Unser Bezirk vor 100 Jahren
Vor 100 Jahren: 19. Juni 1919
Vor 100 Jahren schrieb der "Korneuburger Bezirksbote":
"Sonntag, den 22. Juni sollen wir zur Wahlurne schreiten und entscheiden wie künftig Korneuburg regiert werden soll. Eine große Verantwortung liegt da auf unseren Schultern. nicht gedanken- und willenlos dürfen wir daher zur Abstimmung gehen und je nachdem wir diesem oder jenem Agitator in den Weg kommen den uns aufgenötigten Stimmzettel abgeben. Aber auch der Wahl ferne bleiben darf kein Wähler, keine Wählerin, die Wahlenthaltung enthebt nicht von der Mitverantwortung für den Ausgang der Wahl.
Reiflich überlegen müssen wir uns, wie wir wählen sollen. Die neue Gemeindevertretung wird vor sehr schwierigen Aufgaben gestellt sein. Vielen Wünschen und Forderungen soll sie gerecht werden. Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmittel wird noch lange ihre erste Sorge sein müssen. Schulwesen, Kinderschutz und Jugendfürsorge sind auszugestalten. Hiezu soll die Gemeinde moderne Schulräume, Schulküchen und Schulbäder, Spiel- und Sportplätze beistellen.
Unser Krankenhaus bedarf der Ausgestaltung und Erweiterung, aber auch gleichzeitig der Sanierung, denn der Krankenhausbetrieb ist seit Jahren passiv und beträgt der damalige Abgang über 100.000 Kronen. Das Donaubad, im Kriege verfallen, muß wieder errichtet werden. Korneuburg, an der Donau gelegen, kann nicht ohne Strombad bleiben. Eine Wasserleitung muß nun geschaffen werden. und noch vieles andere wird verlangt werden, darunter manches was Geld kostet, ohne daß der Ausgabe eine Einnahme gegenüber stünde.
Korneuburg ist finanziell gänzlich erschöpft. Die Kriegsausgaben haben es in Schulden gestürzt, für welche keine Bedeckung besteht und nun erst geschaffen werden muß. Es ist klar, daß es da ohne Belastung der Bevölkerung nicht abgehen kann, doch muß diese auf das unvermeidbare Ausmaß beschränkt bleiben."
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