Stunde der Wintervögel 2019

Die Amsel | Foto: Hans-Martin Berg

Bei der diesjährigen Wintervogelzählung, Österreichs größtem Citizen Science-Projekt, haben 12.783 Teilnehmer ihre Beobachtungen an die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich gemeldet. Das Ergebnis ist zweigeteilt: In eine schneereiche Hälfte mit so vielen Vögeln wie noch nie und in eine schneearme Hälfte, in der die Vögel regelrecht ausblieben. Der bundesweit am häufigsten gesehene Vogel ist erstmals der Haussperling (Spatz). Schlechte Nachrichten gibt es von der Amsel, die aus jedem fünften Garten verschwunden ist.

Mit einem deutlichen Plus von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr zählten bei der diesjährigen Wintervogelzählung 12.783 Teilnehmer insgesamt 322.391 Vögel, das sind im Durchschnitt 35 Vögel pro Garten Der häufigste gesehene Vogel ist erstmals der Haussperling (Spatz), der mit 10 Vögeln pro Garten in knapp die Hälfte aller Gärten (45,3%) fliegt. Platz 2 geht an den Vorjahressieger, die Kohlmeise. Auf Platz 3 fliegt der Feldsperling.

Zweigeteiltes Österreich

„Der massive Schneefall im Alpenraum beeinflusst ganz deutlich das Auftreten unserer heimischen Wintervögel“, weiß Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. „Wenn die Vögel durch den Frost und die dicke Schneedecke weniger Nahrung finden, drängen sie in die Siedlungsräume.“ In den Alpen und entlang der Nordseite der Alpen sah man daher zur „Stunde der Wintervögel“ von 4.-6. Jänner so viele Vögel wie noch nie: Tirol ist Spitzenreiter mit 44 Vögeln pro Garten. Der Osten und der Süden hingegen waren rund um das Dreikönigswochenende schneearm. Es flogen mit 30 Vögeln pro Garten weit weniger Vögel als im jahrelangen Durchschnitt zu den Futterhäuschen. Hier war außerhalb der Siedlungsräume aufgrund des Buchen- und Fichtenmastjahrs und des Schneemangels mehr als ausreichend Nahrung zugänglich (Kärnten und Niederösterreich: je 32 Vögel pro Garten, Wien: 19 Vögel pro Garten).
Der Zu- und Einflug des Erlenzeisigs zeigt sich ebenso deutlich in den Beobachtungen der Wintervogelzählung: Mehr als doppelt so viele Erlenzeisige als im Vorjahr. „Die überaus starken Schneelagen in den Bergen ließen die Vögel in tiefere Lagen ausweichen“, erklärt der Ornithologe und ergänzt: „Einflüge aus dem Norden Europas haben das Auftreten der Erlenzeisige noch erhöht.“

Amsel auf Tiefstwert
„Die diesjährige Zählung meldet die niedrigste Anzahl an Amseln pro Garten seit Beginn der Wintervogelzählung“, erörtert Wichmann. „In den letzten vier Jahren ist sie aus jedem fünften Garten verschwunden!“ (2015-2019: Absinken von 86,8% auf 71,1% der Gärten) Das aus Afrika stammende Usutu-Virus, das von 2001 bis 2005 zum sogenannten „Amselsterben“ führte, setzt der Amsel neuerlich zu. Seit dem Vorjahr werden wieder zunehmend Fälle, vor allem im Osten und Süden Österreichs, diagnostiziert. Die westliche Hälfte (OÖ, SBG, T, VBG) ist deutlich weniger betroffen.

Grünfinkenrückgang vorerst gestoppt

Die Auswertungen der Wintervogelzählung, den Grünfink betreffend, zeigt vorerst ein Ende des Abwärtstrends seines Bestandes. Seit dem Jahr 2012 tritt bei Grünfinken die Vogelkrankheit Trichomoniasis auf, die durch einzellige Parasiten hervorgerufen wird. Seither war jeder zweite Grünfink verschwunden.

Wien

In Wien zählten 853 Teilnehmer mit 19 Vögel pro Garten durchschnittlich um vier Vögel weniger als im Vorjahr. Alle wichtigen Wintervogelarten, außer der Haussperling, wurden bei der diesjährigen Wintervogelzählung seltener gesehen. Die Kohlmeise bleibt trotz deutlichem Rückgang auf Platz 1, gefolgt von der Aaskrähe und dem Österreich-Sieger Haussperling auf Platz 3, der die Saatkrähe vom Stockerl verdrängt. Die Amsel erreicht in Wien ebenso wie im Österreichdurchschnitt ihren Rekordtiefstand und stürzt von Rang 4 auf 6. Der Grünfink fliegt aufgrund seiner Parasitenerkrankung aus den Top Ten (Platz 11), in Wien ist – im Gegensatz zu Gesamtösterreich - sein Bestandsrückgang noch nicht gestoppt.

