Gotteskrieger im Stift Klosterneuburg

Chorherr Anton Höslinger, Maria Theisen, Kuratorin der Ausstellung, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Prälat Maximilian Fürnsinn, Administrator des Stiftes Klosterneuburg, Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager | Foto: Walter Hanzmann/Stift Klosterneuburg
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  • Chorherr Anton Höslinger, Maria Theisen, Kuratorin der Ausstellung, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Prälat Maximilian Fürnsinn, Administrator des Stiftes Klosterneuburg, Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager
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Jahresausstellung: Kampf um den rechten Glauben rund um Wien im 15. Jahrhundert

KLOSTERNEUBURG. Die Ausstellung „Gotteskrieger“, im Stift Klosterneuburg, behandelt den religiösen und politischen Umbruch im 15. Jahrhundert und die damit verbundenen Hussitenkriege. Missstände in der Kirche und im Reich, Pestwelle und Missernte, neue Wege zu Gott wurden gesucht, diese Destabilisierung der Gesellschaft führte zu einer Zerreißprobe, die an Aktualität nichts verloren hat.

„Die Themen der Gotteskrieger Ausstellung sind nicht nur historische Begebenheiten. Man kann sie auf ganz aktuelle Situationen herunterbrechen: Wie verhaltet sich Religion mit der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Darüber nachzudenken lohnt sich"

, so Prälat Maximilian Fürnsinn, Administrator des Stiftes Klosterneuburg.

Das Ringen um Macht und Einfluss, weltanschauliche Extrempositionen in Krisenzeiten, Ohnmacht und Existenzangst durch Naturkatastrophen und zerfallende Ordnungen – all das durchzieht unsere Geschichte wie ein rotes Band, bis heute. Die Ausstellung »Gotteskrieger – Der Kampf um den rechten Glauben rund um Wien im 15. Jahrhundert« stellt die Schwächung der Kirche durch Papst und Gegenpapst, die fiebrige Suche nach Lösungen und die Legitimierung von Kriegen »im Namen Gottes« in den Vordergrund, die als „Hussitenkriege“ fünfzehn Jahre lang ganz Mitteleuropa in Atem gehalten hatten.

„Wir erfahren durch die Ausstellung, dass Österreich in die Geschichte der Hussitenkriege involviert war und es schon eine Reformbewegung vor Martin Luther gab. Integrierte zeitgenössische Kunstwerke weisen darauf hin, dass diese Herausforderungen uns auch heute noch beschäftigen“

, so Maria Theisen, Kuratorin der Ausstellung, und weiter: “Vieles in der Geschichte widerholt sich.“

Gotteskrieger

Einer dieser »Gotteskrieger« war Herzog Albrecht V., der im Mai 1422 Elisabeth von Luxemburg, die einzige Erbin der ungarischen, böhmischen und römisch-deutschen Krone, geheiratet hat. Im Vorfeld des Festes hatte Albrecht die Juden in Österreich ermorden und deren Geld konfiszieren lassen, um damit die Hochzeit mit der Königstochter und die Kriege gegen die Hussiten zu finanzieren. Das war der Preis für die Aussicht auf den Aufstieg des Hauses Habsburg. Während der Kriege war Klosterneuburg zum Zufluchtsort papsttreuer Katholiken aus Böhmen geworden. Das Stift bewahrt aus dieser Zeit zahlreiche kostbare Objekte auf – illuminierte Codices, theologische Traktate, Goldschmiedearbeiten, Tafelbilder und Skulpturen –, die in der Ausstellung präsentiert werden.

Der nach Albrecht benannte »Große Albrechtsaltar« in der Sebastianikapelle des Stiftes Klosterneuburg entstand bereits im Triumph über die reformatorischen Hussiten. Er zeigt die siegreiche Kirche und Albrecht als König unter dem Schutzmantel Mariens.

Unbekannter Herzog

Dennoch ist Herzog Albrecht, der von 1411 bis 1439 regierte, den wenigsten Österreichern und Österreicherinnen bekannt. Anders als andere Erfolgsgeschichten war seine Regierungszeit von Problemen überschattet, in denen Missstände in Kirche und Reich zu großer Verunsicherung, tiefen Glaubenskrisen, Kriegen und letztlich zur ersten konfessionellen Spaltung der Kirche in Böhmen führten.

„Der Begriff Reformation wird oft verkürzt auf Martin Luther, Huldrych Zwingli und Johannes Calvin angewandt. Doch weit vor dem 16. Jhdt. gab es vielerorts reformatorische Strömungen und Lehren, die - wie gerade Jan Hus - großen Einfluss auf die habsburgischen Erblande hatten. Neben der Kritik am Zustand der Kirche, sowohl der Kleriker wie auch der Laien, standen auch bei Jan Hus die großen theologischen Themen zur Diskussion: Bibelübersetzung und Bibelauslegung, Sakramententheologie und - praxis, Lehre über die Kirche. Diese Themen bargen nicht nur innerkirchlichen oder akademischen Sprengstoff, sondern weiteten sich in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft aus, betrafen nicht nur Papst, Bischöfe, Könige und Fürsten, sondern auch den sprichwörtlichen „Mann von der Straße“, so Anton Höslinger, Augustiner-Chorherr des Stiftes Klosterneuburg.

AUSSTELLUNG
Stift Klosterneuburg: 29. April – 15. November 2022
T.: +43 2243 411-212, E: groups@stift-klosterneuburg.at
3400 Klosterneuburg, Stiftsplatz 1

Chorherr Anton Höslinger, Maria Theisen, Kuratorin der Ausstellung, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Prälat Maximilian Fürnsinn, Administrator des Stiftes Klosterneuburg, Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager | Foto: Walter Hanzmann/Stift Klosterneuburg
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