Die Bezirkshauptmannschaft feiert ihr 150-Jähriges

Julia Santer moderiert den Tag der Offenen Tür, BH Christoph Platzgummer eröffnet mit Unterstützung der Stadtmusikkapelle und vielen Ehrengästen.
3Bilder
  • Julia Santer moderiert den Tag der Offenen Tür, BH Christoph Platzgummer eröffnet mit Unterstützung der Stadtmusikkapelle und vielen Ehrengästen.
  • hochgeladen von Sebastian Noggler

BEZIRK KUFSTEIN (nos). Es wird ein mehr als nur buntes Programm, mit dem die Bezirkshauptmannschaft (BH) Kufstein gemeinsam mit zahlreichen Partnerorganisationen und Institutionen sowie der Bevölkerung das 150-jährige Bestandsjubiläum der Verwaltungsbehörde feiern will. Viel zu erfahren gibt's am Samstag, dem 1. September, nicht nur über die BH selbst, deren Referate Interessierten offen stehen, sondern auch über die Arbeit der Bergwacht, des Roten Kreuzes, des Samariterbundes und vieler weiterer Partner. Ganz außertourlich wird die BH an diesem Samstag auch die "Passstelle" öffnen – so können Personalausweise und Reisepässe direkt beim Tag der Offenen Tür ausgestellt werden. Die notwendigen Dokumente und Lichtbilder sind freilich mitzubringen.
Um 9 Uhr öffnet die BH in beiden Häusern ihre Türen und auch am Boznerplatz wird allerhand geboten. Dort marschiert um 10 Uhr die Stadtmusikkapelle Kufstein ein und eröffnet mit BH Christoph Platzgummer den Festtag. Gegen 12 Uhr folgt dann ein spannender Höhepunkt, wenn die 65 Meter zwischen alter und neuer BH von einem Artisten auf einer gespannten "Highline" überquert werden!
Den ganzen Tag über können die jüngeren Gäste sich an der Kinderrallye durch die Abteilungen und Referate der BH beteiligen, die Preisverteilung ist gegen 13.30 Uhr geplant. Zudem wartet auf sie auch eine Schminkstation, Ponyreiten und die Jungfeuerwehr mit einer Wasserspritze. Die größeren können sich am Laserschießstand versuchen, Magier und Comedian Markus Gimbel wird ebenso für Unterhaltung sorgen, wie die LMS-Band "Sunny Side Up". Gewerbereferentin Julia Santer wird die Moderation übernehmen. Auch das Baubezirksamt Kufstein, das als eigene Behörde in der BH "eingemietet" ist, beteiligt sich am Tag der Offenen Tür.

Das gewählte Datum für den Tag der Offenen Tür an der BH ist freilich kein Zufall, denn just am 1. September vor 150 Jahren nahmen die per Kundmachung vom 25. Mai gegründeten Bezirkshauptmannschaften österreichweit ihre Arbeit auf, wie BH Christoph Platzgummer erklärt. "Beim Tag der Offenen Tür geht es mir besonders darum zu zeigen, dass die BH im Bezirk Kufstein ein nicht weg zu denkender Faktor im gesellschaftlichen und verwalterischen Leben ist", so Platzgummer. Im historischen Abriss lässt sich dabei die Wandlung vom Obrigkeits- und Gesetzesvollzugsorgan zum echten Dienstleister und Lösungsfinder erkennen. "Die besondere Nähe zu den Menschen und ihren alltäglichen Sorgen zeichnet die BH aus", findet der Bezirkshauptmann, der seine Institution neben den behördlichen Aufgaben auch als "verlängerter Arm des Landeshauptmannes" sieht. "Wir als BH schließen hier eine Klammer und versuchen gemeinsam ein Netzwerk zu führen udn zu leben. Und ich denke, dass es uns gut gelingt. Wir sind ja nicht Alles, sondern ein Teil des funktionierenden Bezirkes Kufstein und versuchen unseren Beitrag zu leisten." Platzgummer legt Wert auf den Servicecharakter der BH und sieht hierin auch einen Auftrag an die Mitarbeiter, die sich über den eigenen Einsatzbereich hinaus auch "über den eigenen Tellerrand orientieren" müssen, um Bürgern die bestmögliche Beratung zukommen zu lassen.

