Gustav kann's nicht lassen

- Gustav zufrieden mit sich und der Welt
- Foto: Georg Soulek
- hochgeladen von Reinhard Huebl
Der Vorhang hebt sich, im Rampenlicht vier Damen, die sich im Stil der Löwingerbühne präsentieren. Schnell wird bewusst, dass die Regie es so wollte. Auch nach 15 Minuten hat sich die Schultheater-Aufführung noch nicht gebessert. Langsam geht ein unmutiges Raunen durchs Publikum, ehe sich das Schauspiel zu einer passablen Komödie entwickelt. Hermann Bahrs „Das Konzert“ handelt vom Leben eines Pianisten, der seinen Unterhalt nebenbei durch Klavierunterricht aufbessert.. Der smarte, in die Jahre gekommene Herr fasziniert die Frauenwelt. Sie liegen ihm alle zu Füßen, obwohl er bestenfalls als B-Promi durchgeht. Seine Angetraute hat sich arrangiert - auch mit seinen Betrügereien. Man führt ein Haus mit Gesinde, das man herumkommandiert, wie es beliebt.
Der Herr Professor Gustav Heink (eine Glanzrolle von Peter Simonischek) gibt überraschend bekannt, dass er jenseits des heimischen Hafens ein Konzert gibt. Eine Finte, wie sich bald herausstellt. Er will wieder einmal seinen Verführungspegel auf die Probe stellen. Die Raffinesse des abgewrackten Cananovas ist plump, auch wenn er sagt „er roste nirgends“. Die Weiber sind einfach untergelichtet. Das tatsächliche Ziel ist eine Hütte, in der er wieder einmal eine seiner doofen naiven Schülerinnen verführen will, was ihm diesmal auch zu gelingen scheint, da sie sich ihm ohnehin geradezu aufdrängt. Einmal drüber und Tschüss.
Zu Hause geht alles seinen gewohnten Gang, bis – ja bis der gehörnte Ehemann der dem Künstler verfallenen Frau bei der Ehepartnerin des Möchtegern-Potenz-Heroes erscheint. Er habe erfahren, dass seine Frau mit ihrem Klavierlehrer fremd gehe, und er findet das auch ganz in Ordnung. Seine Liebe gehe sogar so weit, dass er ihr dieses Vergnügen gönne. Dieser Dr. Jura (exzellent: Florian Teichmeister) ist ein ganz Abgefeimter. Postwendend macht er sich völlig ungeniert an die Affären gewohnte Ehefrau (sehr überzeugend: Regina Fritsch) heran. Jedoch, sie hat andere Pläne. Einen Flirt nicht abgeneigt, doch nicht mehr. Gemeinsam begeben sich die Betrogenen zum Liebesnest. Der gichtige Hausdiener und seine Frau (ausgezeichnet: Banko Samarovski und Petra Morzé) – fast hätte die Regie die Szenen wieder ins Unerträgliche abgleiten lassen – halten die Hütte in Schuss, damit es dem Herrn Professor in seinem Liebesnest an nichts fehle.
Beim Zusammentreffen der vier Ehepartner wird die Familienaufstellung neu geordnet. Während die Ertappten versuchen sich herauszuwinden, spielen die Betrogenen das perfekte Liebespaar. Ungerührt schmieden sie Hochzeitspläne, geben den in ihrer Affäre inzwischen gar nicht mehr so Glücklichen Tipps, wie der Ex, bzw. die Ex zu behandeln sei. Da tun sich Abgründe auf, und die erotische Nummer ist bald verflogen. Es kommt, wie es kommen muss: Alle sind wieder dort, wo sie hingehören - mit all ihren Launen, nervenden Marotten, aber auch Vorzügen.
Dem Regisseur ein Buh, den SchauspielerInnen ein österliches Hosanna.
Vor 11 Jahren brachte Emmy Werner dieses Stück auf die Bühne des Volkstheaters, mit durchaus großem Erfolg. Ich erinnere mich an die Besetzung von damals: Hübsch, Petters, Schuchter. Damals wie heute wurde und wird das Lustspiel von Akteuren auf der Bühne getragen.
Und weil es ein wirklich vergnüglicher Abend war, machen wir noch einen Abstecher zum Gmoakeller. Oster-Beinschinken mit Bärlauchpüree auf Marsalasauce und geröstete Leber war unsere nicht wirklich gesunde Order zu so später Stunde. Aber eine Wahl, die wir nicht bereuten, die Benotung „vorzüglich“ ist keine Übertreibung. Der Gmoakeller bietet seit 15 Jahren beste Qualität, einen perfekten Service und ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis - ich komme ganz sicher sehr bald wieder in mein Wohnzimmer.
Aber bevor ich in einen kulinarischen Taumel verfalle, will ich noch schnell über die nächste Aufführung und eine Premiere des Burgtheaters im Mai berichten.
Next: „Das Konzert“ am 5.4. im Akademietheater
Next: Premiere „John Gabriel Borkman“ von Henrik Ibsen am 28.5. im Burgtheater
Regie: Simon Stone
Besetzung (in alphabetischer Reihenfolge): Liliane Amuat, Nicola Kirsch, Roland Koch, Birgit Minichmayr, Caroline Peters,
Max Rothbart, Martin Wuttke
Infos und Tickets: www.burgtheater.at
Reinhard Hübl


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