Erste Bilanz
So gut funktioniert Mülltrennen mit gelben Sack und gelber Tonne
Mit dem Slogan "Ab ins Gelbe" wurde mit Jahresbeginn 2023 eine Umstellung der Altstoffsammlung einläutet. Weil so viele Materialien wie möglich wiederverwendet werden sollen, erließ die Bundesregierung eine neue Verpackungsverordnung. Aus Anlass des Tages der Mülltrennung am 7. März gibt es eine erste Bilanz.
REGiON. Seit Beginn des Jahres werden in Niederösterreich, Wien, Salzburg, Kärnten und Teilen Oberösterreichs nun alle Leichtverpackungen, egal ob aus Aluminium- oder Weißblech, Kunststoff oder Styropor, gemeinsam in der Gelben Tonne bzw. im Gelben Sack entsorgt. Brantner zieht nach zehn Wochen ein erstes Fazit. Das Kreislaufwirtschaftsunternehmen betreibt in Wölbling die größte Sortieranlage für Leichtverpackungen in Niederösterreich und seit Anfang des Jahres eine weitere Anlage im burgenländischen Wulkaprodersdorf. Damit ist Brantner der größte Sortierer von Leichtverpackungen in Österreich.
Gesamtvolumen an Müll steigt
„Die Gesamtmenge an Müll in der Gelben Tonne bzw. im Gelben Sack ist ohne Zweifel gestiegen. Bereits jetzt ist feststellbar, dass sich der Metallanteil um das Zwei- bis Dreifache erhöht hat und nun etwa bis zu fünf Prozent ausmacht. Die Zahl wird in den nächsten Tagen und Wochen, wenn die Bevölkerung sich an die neuen Regeln gewöhnt hat, weiter steigen“, sagt Thomas Mayer, Betriebsleiter des Brantner-Standorts in Wölbling, der größten Sortieranlage in Niederösterreich. Ihr Einzugsgebiet erstreckt sich über die Regionen Niederösterreich und Wien, 60 Mitarbeiter:innen managen im Zusammenspiel mit moderner Technologie in drei Schichten den Gelben Sack/die Gelbe Tonne von 1,2 Millionen Haushalten. 20.000 Tonnen Leichtverpackungen werden hier jährlich sortiert, das sind 80 Tonnen am Tag. 45 Prozent davon sind Wertstoffe, die recycelt werden; 55 Prozent werden als Ersatzbrennstoff thermisch verwertet.
Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff
Noch funktionieren die neuen Regeln nicht einwandfrei. Prinzipiell sollen neben Leichtverpackungen aus Kunststoff und Metall auch Getränkeverbundkartons sowie Leichtverpackungen aus Holz und textilen Faserstoffen wie Obstnetze, Holzsteige oder Jutesäcke in der Gelben Tonne entsorgt werden.
Fehlwürfe
In den ersten Wochen wurden von den Brantner-Mitarbeitern so einige Fehlwürfe entdeckt. Harte Kunststoffteile wie etwa Kinderspielzeug oder Plastikbehälter landen häufig in der Gelben Tonne. Es handelt sich nicht um Leichtverpackungen und somit um Restmüll. Grund für die Unterscheidung sind die grob abweichenden chemischen Eigenschaften von verschiedenen Kunststoffen. Nicht alle Kunststoffe lassen sich so leicht und auf dieselbe Weise wie PET-Flaschen oder Joghurtbecher wiederverwerten.
Gefahr durch Akkus
Gefährlich wird es, wenn Batterien oder Akkus in der Gelben Tonne bzw. im Gelben Sack landen – und das passiert recht häufig. Wird ein Lithium-Ionen-Akku beschädigt, kann das zum Brand und folglich zu Schäden an der Kunststoffsortieranlage führen. Auch Elektrogeräte wie Zahnbürsten oder Küchengeräte „verirrten“ sich zuletzt in die Gelbe Tonne bzw. den Gelben Sack. Diese gehören – weder mit noch ohne Akku – in den Gelben Sack oder in den Restmüll, sondern sollen auf Müllplätzen entsorgt werden. Auch mehrere Meter lange Bänder, Netze aus der Agrarwirtschaft oder Christbaumnetze können in der Sortieranlage zu Störungen führen und sind daher für den Restmüll bestimmt.
Wulkaprodersdorf schon jetzt bereit für Umstellung 2025
Auch am Standort Wulkaprodersdorf, den Brantner Anfang Dezember 2022 übernommen hat, sind die Änderungen bereits spürbar. Zwar erfolgt die Umstellung auf ein einziges Leichtverpackungssammelsystem im Burgenland erst Anfang 2025, allerdings wird in Wulkaprodersdorf auch Müll aus Niederösterreich angeliefert. „Es ist augenscheinlich, dass der Anteil an Aluminium- und Weißblechverpackungen signifikant gestiegen ist“, berichtet Dominik Holubiczka, Betriebsleiter des burgenländischen Brantner-Standorts.
Verdreifacht
Wulkaprodersdorf, die modernste Sortieranlage für Leichtverpackungen in Österreich mit eigenem Bahnanschluss, ist jedenfalls schon jetzt für die Umstellung gewappnet: „Der Durchsatz der Anlage konnte seit der Übernahme durch Brantner verdreifacht werden und liegt nun bei rund 6,6 Tonnen bzw. 200 Kubikmeter pro Stunde. Allein durch Reparaturen stieg die Effizienz um etwa ein Drittel. Des Weiteren wurde die Anlagenleistung mittels neuer Automatisierungstechnologie im Bereich der Vorsortierung erhöht“, so Holubiczka.
Neue Gewohnheiten
„Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Veränderungen werfen Fragezeichen auf und bedürfen immer einer Eingewöhnungszeit. Wir gehen jedoch davon aus, dass die neue Regelung binnen kurzer Zeit zur neuen Gewohnheit wird. Wir bedanken uns bei der Bevölkerung für ihre Mithilfe, da damit nicht nur die Sortierung vereinfacht wird, sondern auch gefährliche Situationen wie etwa Brände gar nicht erst entstehen“, unterstreicht Stefan Tollinger, Geschäftsführer der Brantner Österreich GmbH.
Das Ziel
„Das übergeordnete europäische Ziel lautet, CO2 einzusparen und die Umwelt zu schonen. Die Lösung liegt in einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Das heißt, in Zukunft weniger wegzuwerfen, mit Ressourcen sorgsamer umzugehen und mehr Wertstoffe in den Kreislauf zurückzuführen. Die gemeinsame Sammlung von Leichtverpackungen ist neben dem vermehrten Einsatz von recyclefähigen Materialien ein wichtiger Schritt in diese Richtung“, so Tollinger.
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