Chancenhaus Hermes
Mehr als bloß ein Dach über dem Kopf
Im Chancenhaus Hermes bekommen wohnungslose Menschen Betreuung und ein Dach über dem Kopf.
LANDSTRASSE. Als "Spiegelbild der Gesellschaft" beschreibt Hausleiter Andreas Stein das Chancenhaus Hermes in der Schlechtastraße. "Das Angebot richtet sich an eine breite Zielgruppe mit allen Problemen, die es gibt", erklärt Stein. Von Suchtproblemen bis zu Scheidungsfällen: Im Haus Hermes bekommen Menschen, die aufgrund sozialer, psychischer oder gesundheitlicher Gründe ihre Wohnung verloren haben, ein Dach über dem Kopf und darüber hinaus multiprofessionelle Beratung von Sozialarbeits- und Betreuungsteams.
Das Ziel ist, den Menschen so rasch wie möglich eine eigene Wohnung zu vermitteln. Zehn Jahre lang war die Einrichtung in der Landstraße ein Notquartier, bevor das Haus 2018 komplett neu saniert wurde. Das Chancenhaus Hermes wird vom Fonds Soziales Wien gefördert und vom Wiener Roten Kreuz betrieben.
Von der Straße ins Chancenhaus
Das Haus bietet insgesamt 150 Plätze in Einzel- und Doppelzimmern in acht Wohngruppen für Frauen, Männer und Paare. Jede Wohngruppe verfügt über eine Wohnküche, einen Waschraum sowie gemeinschaftliche Sanitärräume. "Ein Unterschied zum Notquartier ist, dass wir jetzt 24 Stunden offen haben und aus Erfahrung sagen können, dass wir die Menschen direkter und leichter erreichen können", so Stein. Die Menschen können direkt von der Straße aus ins Chancenhaus kommen und um einen Platz ansuchen, allerdings erfolgt die Kontaktaufnahme meist telefonisch. Die Plätze werden tagesaktuell vergeben.
Perspektiven finden
Einmal angekommen, steht den wohnungslosen Klienten ein Team aus Betreuern, Begleitern, Sozialarbeitern und einer Krankenpflegerin zur Seite. Auch eine Ärztin sowie eine Psychiaterin stehen einmal die Woche zur Verfügung. "Innerhalb von drei Monaten sollen die Perspektiven der Menschen abgeklärt werden. Da geht es etwa um soziale Ansprüche, Schuldenregulierung, Wohnungssuche aber auch Gesundheitsthemen", so Stein. Aber nicht nur das: "Ein sehr wichtiger Aspekt bei unserer Arbeit ist auch, persönlicher Ansprechpartner zu sein", erzählt Alfred Ott, der seit fünf Jahren im Haus tätig ist. Neben Zimmervisite, Telefondienst und Spendenausgabe ist er auch zur Stelle, wenn es einmal zu Konflikten im Haus kommt oder Bewohner zur Entlastung Gespräche benötigen.
Die Zeit im Übergangsquartier soll auch durch gemeinsame Freizeitaktivitäten verkürzt werden. So wurde etwa ein Buddyprojekt ins Leben gerufen, "bei dem sich Personen von außen melden können, um mit einem Bewohner ins Theater oder Café zu gehen", so Ott. Dieses Projekt liegt derzeit wegen Corona auf Eis, soll aber nach der Pandemie wieder starten. Außerdem war ein Freizeitraum im Keller geplant. Alle, sowohl die insgesamt 52 Mitarbeiter als auch die Hausbewohner, hoffen, dass bald wieder größere Treffen für Austausch und Gespräche möglich sind, da das einen wesentlichen Teil für eine erfolgreiche Begleitung der Klienten ausmacht.
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