Ein ungewöhnlicher Kampf

Ende August 2007 verließen die Kapuziner das Kloster in Landeck/Perjen
  • Ende August 2007 verließen die Kapuziner das Kloster in Landeck/Perjen
  • hochgeladen von Herbert Tiefenbacher

Großteil der Dorfchefs will Kirche Klostergrund in Perjen nicht ohne Pacht überlassen

Zehn Gemeinden des Bezirkes Landeck führen mit der Kirche einen ungewöhnlichen Kampf.

LANDECK (tani). Seit Ende August 2007 prägen die Patres im braunen Habit nicht mehr das Bild von Perjen. Die zwei letzten Kapuziner verließen damals das Kloster. Gleichzeitig übernahm die Diözese Innsbruck das Kloster und die Pfarre kümmert sich um die Seelsorge.

Dass damit ein Konflikt geladenes Kapitel aufgeschlagen wird, ahnte niemand. Denn, zurück ins Jahr 1929. Damals wurden Verträge abgeschlossen. Danach ist die Stadt Landeck Eigentümer des Klosters und die 10 Gemeinden Landeck, Zams, Fließ, Stanz, Grins, Pians, Strengen, Flirsch, Pettneu und St. Anton Eigentümer des dazugehörigen Grundstückes (2.659 Quadratmeter). Vereinbart wurde, dass die Liegenschaft samt Baulichkeit den Kapuzinern zur Verfügung gestellt wird, solange sie Seelsorge betreiben.

Geregelt wurden auch die „Eventualitäten“. Für den Fall, dass die Pater ihrer Aufgaben „zeitweise“ nicht nachkommen können, würden die Grundstücke wieder in die freie Verfügung der Gemeinden kommen. Doch hätten sie diese den Kapuzinern wieder zu übergeben, falls die Patres wiederkommen würden. Für den Fall, dass die Kapuziner das Kloster aufgeben, sind laut Vereinbarung die „Baulichkeiten samt allem Zubehör einem römisch-katholischen karitativen Zwecke oder der Jugenderziehung zuzuführen“. Über das unbebaute Grundstück verfügen dann die Gemeinden.

Für Missstimmung beim Großteil der Bürgermeister führte die seitens der Kirche angedeutete Variante, dass der Kapuzinerorden das Kloster nicht aufgegeben habe. „Darüber ist gesprochen worden, aber das ist nur eine Möglichkeit“, meinte Josef Hallinger, Geschäftsführer des Kapuziner-Provinzialates Innsbruck. Damit bliebe alles beim Alten. Der Hintergrund ist, dass die Gemeinden das Grundstück der Diözese nicht ohne Pachtzins überlassen wollen.

Hans-Peter Bock (Fließ) interessieren nur Fakten und keine juristischen Tricksereien. „Faktum ist: Der Kapuzinerorden hat das Kloster aufgegeben. Damit ist der Vertrag beendet, ein neuer ist deshalb mit den Nachfolgern zu machen. Das ist die Diözese und die hat uns jetzt zu sagen was sie vor hat“, sagte Bock. Er plädiert dafür, die Pachthöhe nach der Nutzung zu bemessen. Die Bandbreite ist von Null bis zum aktuellen Marktpreis. „Bei Verwendung für soziale Zwecke ist für mich vorstellbar, auf eine Pacht zu verzichten“, so Bock.

Die Dorfchefs von Pians, St. Anton, Grins, Flirsch und Stanz wollen eine klare beinharte Regelung. „Die Kirche hat ja auch mit den Gemeinde keine Hemmungen“, so der Tenor.

Die Bürgermeister von Landeck, Pettneu und Strengen wollen dazu nichts sagen, sie wollen zuerst die Sache in den Gremien besprechen. Zams wird sich, so Bgm. Siegmund Geiger, der allgemeinen Meinung anschließen.

MEINUNG von Herbert Tiefenbacher

Genügend Gründe für ein „mea culpa“

Wenn nun der Großteil der Bürgermeister in der Sache „Klostergrund in Perjen“ gegenüber der Kirche eine härtere Gangart angeschlagen hat, dürfte das eigentlich keinen verwundern. Denn was steckt dahinter? Ganz natürliche Reaktionen, die vom christlichen Gefühl des „wie du mir, so ich dir“ instinktiv ausgelöst wurden. Die besagten Auslöser sind Begebenheiten und Erfahrungen in der Vergangenheit, die mit Enttäuschungen verbunden sind. Und hört man den Bürgermeistern zu, hat sich eine lange Liste angesammelt.

Ein Beispiel nennt der Pianner Bürgermeister Peter Rauchegger: „In Serfaus haben die Barmherzigen Schwestern nach auflassen des von ihnen betriebenen Kindergartens, das Haus einem Hotelier verkauft und nicht der Gemeinde, die es gebraucht hätte. Diese, unter Zugzwang gekommen, musste für den Bau des Kindergartens Grund von der Kirche pachten und muss dafür nicht die marktüblichen drei Prozent des Wertes pro Jahr zahlen, sondern sechs Prozent“. Als weitere Negativ-Beispiele werden der Parkplatz in Zams und das neue Dorfzentrum von Kappl aufgezählt.

Also, wenn die Kirche einsichtig ist und Interesse an einem verbesserten Klima hat, müsste ein „mea culpa“ kommen.

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