Impfungen sind wertvoll - doch welche sind sinnvoll

- Fachärztin für Jugend und Kinderheilkunde in Krems, Christine Saahs, gibt Tipps.
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KREMS. Ein heute geborenes Baby bekommt bis zu seinem 18. Geburtstag satte 50 Impfungen. Das ist Europa-Rekord und übertrifft Deutschland. Während die einen darin den medizinischen Fortschritt und die Ausrottung gefährlicher Krankheiten sehen, finden Kritiker viele Impfungen schlicht für überflüssig.
In unserer neuen Serie „Gute Impfung, schlechte Impfung“ (Seite 17) beleuchtet Medizinjournalist Bert Ehgartner ab dieser Woche Vorteile und Nachteile des Impfens. Wir haben im Bezirk Krems bei den Fachärztinnen für Jugend und Kinderheilkunde in Krems, Christine Saahs und Ruth Svetitsch, nachgefragt, wie es um die Impfmoral steht und welche Impfungen sie empfehlen – oder auch ablehnen. "Prinzipiell ist es gut und wertvoll, dass es Impfungen gibt. Ein großer Wunsch wäre es, die Forschung und Studien auf rein medizinischer Ebene zu führen – das heißt, dass wirtschaftliche Interessen hier keine Bedeutung spielen sollten und es rein zum Wohl der Menschen ist", erklärt Kinderärztin Christine Saahs. Für Kinderärztin Ruth Svetitsch stellen Impfungen eine Vorsorge gegen Krankheiten mit schweren, mitunter sogar lebensbedrohlichen Komplikationen dar. "Viele von ihnen sind bei uns schon in Vergessenheit geraten, können sich aber bei schlechter Durchimpfung jederzeit wieder in unser Land ausbreiten. Außerdem kann man in einer Zeit, in der Reisen sehr beliebt sind, davon ausgehen, dass man vor keiner dieser Krankheiten gefeit ist", so Svetitsch.
Eltern fragen nach
Saahs informiert, dass die frühen Mehrfach-Impfungen deshalb so propagiert werden, da man hier die höchste Durchimpfungsrate bekommt – je kleiner das Kind ist, desto mehr Angst und Sorge besteht aufseiten der Eltern. "Wir leben derzeit Gott sei Dank in einem krisengeschützten Bereich. Für mich wäre es deutlich sinnvoller, einen Teil der Impfungen etwas später durchzuführen. Diese Impfungen aufzuteilen wird jedoch immer schwerer, da Einzelimpfstoffe und geringere Kombinationen immer mehr vom Markt verschwinden", so die Fachärztin und äußert: "In der Praxis führe ich immer ausführliche Impfaufklärung durch und erst dann wird gemeinsam entschieden, wann und was geimpft wird, also eine individuelle Impfentscheidung, auch abhängig von verschiedenen familiären Gegebenheiten."
Informiert man sich online auf gesundheit.gv.at liest man, dass die sogenannten Kombinationsimpfstoffe grundsätzlich den Stressfaktor für Säuglinge und Kleinkinder möglichst gering halten sollen. Dabei wird das Kind gegen mehrere Krankheiten (Diphtherie, Keuchhusten, Tetanus, Kinderlähmung, Hepatitis B und Hämophilus influenzae Typ B) gleichzeitig geimpft, nämlich ab dem dritten Lebensmonat, wenn der natürliche Nestschutz der ersten zwei Monate aufhört. Saahs sagt: "Welche Impfungen sinnvoll und welche überflüssig sind hängt vom Alter und von der Situation sowie auch von Reisen ab. In ihrer Praxis werden immer häufiger Fragen gestellt, die Menschen möchten besser informiert werden und die Entscheidung dann auch selber treffen. "Ich merke, umso mehr Druck ausgeübt wird umso eher blocken die Eltern ab. In der Praxis ist es bei mir ganz gemischt, von ganz nach Plan geimpft bis nur sehr vereinzelt", sagt sie abschließend.
Kinder- und Jugendärztin Ruth Svetitsch sagt abschließend: "Eine Impfung ist dann überflüssig, wenn ich bereit bin, das Risiko der Erkrankung vorbehaltlos zu tragen. Da in meiner Ordination eine persönliche, ausführliche Impfaufklärung durchgeführt wird, sind fast alle Eltern bereit, ihre Kinder impfen zu lassen."
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