Vor 70 Jahren endlich befreit

Angelobung einer SS-Einheit am 1. Mai 1938 in Kufstein. | Foto: Archiv Wieser
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  • Angelobung einer SS-Einheit am 1. Mai 1938 in Kufstein.
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BEZIRK (nos). Der erste alliierte Angriff auf Brixlegg geschah am Freitag, dem 16. März 1945, als die Eisenbahnbrücke von Jagdbombern ins Visier genommen wurde. Zwei russische Kriegsgefangene wurden beim missglückten Entschärfen eines Blindgängers am Abend getötet, berichtet Chronistin Elisabeth Sternat aus ihren Unterlagen. Ein Brückenpfeiler auf Brixlegger Seite wurde beschädigt, zudem einige umliegende Häuser. Am 22. März folgte der nächste Abwurf, diesmal durch Bomber der Gattung "B52 Mitchell". Vier Soldaten einer Pionierabteilung kamen dabei ums Leben, die Brücke stürzte komplett ein. Am 8. und 9. April folgen zwei weitere Angriffe auf die behelfsmäßige Notbrücke über den Inn, zwei Flüchtlinge überlebten diese nicht.
Der größte Angriff auf Brixlegg fand dann am 19. April statt: 215 Bomber "B17" warfen etwa 640,5 Tonnen Bomben auf die Notbrücke, das Montanwerk, Brixlegg und Umgebung ab. Beinahe zwei Stunden dauerte die Aktion der Alliierten. In Kramsach kamen dabei vier Menschen ums Leben, die Eisenbahn- und die Straßenbrücke wurden zerstört, der Herrnhausplatz und die Brixlegger Marktstraße wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen, so Sternat. Sie präsentierte vor kurzem die Ausstellung “70 Jahre Bomben auf Brixlegg“ unter reger Anteilnahme aus der Bevölkerung. Rund 350 Besucher und etliche Schulklassen zeigten sich sehr interessiert.

Langer Marsch der Amerikaner
Am 3. Mai 1945 überquerten Einheiten der "12th Amored Division"den Inn bei Kufstein, am Folgetag wurde sie von der 36. Infanteriedivision verstärkt. Schon der nächste Tag sollte noch einmal eine besondere Aufgabe für die Amerikaner in Kufstein bereithalten – "the last Battle". Sechs Tage zuvor wurde in Wien bereits die Republik Österreich wieder ausgerufen, im Westen kam es noch zu Kampfhandlungen zwischen versprengten deutschen Einheiten und den vorrückenden Amerikanern.
Die "36th Infantry Division", die 36. Infanteriedivision, wurde am 2. November 1940 in San Antonio, Texas, aktiviert. Nach der Landung in Nord-afrika zog sie über Italien bis nach Südfrankreich, später über die Vogesen an den Rhein und schließlich über Dachau nach Tirol. Mit dem 8. Mai 1945, die Division war gerade in Kitzbühel stationiert, nahm sie Feldmarschall Gerd von Rundstedt, den Oberkommandierenden der Westfront fest. Am 14. August 1945 endete der Feldzug nach 400 Kampftagen in Kufstein, im Dezember 1945 wurde sie nach Hause geschickt.

Wehrmacht gegen SS
Am 5. Mai 1945 organisierte Leutnant John C. Lee Jr. vom 23. Panzerbattaillon die Befreiung 14 prominenter französischer Kriegsgefangener, darunter der ehemalige französische Premierminister Édourard Daladier, bei der Schlacht um das Schloss Itter. Unter Lees Kommando gingen die Amerikaner gemeinsam mit der deutschen Wehrmacht gegen die im Schloss verschanzten Wachtruppen der SS vor.
"Der unbestrittene Held des ereignisreichen Tages war der deutsche Major Josef Gangl", schreibt Historikerin Gisela Hormayr in ihrem neuesten Buch "Die Zukunft wird unser Sterben einmal anders beleuchten" über die Opfer des katholisch-konservativen Widerstands in Tirol. Gangl wurde nach seiner Beförderung zum Major Mitte April nach Wörgl abkommandiert, wo er offenbar rasch Kontakt zu einer Widerstandsgruppe um Rupert Hagleitner bekam. Am 30. April wurde ihm die militärische Leitung des Widerstands übertragen. "Wie auch in anderen Tiroler Orten galt es, die Zerstörung von Verkehrsverbindungen und die Plünderung von Lebensmittelvorräten zu verhindern", schreibt Hormayr. Zudem sollte die befohlene Verteidigung von Wörgl "mit allen Mitteln verhindert werden". Am 4. Mai erreichte eine Botschaft der Häftlinge Wörgl, überbracht vom tschechischen Lagerkoch Andreas Krobot, die von der drohenden Erschießung der französischen Geiseln spricht. Daraufhin unternahm Gangl eine "waghalsige Reise" von Wörgl nach Kufstein zu den dort eingetroffenen Amerikanern. Mit Lee und einer Panzerbesatzung erreichte Gangl dann in den Abendstunden Itter, am folgenden Morgen begann der Kampf, bei dem Gangl getötet wurde. Mit der Ankunft amerikanischer Verstärkung am Nachmittag konnte die Geiselbefreiung erfolgreich beendet werden.
Nach der Aufteilung Österreichs in Besatzungszonen lösten im Juli 1945 französische Soldaten die amerikanischen Streitkräfte ab.

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