Landstraße
Eine Stimme für junge Menschen mit tschetschenischen Wurzeln

Maynat Kurbanova mit ihren Schützlingen Amina, Firdous und Fariza (v.r.) | Foto: Tamara Wendtner
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  • Maynat Kurbanova mit ihren Schützlingen Amina, Firdous und Fariza (v.r.)
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Das Projekt "Stimm*Raum" gibt jungen Menschen mit tschetschenischen Wurzeln eine Stimme. Projekt-Mitbegründerin Maynat Kurbanova und drei ihrer Schützlinge haben mit der BezirksZeitung über ihre Erfahrungen gesprochen.

WIEN/LANDSTRASSE. Ein kleines Büro in der Ungargasse hat für 20 junge Menschen mit tschetschenischen Wurzeln eine große Bedeutung: Hier bekommen sie Raum für ihre Stimme und ihre Identität.

Das Kunstprojekt "Stimm*Raum" wurde unter anderem von Journalistin und Autorin Maynat Kurbanova ins Leben gerufen. Gemeinsam mit der Organisation "Soziale Initiative gGmbH", Projektleiterin Sabine Kerschbaum und weiteren Betreuenden und Coaches unterstützt Kurbanova die Jugendlichen und jungen Erwachsenen dabei, ein Theaterstück auf die Beine zu stellen.

Das basiert auf drei Modulen: einer Schreibwerkstatt, einer Fotografie-Ausbildung sowie Stimm- und Sprechtraining. Auf diese Weise ist bereits ein Buch mit den Texten und Bildern der Teilnehmenden entstanden.


Von Oberösterreich nach Wien

Seinen Anfang fand das Projekt im Vorjahr in Oberösterreich. Dort gab es eine Vernissage mit Lesungen. Außerdem gewann das Projekt den Preis "Stadt der Vielfalt" der Stadt Linz. Durch eine Förderung des Sozialministeriums in Wien konnte Kurbanova das Projekt nach Wien bringen.

Hier, in der Landstraße, wird an den Texten für das Theaterstück gefeilt, das voraussichtlich am 17. September seine Premiere feiern darf. Beim Inhalt sind den jungen Frauen und Männern keine Grenzen gesetzt. Manche Texte handeln einfach von alterstypischen Problemen und Gedanken. Andere befassen sich mit Kriegstraumata oder dem Erwachsenwerden in einer Gesellschaft, die einen wie einen Fremdkörper behandelt.


Mit Vorurteilen aufwachsen

Die tschetschenische Herkunft, die die Jugendlichen verbindet, wird von der Außenwelt nur allzu oft als Erlaubnis für intrusive Fragen aufgefasst. Ein "Wo kommst du her?" bei bloßer Erwähnung des Vornamens führt dann zu "Was sagst du dazu, dass die Tschetschenen ihre Frauen schlagen?" oder "Warst du auch im Krieg?"

Wenn dann alles sitzt, dürfen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in die Welt hinaustragen, was sie ihr mitteilen wollen – zu ihren eigenen Bedingungen. (Symbolfoto) | Foto: Pexels/Monica Silvestre
  • Wenn dann alles sitzt, dürfen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in die Welt hinaustragen, was sie ihr mitteilen wollen – zu ihren eigenen Bedingungen. (Symbolfoto)
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Fragen, mit denen sich eine Lisa nie herumschlagen muss, müssen Amina, Firdous und Fariza sich täglich anhören. "Warum muss das Fariza machen, aber Lisa nicht?", wirft Fariza auf. Die Klischees in den Köpfen der Gesellschaft sitzen tief. Erwartungshaltungen wollen erfüllt werden: Die Fragenden erwarten sich ein armes Opfer oder eine starke Heldin. Die drei jungen Frauen sind sich aber einig: Sie möchten einfach nur sein dürfen.

Privilegien

Dabei geht es nicht nur um eine gleichwertige Behandlung, sondern auch um Rücksichtnahme. Menschen mit Kriegs- und Fluchthintergrund sehen sich in ihrem täglichen Leben mit Hürden konfrontiert, die andere Menschen nicht einmal im Blick haben – ob gesellschaftlicher, ökonomischer oder gesundheitlicher Natur.

Während ein Mensch, der diese Hürden nicht kennt, mit voller Energie in den Tag startet, ist der Energiepegel bei weniger privilegierten Menschen schon vom Vortag ausgezehrt, wie die drei jungen Frauen erklären. In diesem Zustand soll dann nicht nur der Alltag gemeistert werden: Es besteht auch der ständige Druck, nicht negativ aufzufallen und jede neue Bekanntschaft politisch bilden zu müssen.

Die Aufklärungsarbeit über die Problematik weit verbreiteter Klischees über die eigenen Landsleute wird genau den Menschen angelastet, die unter der Thematik leiden. 

Stimme und Raum

Beim Projekt "Stimm*Raum" haben die Jugendlichen nicht nur die Möglichkeit, sich über ihre Erfahrungen auszutauschen, sie bekommen auch psychotherapeutische Unterstützung für sich und Angehörige. Im Zuge des Projekts stärken sie ihr Selbstbewusstsein.

Zuerst feilt Kurbanova mit ihnen in der Schreibwerkstatt an den Texten. Auch eine Theaterpädagogin und eine Regisseurin stehen den jungen Erwachsenen zur Seite. Besonders wichtig ist auch das Sprach- und Stimmtraining. "Die Stimme ist sehr verräterisch", sagt Kurbanova. Aus ihr kann man jede Emotion und Unsicherheit ablesen. Das Stimmtraining stärkt die Teilnehmenden nicht nur bei ihrer Bühnenperformance, sondern gibt auch eine wichtige Grundlage fürs weitere Leben, beispielsweise für Bewerbungsgespräche.

Die jungen Autoren und Autorinnen mit den Projektverantwortlichen Sabine Kerschbaum und Maynat Kurbanova sowie Fotografin Zoe Goldstein (stehend v.l.n.r.) und den prominenten Lesern und Leserinnen bei der Vernissage in Linz. | Foto: ml-media
  • Die jungen Autoren und Autorinnen mit den Projektverantwortlichen Sabine Kerschbaum und Maynat Kurbanova sowie Fotografin Zoe Goldstein (stehend v.l.n.r.) und den prominenten Lesern und Leserinnen bei der Vernissage in Linz.
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Wenn dann alles sitzt, dürfen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in die Welt hinaustragen, was sie ihr mitteilen wollen – zu ihren eigenen Bedingungen.

Und auch nach Ende des Projekts reißt die Förderung nicht ab. Die Betreuenden bleiben in Kontakt mit ihren Schützlingen und stehen ihnen weiter zur Seite. Mehr Infos über das Projekt "Stimm*Raum" gibt es auf www.instagram.com/stimm.raum.

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