ist. Während für einige Fragestellungen die entsprechenden Gleichungen bekannt sind, gibt es für einen größeren Teil allerdings keine oder lediglich vage Vermutungen. Martin Hairer stellt in seinem Vortrag einige solcher Situationen vor und erklärt, was die Mathematik in diesen Fällen beweisen kann – und was nicht.
Mathematiker von Weltrang in Wien
Mit seinen Arbeiten zu stochastischen Differentialgleichungen erwarb Martin Hairer, Forscher am Imperial College London, internationale Anerkennung. 2014 erhielt er die Fields-Medaille, eine der weltweit höchsten Auszeichnungen in der Mathematik. In Wien spricht der Mathematiker bei den ÖAW – IST Austria Lectures. Diese wurde vom Institute of Science and Technology Austria (IST Austria) und der ÖAW als gemeinsame Vortragsreihe ins Leben gerufen, um renommierte internationale Wissenschaftler/innen nach Österreich zu bringen, die in Bereichen tätig sind, zu denen die beiden Institutionen forschen und deren Arbeiten auch für eine breite Öffentlichkeit von Interesse sind. Zu den Sprecher/innen der vergangenen Jahre gehörten etwa die Biologin und Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard und der Physiker und Nobelpreisträger David Gross.
Zusätzlich zu seinem Vortrag in Wien wird Martin Hairer auch an einer von IST Austria-Professoren organisierten Summer School am IST Austria vortragen. Etwa 100 Doktoranden, Postdocs und Dozenten aus 20 verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt werden an der Veranstaltung, die sich der mathematischen Physik und Wahrscheinlichkeit widmet, teilnehmen.
Anmeldung zum IST-ÖAW Vortrag.
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