Über die Bezirkshauptmannschaft Kufstein

Die Bezirkshauptmannschaft Kufstein gliedert sich in zehn Referate und zehn Subreferate, der Mitarbeiterstand ist ständig in Bewegung und beläuft sich auf aktuell 153 Planstellen, 14 in Karenz, 6 Jahrespraktikanten, 1 Zuteilung, also 174 Mitarbeiter.
"Die Bezirkshauptmannschaft Kufstein war von Beginn an eine völlig eigenständige Behörde, also umfassend vollzuständig unter Leitung eines ernannten Bezirkshauptmannes. Ihre Residenz war stets in der Bezirkshauptstadt Kufstein, deren Namen der Bezirk und dessen Hauptmannschaft auch trägt. War sie vorerst am Unteren Stadtplatz etabliert, so fand sie später dem allgemeinen Wachstum der Stadt und dem ständig wachsenden Aufgabenbereich der Bezirkshauptmannschaft entsprechend am Oberen Stadtplatz ihren Sitz. Erst in der zweiten Republik fand sie ihren derzeitigen Amtssitz am Bozner Platz. Bewohnte früher der Bezirkshauptmann das Obergeschoss des Amtshauses, so änderte sich das im Laufe der Zeit dem weiteren Wachstum und Raumbedarf geschuldet. In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts war die letzte große Erweiterung notwendig geworden und so wurde an der Nordseite des Bozner Platzes ein Zweitgebäude der Bezirkshauptmannschaft errichtet, in dem diverse Dienststellen eingerichtet sowie in den oberen beiden Geschossen das Baubezirksamt Kufstein untergebracht wurden", weiß BH Platzgummer über die Geschichte der Institution zu berichten.

5 Fragen an Kufsteins Bezirkshauptmann Christoph Platzgummer

BEZIRKSBLÄTTER: Wie wichtig sind die Bezirkshauptmannschaften in Zeiten zunehmender Online-Services als persönliche Ansprechpartner?
BH Christoph Platzgummer: Online-Services, egal ob die high-speed Kommunaktion mit dem Vorbringen des Anliegens und einer Beantwortung in kürzester Zeit, Eingangsportale mit spezifisch bereitgestellten Formularen oder Informationsseiten auf Homepages, sind von enormer Bedeutung, weiter im Steigen begriffen und ermöglichen uns nicht nur den raschen und unkomplizierten Kontakt mit unserer Kundschaft sondern auch den täglichen Arbeitsanfall effektiv und effizient zu bewältigen. Und dennoch, viele, oft kompliziert gelagerte, eben nicht alltägliche Angelegenheiten, für welche Seite auch immer, bedürfen zur bestmöglichen Erledigung des Öfteren den persönlichen Kontakt mit den Möglichkeiten der Fragestellungen, der Antworten und der Feinheiten der Sprache. Alleine schon, dass die oftmalige Unbestimmtheit von Worten und Begriffen nicht zu Missverständnissen führt, aber auch, weil der persönliche Kontakt oft auch bedeutend für das persönliche Vertrauensverhältnis ist. Das ganz abgesehen von unserer Verpflichtung, auch für jene da zu sein, die über keine geeigneten technischen Möglichkeiten verfügen.

