Schließung
Geplante Krankenhaus-Zusammenlegung sorgt für Aufruhr

- Das Landesklinikum Korneuburg steht im Expertenpapier zur Debatte und könnte mit anderen Standorten zu einem neuen zentralen Krankenhaus zusammengelegt werden.
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Ein neues Expertenpapier schlägt die Schließung mehrerer Spitäler in Niederösterreich vor. Betroffene Standorte könnten in neue Versorgungszentren umgewandelt werden. Aktuell wird auch die mögliche Zusammenlegung der Krankenhäuser Korneuburg, Stockerau und Hollabrunn an einem neuen Standort diskutiert.
NÖ/BEZIRK. Ein aktuelles Konzept sieht die mögliche Schließung von vier Spitalsstandorten in Niederösterreich vor. Darunter fallen die Kliniken in Hollabrunn, Korneuburg und Stockerau. Diese könnten aufgelassen und in einem neuen Krankenhaus Weinviertel Süd-West zusammengeführt werden. Auch Gänserndorf könnte betroffen sein und zu einem Primärversorgungszentrum umfunktioniert werden. Ziel der Maßnahmen sei es, Ressourcen zu bündeln und das Gesundheitssystem effizienter zu gestalten.
Keine endgültigen Entscheidungen
Die Landesgesundheitsagentur NÖ (LGA) betonte in einer ersten Stellungnahme, dass es sich bei dem vorgelegten Papier um erste Überlegungen handelt und noch keine endgültigen Beschlüsse gefasst wurden. Der Prozess zur Erarbeitung von Handlungsempfehlungen soll bis ins erste Quartal 2025 andauern. Bis dahin sollen verschiedene Vorschläge, wie die Schließung von Spitälern oder Umstrukturierungen, weiter evaluiert und diskutiert werden.
Die LGA sicherte zudem zu, dass betroffene Mitarbeiter sowie die Öffentlichkeit rechtzeitig über mögliche Veränderungen informiert werden.
"Wir wollen keine vorschnellen Schlüsse ziehen und die Expertise der Fachleute vollständig abwarten",
so die LGA in ihrer Stellungnahme. Auch alternative Maßnahmen zur Optimierung der Gesundheitsversorgung seien noch im Gespräch.
Position der SPÖ Korneuburg
Die SPÖ Korneuburg zeigt sich indes besorgt über die mögliche Schließung des Krankenhauses in Korneuburg. Vizebürgermeisterin Bernadette Haider-Wittmann fordert Bürgermeister Christian Gepp auf, sich klar gegen die Schließungspläne zu positionieren und sich beim Land Niederösterreich aktiv für den Erhalt des Standorts einzusetzen.
"Das Krankenhaus in Korneuburg ist eine unverzichtbare Institution für die Menschen in unserer Region. Gerade in einer Zeit, in der wir sehen, dass die Wiener Spitäler zunehmend mit Patienten aus Niederösterreich und dem Burgenland überfordert sind, ist es unverantwortlich, durch Schließungen Patienten nach Wien abzuschieben. Wir wissen, dass sich die ÖVP gerne über die Zustände und das Budget in Wien beschweren. Diese Art von populistischer Politik – die wir von der FPÖ ja ebenfalls bestens kennen – ist besorgniserregend", kritisiert Haider-Wittmann. Und weiters: "Ich wünsche mir hier eine seriöse und verantwortungsvolle Politik."
Statement aus dem Bürgermeister-Büro
Bürgermeister Christian Gepp äußert sich auf Anfrage von MeinBezirk folgendermaßen zu dem Thema:
"Der im Jänner 2024 begonnene Prozess zur NÖ Gesundheitsversorgung 2040+ ist parteiübergreifend, und auch von SPÖ Landesrätin Königsberger-Ludwig getragen. Im Prozess arbeiten 50 Experten aus verschiedenen Fachbereichen intensiv daran, die Gesundheitsversorgung für die kommenden Jahrzehnte zukunftssicher zu gestalten. Der Abschlussbericht mit Empfehlungen wird Mitte 2025 erwartet. Bis es keine andere und bessere Lösungen gibt, bleibt der jetzige Standort in Korneuburg und dafür setze ich mich ein. Ich lade alle Parteien ein, mich dabei zu unterstützen. Und es ist einmal mehr unverantwortlich, mit den Ängsten der Korneuburger Bevölkerung Politik machen zu wollen. Es geht hier um Sach- und nicht um Parteipolitik. Die Gesundheitsversorgung ist ein zu wichtiges und großes Thema. Doch mit Panikmache ist keinem Patienten geholfen."
Stellungnahmen im Weinviertel

