Dem Rauchfang droht das Ende: Konsequenzen einer Novelle

- Der Notkamin kann bald Geschichte sein – MieterInnen können dann nicht mehr unabhängig von der Fernwärme sein.
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RauchfangkehrerInnen der Region laufen Sturm gegen Bauordnungs-Novelle: "Leidtragende sind die Mieter."
KLOSTERNEUBURG/PURKERSDORF (cog,tw). Während das Land unter der Rekordhitze stöhnt, jagt der Ausblick auf den Winter vielen bereits kalte Schauer über den Rücken. Grund: Der Rauchfang könnte schon bald vom Aussterben bedroht sein. Eine Änderung der nö. Bauordnung sieht vor, dass der Notkamin bei Mehrparteienhäusern nicht mehr wie bisher Pflicht ist, etwa wenn der Bau durch Fernwärme oder ein zentrales Heizwerk versorgt wird.
Was für die Wohnbauträger eine Ersparnis ist, bedeutet für Mieter, um die Möglichkeit, selber einen Kamin anzuschließen und somit unabhängig zu sein, gebracht zu werden. Hermann Kröll, Rauchfangkehrermeister in Klosterneuburg, weiß, dass der Bedarf dafür gegeben ist: "Gerade in Krisenzeiten rufen immer wieder Kunden bei mir an und fragen, ob sie bei sich daheim einen Ofen anschließen können."
"Das ist Augenauswischerei"
Ein anderer Rauchfangkehrermeister aus dem Bezirk Wien-Umgebung (Name der Redaktion bekannt) möchte anonym bleiben, sieht aber in der Novelle einen weitaus größeren Angriff auf die Rechte des einzelnen: "Das Kostenargument ist Augenauswischerei, denn glauben Sie wirklich, irgendein Wohnbauträger gibt das an den Endkunden weiter?" Er veranschaulicht die geplante Änderung mit einem Rechenbeispiel: "Der Erstellungspreis pro Quadratmeter liegt bei einem 12-Parteien-Haus im Bezirk Wien-Umgebung je nach Ausstattung zwischen 1.300 und 1.700 Euro. Ein Kamin würde sich mit 20 Euro pro Quadratmeter niederschlagen. Das sind bei einer 50 Quadratmeter Wohnung 1.000 Euro, die der Bauträger oder Architekt einstreift. Ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur bei einem Bauprojekt der Genossenschaftsanteil plötzlich um diesen Wert verringert wird. Stattdessen werden zukünftige Mieter beschnitten und auf Gedeih und Verderb der Fernwärme ausgeliefert."
"Teurer Strom als Ersatz"
Gerade mit Fernwärme hat Erich Wukovits, Rauchfangkehrermeister aus Purkersdorf, schlechte Erfahrung: "Wohnungen wurden oft nicht richtig beheizt oder die Kosten waren viel zu hoch, doch die Leute konnten sich im Notfall immer noch einen Ofen aufstellen." Leidtragende seien dann die Mieter, ist er überzeugt: "Als einziges Ersatzsystem bleibt dann Strom, das kostet aber immens viel Geld."
ZUR SACHE
Wenn ein Mehrparteienhaus durch Fernwärme oder ein zentrales Heizwerk versorgt wird, soll ein Notkamin, lt. der geplanten Bauordnungs-Änderung, künftig keine Pflicht sein. Voraussetzung: Bei Heizungsausfall muss binnen 48 Stunden ein Ersatzsystem verfügbar sein. Das Gesetz soll im September im Landtag beschlossen werden.
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