Für wie zeitgemäß halten Sie das Amt des Bezirkshauptmanns?
BH Christoph Platzgummer: Ich möchte mich nicht wichtiger machen, als ich bin. Deshalb spreche ich lieber von der Institution der Bezirkshauptmannschaft, und die halte ich heute wie früher für eine Einrichtung, die am Puls der Zeit ist. Es ist wichtig, in den vielen Lebensangelegenheiten, in denen die Bezirkshauptmannschaft für die Menschen des Bezirkes Ansprechpartner ist, diesen Ansprechpartner vor Ort greifbar und unmittelbar verfügbar zu haben. Darüber hinaus ist sie durch ihre Nähe zu den Menschen auch in vielen Situationen, wie nur beispielshaft Katastrophenszenarien, sehr schnell handlungsfähig, kennt alle wesentlichen Partner und ist damit besonders gut in der Lage, einen erheblichen Teil zur Sicherung unseres Wohlstandes und Lebensstandards beizutragen. Das Gefüge Gemeinden, Bezirkshauptmannschaften und Landhaus ist ein sehr gut funktionierendes System.

Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Dienststelle in Zukunft?
BH Christoph Platzgummer: Da gibt es in Anbetracht der Aufgabenvielfalt verschiedene Gesichtspunkte. Im rein behördlichen Teil, also dem Bereich des „Gesetzeshüters“, bringen gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen, die rasante Entwicklung der Technik und neu entstehende Herausforderungen die notwendige Weiterentwicklung der Automatisierung mit sich. Massenverfahren werden weitgehend maschinell, also rein elektronisch abzuwickeln sein, um die Mitarbeiterschaft frei zu haben für atypische, komplexe Fallbearbeitungen oder eben dort, wo der soziale Kontakt für die Qualität der Leistung von erheblicher Bedeutung ist. Im Bereich mit besonderer Dienstleistungskomponente wird sich im komplexen Umfeld die Aufgabe des „Lösungsfinders“ durch Zusammenschau der verschiedenen Möglichkeiten und damit der Herausforderung für die Mitarbeiterschaft, auch weit über ihren unmittelbaren Tätigkeitsbereich hinaus zu blicken, schnell und gezielt weiterentwickeln müssen. Dieses vernetzte Denken wird insbesondere auch im sozialen Bereich als Erfolgsfaktor zur Beantwortung besonderer Fragen in besonderen Lebenssituationen gefordert sein. Und dann noch der Bereich, in dem es nicht um vorhandene Regeln geht, sondern einfach um die Bewältigung und bestmögliche Handhabung von Herausforderungen und notwendigen Hilfestellungen vor Ort egal welcher Art, wie es zum Beispiel zur Zeit der großen Flüchtlingskrise der Fall war. Die Beratungsfunktion der Bezirkshauptmannschaft wird wachsen.

Wie stellt sich in der BH Kufstein die Personalsituation dar, gibt es genügend Bewerber auf freie Posten?
BH Christoph Platzgummer: Wir haben eine bestimmte Personalausstattung, mit der wir zielgerichtet und sparsam umzugehen haben. Die Weiterentwicklung der Technik schafft uns im Zusammenwirken mit einer Straffung von Strukturen und verschiedenen Organisationsmaßnahmen sowie entsprechender Fort- und Weiterbildung verschiedene Möglichkeiten, umzuschichten und Schwerpunkte zu setzen. Gesamt betrachtet ist das Land Tirol ein attraktiver Dienstgeber, was es auch in Zukunft ermöglichen sollte, am Arbeitsmarkt hervorragende Bewerbungen zu lukrieren. In einzelnen Bereichen und natürlich abhängig von der wirtschaftlichen Situation ist es jedoch auch für uns schwierig, geeignete Bewerber und Bewerberinnen für bestimmte Aufgaben zu finden. Auch wir stehen hier in der Abhängigkeit von Angebot und Nachfrage, zum Teil bedingt durch Faktoren, die wir nicht oder kaum beeinflussen können.

