"Ich habe schon früh den Forschungsdrang gespürt"
Die Weidlingerin Victoria Heinrich wurde kürzlich mit dem ACR Woman Award ausgezeichnet. Das junge wissenschaftliche Ausnahmetalent im Bezirksblätter-Interview über den Reiz von Verpackungen und ihre Zukunftspläne.
Victoria Heinrich ist die vierte und mit 26 Jahren bislang jüngste Wissenschaftlerin, die mit dem ACR Woman Award ausgezeichnet wurde. Einen Namen hat sich die Lebensmitteltechnologin mit dem Projekt "CureColour" gemacht, im Rahmen dessen sie erforschte, wie die typische Vergrauung bei verpackten Wurstwaren zumindest vermindert werden kann. Ein für den Verzehr zwar unerhebliches Problem – doch gekauft wird derart farbloses Fleisch nicht gerne.
Heinrich arbeitet am OFI, dem Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik, in Wien, wo Werkstoffe und Bauwerke geprüft und verbessert werden.
Wie sind Sie zu Ihrem Spezialgebiet gekommen, das so gar nicht nach Kinderheitstraumberuf klingt?
VICTORIA HEINRICH: "Ich habe mich schon auf dem Gymnasium für Naturwissenschaften interessiert und den Forschungsdrang gespürt. Ich war fasziniert von meinem Elektro- und Chemiebaukasten. Als wir von Biologie aus einmal die BOKU besichtet haben, war es für mich klar, dass ich da studieren möchte."
Aber was genau finden Sie am Thema Verpackung so faszinierend?
VICTORIA HEINRICH: "Ich bin sicher keine Hardcore-Material-Wissenschafterin, sondern habe Lebensmittelwissenschaft und -technologie studiert. Das passt auf den ersten Blick nicht zusammen, aber tatsächlich werden über 90 Prozent der Lebensmittel im Laufe ihres Lebens verpackt – sei es nun Wurst oder Tiefkühlgemüse. Verpackungen umgeben uns tagtäglich und man weiß gar nicht, was dahinter steckt. Ohne Verpackungen könnten wir viele Lebensmittel nicht genießen. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, desto mehr komme ich drauf, was ich alles nicht weiß. Da reizt es mich, mich noch tiefer damit auseinanderzusetzen."
Im Rahmen Ihrer Doktorarbeit beschäftigen Sie sich mit pathogenen Keimen – also jenen Feinden der Lebensmittelindustrie, die immer wieder für Skandale verantwortlich sind. Was interessiert Sie an diesen Keimen?
VICTORIA HEINRICH: "Ich möchte herausfinden, wie Listerien und E. coli bei Fleischprodukten effizient verringert werden können. Solche Vorfälle wie beim Quargel ist ein Imageschaden für alle Firmen, nicht nur die betroffene. Ich gehe der Frage nach, wie man diese Bakterien verhindern kann."
Die Forschungssituation in Österreich schaut gerade im universitären Bereich nicht allzu rosig aus. Viele junge WissenschaftlerInnen erhoffen sich bessere Chancen im Ausland und wandern ab. Wie schätzen Sie Ihre Perspektiven im Land ein?
VICTORIA HEINRICH: "Mein primäres Ziel ist nicht das Ausland – zumindest nicht unbefristet. Mit der Festanstellung am OFI habe ich es persönlich gut getroffen. Ich spüre natürlich, dass auch wir auf Projekte angewiesen sind. Ganz so krass wie bei den Unis, die nicht mehr können, ist es in der außeruniversitären Forschung nicht. Aber dass die Forscher ausreichend bezahlt werden, wage ich zu bezweifeln."
Verfolgen Sie das Forschungsgeschehen in Ihrer Heimatstadt an der IST Austria in Maria Gugging? In die Elite-Uni fließen hohe Fördersummen, was immer wieder für Querelen und Kritik etwa aus den reien der Österreichischen akademie der Wissenschaften sorgt.
VICTORIA HEINRICH: "Das kann ich schwer einschätzen, weil ich bislang noch keinen Anknüpfungspunkt mit der Universität hatte. Ich würde mich aber sehr freuen, die Grundlagenforschung des IST mit der anwendungsorientierten Forschung verknüpfen zu können. Wo ich hingegen gute Anknüpfungspunkte habe ist die Lebensmittelversuchsanstalt (LVA) im Industriegebiet Klosterneuburg."
Was möchten Sie beruflich noch erreichen?
VICTORIA HEINRICH: "In zehn Jahren möchte ich vorhandenes und erarbeitetes Wissen verknüpfen und nur noch bedingt im Labor tätig sein. Ich möchte leitend im Forschungsmanagement im Bereich Forschung und Entwicklung tätig sein."
Interview: Cornelia Grobner
ZUR SACHE
Der ACR(Austrian Cooperative Research)-Forschungsverband unterstützt seit rund sechzig Jahren heimische kleine und mittlere Unternehmen im Innovationsprozess und trägt damit zur Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft bei. Die ACR-Auszeichnung Woman Award soll Bewusstsein schaffen, die Gendersituation in den ACR-Instituten kritisch beleuchten und der Preisträgerin neue Kontakte ermöglichen.
ZUM WEITERLESEN:Victoria Heinrich mit ACR Woman Award ausgezeichnet
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