Sophie Karmasin ortet Nachholbedarf bei Familienfreundlichkeit
KLOSTERNEUBURG (red). Mit: „Wir wollen und werden die klassische Familie keineswegs abwerten“, trat Sophie Karmasin, Bundesministerin für Familie und Jugend in einer Diskussionsveranstaltung der „Österreichischen Gesellschaft für Völkerverständigung“ in Klosterneuburg etwaigen Missverständnissen zum neuen Familienbild der ÖVP energisch entgegen. „Wir nehmen nur die neuen Formen von familiären Zusammenleben dazu!“ Immerhin sind noch immer etwa 71 Prozent der Familien mit mindestens einem Kind (bis 27Jahre) Ehepaare.
Faktum ist aber auch, worauf der Präsident der Gesellschaft für Völkerverständigung, Josef Höchtl, gleich eingangs hinwies, ein enormer gesellschaftlicher Wandel bei der Familie, der die Politik vor enorme Herausforderungen stelle: So stieg die Scheidungsquote in den vergangenen 60 Jahren von 1953 bis 2013 von 16 auf 40 Prozent, und die Erwerbsquote der Frauen in den letzten 40 Jahren von 48 auf 67 Prozent.
Bei den Antworten auf diese Entwicklungen und bei der Familienfreundlichkeit ganz allgemein ortet die Familienministerin in Österreich einen Nachholbedarf. Während 90 Prozent der Dänen ihr Land als familienfreundlich empfinden, sind das hierzulande nur 31 Prozent. So sind beispielsweise Teilzeitarbeit und Karriere in Österreich nur schwer vereinbar. Spätestens bis 2025 soll das anders werden. Bis dahin, so die Vision Sophie Karmasins, soll Österreich zum familienfreundlichsten Land Europas ausgebaut werden.
Die fünf (ÖVP-)Thesen für den Weg dorthin:
1. Wahlfreiheit für Eltern bei der Kinderbetreuung
2. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss eine politische Selbstverständlichkeit werden.
3. Familienfreundlichkeit muss von den Unternehmen als Chance und als Wettbewerbsfaktor begriffen werden.
4. Leitgedanke muss das Prinzip der Partnerschaft sein. Derzeit leisten Österreichs Frauen die meiste unbezahlte Arbeit in ganz Europa.
5. Neue Zeiten verlangen neue Kompetenzen in der Kindererziehung. Elternbildung wird daher wichtiger denn je.
Die Kinderbetreuungseinrichtungen müssen, als Angebot im Sinne der Wahlfreiheit, unbedingt rasch ausgebaut werden. Sophie Karmasin:
„Neben dem Ausbau der Infrastruktur bedarf es aber auch einer höheren Wertschätzung für diesen Beruf. Weniger als ein Prozent der Kindergartenpädagogen sind Männer.“
Schließlich sollen Mehrkinderfamilien auch finanziell gefördert werden. Karmasin: „Man muss davon profitieren, dass man eine Familie ist!“ Über welche Instrumente das passiert – Steuer, Sozialversicherungsbeiträge, direkte Förderung - sei sekundär. „Entscheidend ist die Entlastung!“
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