Wie funktioniert im Krisenfall das Management/Bezirkseinsatzleitung an der BH?
BH Christoph Platzgummer: Die Bezirkseinsatzleitung obliegt im Fall der Betroffenheit mehrerer Gemeinden des Bezirkes dem Bezirkshauptmann. Er hat die erforderlichen Gremien und Fachleute, entweder aufgrund ihrer Fachkenntnisse vorab dauerhaft in die Einsatzleitung zu berufen oder bei besonderen Fachgebieten ad hoc beizuziehen. So wird sichergestellt, dass über den Journaldienst der Bezirkshauptmannschaft rund um die Uhr 365 Tage im Jahr sehr rasch ein technisch entsprechend ausgestatteter Führungsstab zusammentritt, der ausgestattet mit hoher Kompetenz die erforderlichen Maßnahmen veranlasst und steuert. Ich möchte aber nicht versäumen zu erwähnen, dass in jedem Katastrophenszenario unsere bestens ausgebildeten Blaulicht- und Einsatzorganisationen immer die ersten vor Ort sein werden und die erforderlichen Sofortmaßnahmen in voller Verantwortlichkeit wahrzunehmen haben. Ich bin mehr als glücklich darüber, dass wir in unserem Bezirk nicht nur über hervorragende solche Organisationen verfügen, sondern auch im Netzwerk Polizei, verschiedene Rettungseinsatzorganisationen, Feuerwehr, besondere Verantwortung tragende Unternehmen und viele andere mehr bestens aufgestellt sind und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Ich werde das stets mit all meiner Kraft fördern.

Zur Person

Christoph Platzgummer, Mag. Dr. iur.,
geb. am 5. Oktober 1961 in Innsbruck, verheiratet, Vater zweier Töchter;
Volksschule Mariahilf in Innsbruck, anschl. Schihauptschule Neustift, anschließend Schigymnasium Stams;
Ausbildung zum Sicherheitswachebeamten in Innsbruck, Streifenpolizist in Innsbruck, Wechsel in den Stadtmagistrat Innsbruck als Sachbearbeiter Gewerberecht, später Amtsleitung Gewerberecht und Fremdenwesen, Studium der Rechtswissenschaften in Innsbruck im zweiten Bildungsweg, diverse Abteilungsleitungen im Stadtmagistrat, stellvertretender Magistratsdirektor und später Magistratsdirektor des Stadtmagistrates Innsbruck, Vizebürgermeister in Innsbruck, Wechsel in den Dienst des Landes Tirol, Büro des Landeshauptmannes, Abteilungsleiter im Amt der Tiroler Landesregierung und zuletzt über Bestellung durch die Landesregierung Bezirkshauptmann von Kufstein.

Die bisherigen Bezirkshauptmänner in Kufstein

  • 1868 bis 1879 – Karl Freiherr von Mensi (erster k.k. Bezirkshauptmann)
  • 1879 – Matthäus Daum
  • 1879 bis 1883 – Dr. Anton Hoflacher
  • 1883 bis 1888 – Clemens Graf St. Julien
  • 1888 bis 1889 – Josef Sweth
  • 1889 bis 1907 – Karl Fischnaler
  • 1907 – Dr. Karl Franz Peer
  • 1907 bis 1908 – Josef Sweth
  • 1908 – Dr. Leo von Tschurtschenthaler
  • 1908 bis 1916 – Karl Bruder
  • 1916 – Karl von Szalay
  • 1916 bis 1917 – Karl Jantschek
  • 1917 bis 1919 – Pius Freiherr von Riccabona (letzter k.k. Bezirkshauptmann)
  • 1919 bis 1935 – Karl Jantschek
  • 1935 – Dr. Alois Neuner
  • 1935 bis 1938 – Dr. Kurt Hradeczky
  • 1938 – Fritz Wille (Kreisleiter der NSDAP)
  • 1938 bis 1942 – Dr. Wendelin Pflauder (Landrat)
  • 1942 bis 1945 – Dr. Rudolf Walter (Landrat)
  • 1945 – Ing. Andreas Gerber
  • 1945 bis 1947 – Dr. Richard Seeger
  • 1947 – Dr. Benno Mumelter
  • 1947 bis 1974 – Dr. Julius Riccabona
  • 1975 bis 2000 – Dr. Walter Philipp
  • 2000 bis 2005 – Mag. Johannes Tratter
  • 2006 bis 2009 – Dr. Michael Berger
  • 2010 bis 2015 – Dr. Christian Bidner
  • seit 2015 – Dr. Christoph Platzgummer
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.