Alarm - das schlägt uns auf den Magen!
Eine geballte Ladung an Information erwartete die Zuhörer des MINI MED-Vortrags ‚Magen-Darm-Beschwerden‘. Gleich zwei Vortragende, Dr. med. Sigrid Sokele und Prim. Prof. Dr. Ludwig Kramer zeigten auf, dass wir fast ausschließlich selbst dafür verantwortlich sind, wenn der Magen drückt. Die steigenden Maßlosigkeit in puncto Ernährung ist ein wesentlicher Faktor.
Zunächst erläuterte Dr. Kramer die Tücken, die sich hinter künstlichen Süßstoffen, Fast Food und unvorsichtigen Ernährungsgewohnheiten verbergen. Und vor allem: welche Rolle Darmbakterien dabei spielen. ‚Falsche Bakterien‘ - z.B. (flüssige) Kohlehydrate -führen zu chronischen Erkrankungen und Entzündungen. Die Folgen: Reizdarm, Darmkrebs, Reflux, Gastritis, Magentumor, Fettleber, Zirrhose und Leberkrebs. Unsere Darmflora, als ‚Intestinales Mikrobiom‘ mittels Bakterienbildung die Schaltstelle für Übergewicht, Entzündungen und Tumorentstehung, wird durch viele Einflüsse in Mitleidenschaft gezogen. Speziell die Art und Weise, auf die Lebensmittel gesüßt werden, ist fatal. Mit dem Siegeszug der überwiegend aus (Gen-)Mais gewonnenen Fructose Anfang der 1960er-Jahre in den USA steigt die Fettleibigkeit drastisch - mittlerweile weltweit. Grund: Fructose wird insulinunabhängig verstoffwechselt, was die insulinabhängige Verteilung von Fetten im Körper verhindert. Mittels Softdrinds Socherart züchten wir uns also Magen-Darm-Probleme und Fettleibigkeit. Zwischenzeitlich geht dieser Trend in den USA leicht zurück während er in Lateinamerika und Europa aus Kostengründen ansteigt. Die ernüchternde Diagnose von Dr. Kramer: „Snacks, Fast Food, Softdrinks machen uns ebenso fett wie der Dank TV-Massenkultur, Unterhaltungselektronik und Smartphone entstandene Bewegungsmangel.
Dr. Sokele widmete sich den chronisch-entzündliche Darmkrankheiten Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn, die Symptome wie Durchfall, Gewichtsverlust, Bauchschmerzen, Augenentzündungen, Gelenkschmerzen, Fistelbildung und Blutarmut auslösen. Ersteres beschreibt eine Entzündung der Dickdarmschleimhaut, während Morbus Crohn - abwechselnd - oft alle Bereiche des Magen-Darmtrakts befällt.
Genetik, Infektionen, ungesunde Ernährung sind u.a. für eine veränderte Darmflora als Ursache für eine der beiden Krankheiten verantwortlich: Schlechte Bakterien dringen durch die gestörte Darmbarriere ungehindert zur Darmschleimhaut vor, wo ein Immunreflex zur Entzündung führt. Dort, wo es in Folge zu Fisteln, Abszessen (bei Morbus Crohn), Dickdarmkrebs oder einem Darmverschluss kommt, sind chirurgische Eingriffe notwendig. 70 - 90 Prozent der Morbus Crohn-Patienten werden mindestens einmal operiert.
Basis für eine Diagnose bilden Labor- und Stuhluntersuchungen, mittels Sonden Gastro- und Koloskopie und Darmultraschall. Neben unterschiedlichen Medikamenten kommt oft Cortison (keine Dauertherapie) zum Einsatz, regelmäßige Untersuchungen inklusive. Alternative Behandlungsmethoden stellen Flohsamen-, Weihrauch-, Curcuma-, Probiotika- und Entspannungstherapien dar, ebenso TCM oder Akupunktur. „Auch wenn Morbus Crohn aus heutiger Sicht nicht heilbar ist“, schließt Dr. Sokele, „gibt es keinen Indikator, dass es eine lebensverkürzende Komponente aufweist.“
Info
Prim. Prof. Dr. Ludwig Kramer und Dr. med. Sigried Sokele sind Ärzte an der 1. Medizinischen Abteilung des Krankenhaus Hietzing, Wien.
Mini Med.Studium
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