Niederösterreich

2.914 niederösterreichische Teilnehmer (Plus von 23 Prozent) meldeten heuer nur 32 Vögel pro Garten (minus vier Vögel pro Garten im Vergleich zum Vorjahr, minus zwei im Vergleich zu Gesamtösterreich), bedingt durch das schneearme Wetter rund um das Dreikönigswochenende. Die Plätze 1 bis 4 gehen wie im vergangenen Jahr an: Kohlmeise, Feldsperling, Haussperling, Blaumeise. Die Blaumeisen fanden sich heuer nur halb so oft am Futterhaus ein als im Vorjahr, weil sie bedingt durch das Mastjahr genügend Baumsamen in den Wäldern vorfanden. Die Amsel ist der große Verlierer Niederösterreichs. Sie stürzte, bedingt durch das Usutu-Virus, von Platz 5 auf Platz 8. In Niederösterreich wurden beinahe ein 1/3 weniger Amseln in nur 34% der Gärten (Vorjahr: 76,8%) gezählt.

Burgenland

Nur 38 Vögel pro Garten, das sind rund 1/6 weniger Vögel am Futterhaus als im Vorjahr, beobachteten 749 Burgenländer (nahezu doppelt so viele Teilnehmer als 2018) im Zuge der diesjährigen Wintervogelzählung. Bei der Kohl- und Blaumeise ist ein starker Rückgang, bedingt durch das Mastjahr und das daraus resultierende reiche Nahrungsangebot, zu beobachten. Platz 1 bis 3 gehen im Burgenland (entgegen Gesamtösterreich) an Feldsperling, Haussperling und Kohlmeise. Das Usutu-Virus schlägt im Burgenland zu und schwächt die Amseln deutlich: 1/3 weniger Amseln als 2018.

Steiermark

In der Steiermark flogen mit 39 Vögel pro Garten um fünf weniger ans Futterhaus als im Vorjahr. Das liegt jedoch deutlich (plus vier Vögel) höher als der Österreich-Vergleich. Das zählten 2.252 Steirer, ein Drittel mehr als im vergangenen Jahr. Die Plätze 1 bis 3 liegen ganz im bundesweiten Trend: Haussperling, Feldsperling, Kohlmeise. In den alpinen Bereichen der Steiermark war der Einflug des Erlenzeisigs zu beobachten: mehr als doppelt so viele Individuen flogen in die Siedlungsräume. Die Amsel verzeichnet einen starken Einbruch: 1/3 weniger Amseln flogen, verursacht durch das Usutu-Virus, in die steirischen Gärten (Platz 4 auf 9).

Kärnten

1.024 Teilnehmer aus Kärnten zählten bei der diesjährigen „Stunde der Wintervögel“ 32 Vögel pro Garten. Das liegt sowohl unter dem bundesweiten Durchschnitt (35 Vögel pro Garten), als auch deutlich unter dem Vorjahreswert mit 45 Vögel pro Garten. Aufgrund des schneearmen Winters rund um den Jahreswechsel sowie dem Buchen- und Fichtenmastjahr fanden die Vögel außerhalb der Siedlungsräume mehr als ausreichend Nahrung. Über ein Viertel weniger Vögel ließ sich bei den Futterhäusern blicken. Ein Drittel weniger Kohlmeisen (Vorjahressieger) bescherten Platz 3, Platz 2 ging an den Feldsperling, Platz 1 an den Siedlungsvogel Haussperling. Der Amselbestand ist in Kärnten, entgegen dem Österreichtrend, weitgehend stabil. Der Grünfink hingegen wurde nur noch halb so oft gezählt (Vorjahr 44,5% der Gärten), hier scheint der Abwärtstrend des Grünfinkenbestandes noch nicht gestoppt.

Tirol

Wenn die Vögel durch den Frost und die dicke Schneedecke weniger Nahrung finden, drängen sie in die Siedlungsräume. Deutlich zu sehen war dieses Phänomen in Tirol: 1/5 mehr Vögel gegenüber dem Vorjahr sowie mit 44 Vögeln pro Garten. 871 Tiroler meldeten die meisten Vögel österreichweit. Der Erlenzeisig flog in Tirol auf Platz 1, das sind sechsmal so viele Individuen als letztes Jahr und 3 mal mehr als dem bisher besten Ergebnis im Jahr 2016. Die überaus starken Schneelagen in den Bergen ließen die Vögel in tiefere Lagen ausweichen. Einflüge aus dem Norden Europas haben das Auftreten der Erlenzeisige noch erhöht. Sie verdrängt den Haussperling auf Platz 2, die Kohlmeise auf Platz 3. Der Amselbestand ist entgegen der bundesweiten Zahlen in Tirol unverändert, das Usutu-Virus dürfte im Westen Österreichs (noch) nicht ausgebreitet sein.

