Künstler im Weinviertel
Mathemagische Bilder und Vampirzahlen
In Corona-Zeiten sind die armen Fledermäuse ein wenig in Verruf gekommen. Eine künstlerische Rehabilitation hat stattgefunden.
LANGENZERSDORF (rc). "Ich wollte den Ruf der Fledermäuse wieder herstellen", erzählt Martina Schettina augenzwinkernd und erlaubt uns einen künstlerischen Einblick in die fantastische Welt der Mathematik, ganz besonders in ihr eben fertig gestelltes Bild mit dem Titel "Vampirzahlen".
"In meinem Werk hängen diese Zahlen, eingewickelt, kopfüber von der Decke. Die Vorschrift wie man an diese Zahlen herankommt, findet sich in der Bildmitte. Den Hintergrund dominieren hellgraue Fibonaccizahlen, die ebenfalls in der Natur vorkommen".
Nicht schwer zu erraten, dass die Künstlerin der höheren Mathematik mächtg ist und dieses Fach auch jahrelang unterrichtet hat. Bis 2007. Ab da widmete sich Martina Schettina ihrer Malerei hauptberuflich.
Inspiration Mathematik
"Das ist kein Malen nach Zahlen, es ist die bildliche Darstellung von mathematischen Regeln, erklärt Schettina ihre "mathemagischen Bilder". Es sind rechnerische Ideen die sich in meinen Bildern wieder finden" und verweist dabei auf ihr Werk "Hilberts Hotel", welches das faszinierend dargestellte Paradoxon der Nutzung des Unendlichkeitsbegriffes zeigt.
"Habe ich einen Auftrag und mir fällt nicht gleich etwas dazu ein, schmökere ich in mathematischen Büchern, oder lese Biographien von Mathematikern. Die Ideen kommen dann wie von selbst.
Ursprünglich habe ich sehr figurativ gemalt, habe vieles an Frauenthemen aufgegriffen, wie den Schönheitswahn, Frauen in der Gesellschaft und die Mann-Frau-Beziehung. Da ist auch viel Autobiographisches eingeflossen, da ich damals in einer Ehe war, die ich beenden wollte."
Vielseitigkeit
"Ich bin nicht nur Künstlerin, ich bin kreativ", weiß sich Marina Schettina selbst zu beschreiben. "So wie die Corona-Bilder, bieten sich mir Themen, aber auch Projekte aus Situationen heraus an. Das Schreiben von Kolumnen, oder das Verfassen von Texten für die Kunstzeitschrift "Vernissage", wo ich mich auch mit den Menschen auseinander setze, welche Kunst überhaupt erst möglich machen. Ich drücke mich gerne aus, dazu ist mir jedes Mittel recht." Jedes? "Ja, jedes...ich tanze auch!"
"Mir wurde von ärztlicher Seite nahe gelegt, mich mehr zu bewegen. Ich erinnerte mich dann dran, dass ich gerne getanzt hatte! Also habe ich mich in die Szene begeben und so lange hat es gar nicht gedauert, bis ich mein erstes Tanzsportturnier getanzt habe. In Toni Haselberger, auch ein Weinviertler, habe ich zu guter Letzt den perfekten Tanzpartner gefunden. Wir sind amtierende "Niederösterreichische Landesmeister" der Standardtänze Senioren I", lässt uns die Künstlerin wissen.
Zur Person
Die Mutter von vier Kindern unterrichtete am Albertus Magnus Gymnasium und fand Zeit, nebenbei auch zu malen. Die gebürtige Wienerin übersiedelte mit ihrer Familie ins Weinviertel und hatte da erstmals Möglichkeit, ein Atelier einzurichten. Als eifrige Gasthörerin an der Angewandten, absolvierte sie auch eine viersemestrige Ausbildung an der künstlerischen Volkshochschule. Bereits mit ihrer ersten Ausstellung 1992, hat die in Langenzersdorf lebende Schettina die Aufmerksamkeit der Kunstliebhaber auf sich gezogen. 2005 heiratete sie in zweiter Ehe den Publizisten und Autor Helmut A. Gansterer.
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