Othmar Seidl im Interview
'Die Stadt ist es wert, groß zu denken'
Der Unternehmer Othmar Seidl prägt Krems mit seinen Investitionen entscheidend mit. Er hat nicht nur einem Einkaufszentrum ein Glow-Up verliehen, sondern zum Beispiel mit dem Hofbräu am Steinertor die Gastronomie-Szene aufgemischt. Doch seine Visionen gehen noch viel weiter.
KREMS. Die Stadt brauche Menschen, die etwas bewegen wollen und die nicht als Gegner gesehen werden, ist Unternehmer Othmar Seidl überzeugt. Gerade jetzt sieht er gute Chancen für einen Entwicklungsschub, wie er im Interview erzählt.
BezirksBlätter: Das Festival am Steinertor startet Ende Mai 2024. Wie ist die Lage?
Othmar Seidl: Wir hatten Anfragen aus Ägypten, Spanien, Kroatien, Griechenland und anderen Ländern, die Hotels sind im Umkreis von vielen Kilometern um Krems ausgebucht. Also man kann sagen: Das Festival funktioniert.
Die Organisation dieses Festivals ist ein Riesen-Aufwand. Warum tun Sie das?
Die Stadt ist es wert, dass man sich nicht zurückhält. Ich muss nicht in vorderster Reihe stehen, aber möchte doch meinen Beitrag leisten. Zudem habe ich das Gefühl, jetzt ist die Zeit reif, dass Ideen aufgenommen werden.
Zum Beispiel für einen niveauvollen, adäquaten Veranstaltungsaal. Seit 1988 der Brauhofsaal abgerissen wurde, hat Krems keinen passenden Saal für Veranstaltungen.
Oder die Verkehrsanbindung des Südtirolerplatzes an die B3 und einer Tiefgarage – ein Konzept, an dem wir 2016 planerisch zu arbeiten begonnen haben. Natürlich gehören diese Planungen jetzt überarbeitet. Aber dies wäre das Zukunftsprojekt, was die Infrastruktur betrifft. Ich spüre, dass diese Ideen nun auf fruchtbaren Boden fallen.
Sie haben vor langer Zeit das Einkaufszentrum Steinertor erworben und attraktivisiert. Wie hat es sich seither entwickelt?
Ich habe das EKZ Steinertor 2013 gekauft, seit einem Jahr ist alles vermietet, wir haben mit einer Million Zugängen im Jahr eine Jahresfrequenz wie Schönbrunn. Das Einkaufszentrum Steinertor ist sozusagen der Startpunkt in die Fußgängerzone. Landstraße, EKZ und Schwedengasse bilden eine Symbiose.
Ich finde, alle müssen einen Beitrag leisten für die Attraktivität der Innenstadt. Gefragt sind Hauseigentümer, Pächter, Mieter, aber auch die Stadtgemeinde selbst, welche die Rahmenbedingungen schaffen muss.
Allerdings geht es nicht nur um die Frequenz, sondern auch darum, einen Platz zu schaffen, wo man gerne hingeht.
Sie haben auch das Hotel "Alte Post" gekauft, das zurzeit Baustelle ist. Wie geht es mit diesem Haus weiter?
Bei diesem Projekt gibt es Zeitverzögerungen, denn wir versuchen, die Alte Post in ihre historische Verfassung zurückzuführen und dennoch zu modernisieren. Das Gebäude muss von der Pike auf neu gemacht werden. Dabei bin ich dankbar für die gute Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt, das uns hilft, alle Arbeiten – die teilweise starke Eingriffe sind – in vernünftiger Form auszuführen. Es soll ein 50 Betten umfassendes Innenstadt-Boutique-Hotel mit altem Flair und modernem Ambiente sein. Der Eröffnungstermin wird sich bis ins Jahr 2025 hineinziehen, denn es handelt sich um große Investitionen.
Es wird ein Schmuckkasterl – davon bin ich felsenfest überzeugt.
Dann wäre noch Marie beziehungsweise Sepp im Park. Was wird aus diesem Gebäude?
Das Gebäude im Park wird eher für Events herangezogen werden – zum Beispiel Frühstück im Park, Wein- oder Musik-Veranstaltungen, Kabarett und ähnliches etwa zweimal die Woche. Auch ins Festival am Steinertor wird Marie/Sepp im Park eingebunden.
Sie haben im Gretzel um das Steinertor mit dem Hofbräu am Steinertor, Leopold und Wohnzimmer viel Gastronomie geschaffen. Wie ist die Stimmung?
Als Kremser tut es mir schon weh, dass die gutbürgerliche Gastronomie hier so geschrumpft ist. Wir sind hier allerdings rundherum zufrieden, obwohl wir nicht wissen, was die Zukunft bringt. Ich glaube, dass man jetzt beginnen könnte, weiter zu denken. Die Stadt verdient es, dass man groß denkt. Ich bin guter Hoffnung, dass Ideen beim neuen Bürgermeister auf fruchtbaren Boden fallen. Es macht Spaß, wenn man etwas bewegen kann!
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