Burgtheater
Gott des Gemetzels

- Der Tod ist Jedermann auf den Fersen
- Foto: Heike Blenk
- hochgeladen von Reinhard Hübl
Normalerweise bekommt man Ohropax, wenn man in eine Vorstellung geht, wo der ortsübliche Lärm überschritten wird. Nicht so im Burgtheater. Hemmungslos dröhnend wie eine Dampfwalze kommt er daher. Die Bühnenshow „Jedermann reloaded“ rockt im Dauer-Fortissimo die Geschichte vom Leben und Sterben des reichen Mannes. Philipp Hochmair inszeniert sich als Lebemann ohne Hemmungen im Rausch von Geld, Gier und Liebe.
Im Stakkato spielt er den Jedermann, den Tod, die guten Werke, die Mutter, den Mammon, ungezügelt und unterstützt von der „Elektrohand Gottes“, die nicht nur Musik macht, sondern durch psychodelische Geräusche den Krachton erheblich erhöht. Aus dem Off entschlüpft ihm wohl als gezielte Provokation: Burgtheater - so a Schas. Im Übrigen wird man dem Text von Hofmannsthal gerecht, plakativ für Hochmair zurechtgebogen.
Einen Lustgarten will er kaufen, ihn der Buhlschaft schenken. Jedermann trampelt mit fiebrigem Blick durchs Leben, bar jeder Zuneigung für Güterlose. Er suhlt sich im Gold (auf der Bühne mit reichlich Gold-Lametta symbolisiert) und steuert dem Tod entgegen. Und selbst dann rückt er von seinem frevelhaften und exzessiven Verhalten nicht ab.
Im Burgtheater zieht der Vorstadt-Weiber-Falott Philipp Hochmair eine Show ab, in der er sein Letztes gibt. Man folgt der Rampensau mit Erschauern und ist fasziniert von der Energie, mit der Hochmair die Bühne rockt. Damit ist wohl auch das Rätsel der Vertretung des erkrankten Tobias Moretti beim Salzburger Jedermann gelöst.
Ulrike Beimpold ist seine Buhlschaft. Die Herren Alvin Weber, Jörg Schittkowski und Tobias Herzz Hallbauer sorgen für eine gekonnte Geräuschkulisse.
Wann es wieder zu einer Aufführung von „Jedermann reloaded“ kommt, steht noch nicht fest.
Tags darauf war Hochmair im Stephansdom und brachte dort das Mysterienspiel als Benefizvorstellung gegen Aids zur Aufführung. Eine fünfstellige Summe soll für die Aidshilfe geflossen sein. Man muss Kardinal Schönborn Respekt zollen, wenn er ein am Drahtseilakt wandelendes Schauspiel in der Hauptkirche Wien zulässt. Chapeau Herr Erzbischof. Während Papst Franziskus über "Homosexualität scheint eine Mode zu sein" faselt, denkt der Primus der österreichischen Kirche anders.
Vielleicht hilft Ihnen “Schöne Bescherungen” von Alan Ayckbourn über die schlimmsten Stresstage hinweg. Am 4.12. haben Sie die Möglichkeit dazu.
Und wer dem Trubel entgehen will, möge sich den Geschenk-Zyklus zur Weihnachtszeit nehmen: Drei Abende im Burg- oder Akademietheater, mit einer süßen Überraschung - festlich verpackt - von Julius Meinl am Graben.
Infos und Tickets: www.burgtheater.at
Reinhard Hübl
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