Wolf
Unerwartete Begegnung in Höflein
HÖFLEIN (mp). In Höflein kam es gestern zu einer prekären und "gefährlichen Situation", wie Hans Matzinger, Kritzendorfer Jäger und Hegeringleiter in Kierling sie bezeichnet. Ein Klosterneuburger war mit seinen beiden Hunden in Höflein spazieren, als plötzlich zwei Tiere seinen Weg kreuzten. "Ich könnte es nicht beschwören, dass es Wölfe waren. Sie sind etwa 20 Meter vor mir vorbeighuscht. Ich hätte mir Wölfe größer vorgestellt aber Füchse waren es auf jeden Fall nicht, da sie so gräulich waren", erzählt er. Zu einem Angriff kam es glücklicherweise nicht, denn alle Beteiligten – Mensch wie Tier – nahmen vom Schreck gepackt reiß aus. Jeden Morgen ist der Hundebesitzer in der Dämmerung mit seinen Hunden unterwegs, auch seine liebste Route "beim Friedhof hinauf" – eben jene Gegend wo bereits Schafe gerissen wurden – möchte er sich deshalb nicht nehmen lassen. "Ich geh auf jeden Fall mit offenen Augen. Dass die Wölfe Menschen angreifen glaube ich nicht, aber ich weiß nicht wie sie auf meine Hunde reagieren", meint er.
"Rendezvous-Plätze" der Wölfe
"Die Hunde waren zum Glück angeleint. Oft ist das Problem wenn der Hund vom Wolf verfolgt wird und er in seiner Angst zum Herrchen zurückläuft und den Wolf dadurch mitbringt", meint Matzinger. Für Fußgängern, die mit ihren Vierbeinern unterwegs sind gilt es derzeit generell sogenannte Rendezvousplätze zu meiden. "Dort treffen sich Jung und Altwölfe und dort in der Nähe würde jeder Hund getötet werden", warnt der Jäger. Einziges Problem dabei ist, dass nur die Wölfe diese bestimmten Plätze kennen, aber "dort wo sich ein Rudel festsetzt gibt's automatisch solche Plätze", weiß Matzinger. In diesem Fall nahm die unerwartete Begegnung einen guten Ausgang, dennoch ist zur Vorsicht und Wachsamkeit geraten.
20-30 Wölfe in Österreich
Dieser Meinung kann sich Wolfsforscher Kurt Kotrschal nicht anschließen. "Der Hundespaziergänger kann alles Mögliche gesehen haben, Wölfe waren es wahrscheinlich nicht", meint er. Am Wolfsforschungszentrum der Veterinärmedizinischen Universität Wien beschäftigt er sich seit mehreren Jahren mit dem Verhalten der Wildtiere. "Österreichweit leben gesamt etwa 20-30 Wölfe. Es besteht also kein Grund zur Panik. Aufmerksame Gelassenheit ist gefragt", so der Wolfsforscher. Dass einer der Hauptkonfliktpunkte Weidetiere und ihr Schutz sind, weiß Kotrschal. "Wölfe lernen, dass ungeschützte Schafe einfache Beute sind. Elektrozäune etc. bewirken das Gegenteil und lokale Wölfe lernen so, sich eher an Wildtiere als Beute zu halten", meint er zu sachgerechtem und rechtzeitigem Herdenschutz. Damit ist die Angst der Bevölkerung selbst Opfer eines Wolfes zu werden jedoch nicht vertan. "Es stimmt, dass in den vergangenen Jahrhunderten Wölfe – selten aber doch – Menschen töteten. Hintergrund war ein starker Mangel an natürlicher Beute und teils auch die Tollwut", erklärt Kotrschal. Ausschließen kann man einen Angriff bei einem unberechenbaren Tier nie, dass heute von Wölfen aber eine sehr geringe Gefahr ausgeht, zeigt laut dem Wolfsforscher das Beispiel Deutschland, "mit der am schnellsten wachsenden Wolfspopulation der Welt, hunderten Wölfen und bislang keinen kritischen Vorfällen mit Menschen".
Info-Abend
Kommenden Montag, am 12.11. um 19:00 Uhr veranstaltet der Naturschutzbund NÖ Ortsgruppe Klosterneuburg einen Informationsabend zum Thema "Der Wolf in Klosterneuburg" im Amtshaus Kritzendorf. Rede und Antwort stehen dabei der Wolfsforscher Dr. Kurt Kotrschal und Österreichs Wolfsbeauftragter Dr. Georg Rauer.
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