- Rainer Ernstberger, Ärztlicher Direktor der drei Klinikstandorte Hollabrunn, Korneuburg, Stockerau.
- Foto: Landesgesundheitsagentur
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Der ärztliche Direktor der drei Klinikstandorte Hollabrunn, Korneuburg und Stockerau, Rainer Ernstberger, äußert sich wie folgt:
"Die Landeskliniken Hollabrunn und Korneuburg-Stockerau sind derzeit für die stationäre Basisversorgung von 150.000 Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher im nördlichen Wiener Umland verantwortlich, in einzelnen Fachbereichen sind sie sogar für die Versorgung von 300.000 Menschen und mehr zuständig.
Die Bündelung der stationären Akutversorgung in einem, an einem geeigneten Standort neu zu errichtenden, Krankenhaus würde vieles erleichtern: Denn die erfolgreiche Behandlung eines schwer kranken Akutpatienten erfordert heute zwingend die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Spezialisten aus klinischen und nichtklinischen Fächern. Die personellen, technischen und baulichen Ressourcen für eine zeitnahe Intervention müssen 24/7 zur Verfügung stehen.
Eine derart hochwertige Expertise in Medizin und Pflege ist seit Jahren auf dem Arbeitsmarkt kaum zu finden, hochqualifizierte Mediziner und spezialisierte Pflegekräfte sind besonders begehrt. Das gilt nicht nur für Hollabrunn, Korneuburg und Stockerau, das gilt für ganz Österreich und für weite Teile Europas.
Der Mangel an Fachkräften wird in den kommenden Jahren aufgrund der anstehenden Pensionierungswelle noch zunehmen, dem gilt es auch weiterhin entgegenzuwirken. Die mögliche Variante der Errichtung eines gemeinsamen neuen Klinikums Süd-West im Weinviertel kann einen im Einzelfall längeren Anfahrtsweg durch die wesentlich höhere Effizienz in der Diagnostik mit folgendem, rascheren Therapiebeginn ausgleichen.
Die bestehende Herausforderung der Instandhaltung dreier in die Jahre gekommener Parallelstrukturen würde für eine Bündelung der stationären Akutversorgung sprechen. Die Betriebskosten für drei Kleinkliniken sind deutlich höher als für ein zentrales hocheffektives Krankenhaus mit modernster Ausstattung für die Behandlung unserer Patientinnen und Patienten."

- Katja Steininger, Geschäftsführerin der Gesundheit Weinviertel GmbH.
- Foto: Landesgesundheitsagentur
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Geschäftsführerin der Gesundheit Weinviertel GmbH, Katja Steininger, sagt:
"Als Geschäftsführerin der Gesundheit Weinviertel GmbH bin auch ich in den NÖ Gesundheitspakt, als größter Diskussionsplattform zur Zukunft der Gesundheitsversorgung in unserem Land, eingebunden. Es liegen hieraus resultierend mittlerweile zahlreiche Ideen und Vorschläge am Tisch, die diskutiert, evaluiert und noch verändert werden. Es ist jedoch kein einzelner Vorschlag oder keine einzelne Idee fixiert.
Unser Ziel ist es, für die Patientinnen und Patienten Strukturen zu erarbeiten, die die Qualität der medizinischen Versorgung für die Weinviertlerinnen und Weinviertler auch in Zukunft hochhalten. Unsere Erwartung an den NÖ Gesundheitspakt ist daher, dass er uns hilft, mit dem jetzt vorhandenen Personal eine noch bessere Versorgung zu gewährleisten. Dabei geht es ganz klar nicht um Einsparungen, sondern um die nachhaltige Verbesserung der Gesundheitsversorgung in der Region Weinviertel."
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