Vorarlberg

637 Teilnehmer zählten im Ländle 35 Vögel pro Garten, damit drei mehr als im Vorjahr. Der Haussperling behauptet zum zweiten Mal hintereinander Platz 1 der Wintervogelzählung. Besonders auffällig waren die Zunahme von Buchfink (Platz 2), Grünfink, Stieglitz und Bergfink. Es dürfte zu Einflügen aus Deutschland gekommen sein. Platz 3 geht an die Kohlmeise. Auch der Erlenzeisig wurde in Vorarlberg drei Mal so häufig gezählt als im Vorjahr. Die überaus starken Schneelagen in den Bergen ließen die Vögel in tiefere Lagen ausweichen. Der Amselbestand ist entgegen der bundesweiten Zahlen in Vorarlberg unverändert, das Usutu-Virus dürfte im Westen Österreichs (noch) nicht ausgebreitet sein. Der Bestand der Grünfinken hat sich in Vorarlberg nicht weiter verschlechtert.

Salzburg

Ein Drittel mehr Teilnehmer (981) nahmen in Salzburg an der Wintervogelzählung teil und zählten 39 Vögel pro Garten, vier mehr als im Österreichdurchschnitt und 8 mehr Vögel pro Garten als im Vorjahr. Der Erlenzeisig flog mit fünf Mal so vielen Vögeln pro Beobachtung auf Platz 1, gefolgt von den Vorjahressiegern Kohlmeise (Platz 2) und Haussperling (Platz 3). Der Amselbestand ist entgegen der bundesweiten Zahlen in Salzburg unverändert, das Usutu-Virus dürfte in den westlichen Landesteilen (noch) nicht ausgebreitet sein. Der Bestand der Grünfinken hat sich ebenso nicht weiter verschlechtert.

Oberösterreich

2.513 Oberösterreicher, knapp ein Drittel mehr als im Vorjahr, zählten bei der diesjährigen Stunde der Wintervögel insgesamt 69.702 Vögel, das sind 40 Vögel pro Garten und damit deutlich über dem Vorjahr (36) und über dem Österreichwert (35). Frost und die dicke Schneedecke drängen die Vögel in die Siedlungsräume und führten zu dieser beachtlichen Zunahme. Auf Platz 1 flog der Feldsperling, auf Platz 2 die Kohlmeise und auf Platz 3 der Haussperling (der bundesweite Sieger). Dreimal so viele Erlenzeisige flogen in Oberösterreich zu den Futterhäusern (2,6 Vögel pro Garten), sie erreichten damit Platz 6 und verwiesen die Plätze 7-11 hinter sich. Der Amselbestand zeigt sich in Oberösterreich weitgehend stabil. Die Amsel flog wie im Vorjahr in beinahe gleich vielen Gärten (81,5% der Gärten).

10-Jahres-Jubiläum

„Wir sind sehr stolz auf unser Citizen Science-Projekt, das inzwischen österreichweit das größte ist!“, freut sich Gábor Wichmann von BirdLife Österreich. „Die Beobachtungen liefern mit der Zeit immer bessere Zahlenreihen, die es uns ermöglichen, Bestandstrend abzugeben, sowie Zusammenhänge mit dem Auftreten unserer Singvögel im Winter darzustellen.“ (Faktor „Temperatur“: je kälter umso mehr Vögel; Faktor „Schneedauer“: je länger die Schneedecke, umso mehr Vögel; Faktor „Randlage“: je näher am Siedlungsrand, umso mehr Vögel; Faktor „Verbauung“: je mehr verbaute Fläche, umso weniger Vögel, Faktor „Futterhaus“: wo ein Futterhaus, dort mehr Siedlungs- und Waldvögel aber weniger Tauben und Krähen;)
Um über die Jahre noch genauere Erkenntnisse über Österreichs Wintervögel zu gewinnen, bleibt die Vogelzählung fixer Bestandteil des BirdLife-Programms. So sicher wie das Neue Jahr kommt auch die nächste „Stunde der Wintervögel“ rund um den Dreikönigstag 2020.

Mehr Details online
Wer noch mehr Details zur Vogelwelt in seiner Region wissen möchte, kann sich online informieren! Die Ergebnisse nach Bundesland und Region unterschieden sind online zu finden unter: www.stunde-der-wintervoegel.at

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