Was Väterchen Frost den Reben antat und wie der Qualm den größten Schaden fern hielt

- hochgeladen von Simone Göls
Eine "Frost-Watschen" drohte die Weinernte heimischer rieden zu vernichten. Erhard Kührer, Rebschutzdienst-Experte und Forscher an der Weinbauschule Krems, gibt Auskunft über den "Täter" Frost, den Zustand des "Opfers" Wein und die Arbeit des "Retters" Winzer.
BEZIRKSBLÄTTER: Herr Ing. Kührer. Wie waren die Wetterereignisse beschaffen, die unserem Wein so zusetzten?
ERHARD KÜHRER: In der letzten Woche ist es durch eine massive Kaltfront aus Nord-West zu einer anhaltenden Abkühlung gekommen. Die Temperaturen fielen in Bodennähe (in 20C Höhe) unter - 3°C. Es gab drei Nächte mit kritischen Temperaturen:
von 25. auf 25. April
von 27. auf 28. April
von 28. auf 29. April
In welchem Stadium hat der Frost die Reben erwischt?
Die Reben befanden sich jedoch bereits im 1-3 Blatt Stadium und reagieren
auf solche tiefen Temperaturen empfindlich (Spätfrostschaden - Teil bzw.
vollständige Schädigung von grünen Trieben). Damit verbunden sind
empfindliche Ertragsverluste.
Wo schlug der Frost zu?
Es ist der gesamte Österreichische Weinbau davon betroffen NÖ, Burgenland, und die Steiermark.
Welche Lagen sind betroffen?
Mit der Kaltluft-Strömung aus N-W wurden kontinuierlich kalte Luftmassen
nachgeliefert. Betroffen sind deshalb auch Weingärten in höheren bzw.
windoffenen Lagen, welche bei einem klassischen Spätfrostereignis in der
Regel verschont bleiben.
Was brachte das Räuchern in Weingärten?
Das Aufklaren in den jeweiligen Nächten bewirkte eine intensive Abstrahlung
der bodennahen - warmen Luftschicht in die Atmosphäre. Dem wurde mittels
Räuchern entgegengewirkt, damit blieb die Bodenwärme besser erhalten und das
Schadausmaß konnte dadurch deutlich reduziert werden.
Die Hubschrauber arbeiten ebenfalls nach demselben Prinzip - sie drücken die
aufsteigende warme Luft mit den Rotoren wieder zurück in Bodennähe. Sie
können jedoch erst in den Morgenstunden fliegen, weshalb das Räuchern als
sehr gute Ergänzung zum Hubschraubereinsatz zu sehen ist.
In einer Versuchsanlage der Weinbauschule zeigte sich, dass das die Triebe
im Minimalschnittsystem die Frostereignisse fast unbeschadet überstanden
haben wogegen beim klassischen Erziehungssystem 30 - 50 % der Triebe durch
Frost geschädigt wurden. Diese Erziehung zeigte bereits beim vorjährigen
Hagelereignis deutliche Vorteile gegenüber der klassischen Erziehung - sie
konnte einen ca. 70 % igen Ertragsverlust ausgleichen.


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