Neu: Eine Abendklinik unterstützt die Alkoholkranken
Erschreckende Bilanz: 350.000 Österreicher greifen täglich zur Flasche.
(tk). Leicht wird der Gang in die Radetzkystraße 31 wohl nicht werden. Ab Oktober dient die Ambulanz zugleich als Abendklinik für alkoholkranke Menschen. Vor allem Beruftstätige sollen von der Flasche wegkommen. Leichte ambulante Therapeutenkost statt harter Entzug in Kalksburg.
Die Eröffnung der Abendklinik im 3. Bezirk fällt genau in ein Jubiläumsjahr der Anonymen Alkoholiker. Vor fünfzig Jahren waren es zwei alkoholsüchtige Frauen, die die ursprünglich aus den USA stammende Idee in Österreich umsetzten. Keine Namen, kein Zwang: Bei den Anonymen Alkoholikern gibt es nur eine einzige Bedingung. Den Willen, dem Teufel Alkohol abzuschwören. Stadträtin Sonja Wehsely: „Die Anonymen Alkoholiker sind ein wichtiger Bestandteil der Versorgung alkoholsüchtiger Menschen in Wien. Die Stadt Wien sorgt für die beste medizinische Versorgung und soziale Unterstützung für alle Wiener“.
Der meist hochprozentige Dämon hat 350.000 Österreicher chronisch fest im Griff. 14 Prozent aller Männer und sechs Prozent aller Frauen greifen täglich zur Flasche. Jene Betroffenen, die ihrem Job nachgehen müssen, konsumieren oft versteckt oder getarnt mit Alkohol im Kaffee oder Energy Drink knapp hundert Liter Alkohol im Jahr. Normalsterbliche bringen es im Schnitt gerade einmal auf ein Zehntel dieser Menge. Und der Begriff „normalsterblich“ sollte ein Ansporn für Alkoholiker sein. Deren Lebenserwartung ist nämlich laut einer Studie des renommierten Kalksburger Anton-Proksch-Institutes um 17 Jahre geringer.
Zwei-Phasen-Therapie
Daran will man ab kommender Woche in der Radetzkystraße anknüpfen. Das Therapieprogramm teilt sich in zwei Phasen auf. Im ersten Schritt unterziehen sich Betroffene zwei Mal die Woche einer psychotherapeutischen Gruppenbehandlung. Dazu kommen Einzelgespräche und bei Bedarf ein Entzug. In der zweiten Phase wird einmal pro Woche eine Nachbehandlung angeboten. „Es gibt leider immer mehr Alkoholiker“, sagt Herr Hans von den Anonymen Alkoholikern, die ebenfalls im 3. Bezirk, in der Barthgasse 5 (Tel. 01/7995599) beheimatet sind. Anlässlich des Fünfzigers war neben Stadträtin Wehsely auch Bundeskanzler Werner Faymann in Form einer Grußbotschaft präsent. Herr Hans: „Unsere Einrichtung nimmt Institutionen, wie dem Anton-Proksch-Institut viel Arbeit ab. Dort steigt die Zahl der Patienten“.
Wieviel darf man trinken?
Wann ist man eigentlich Alkoholiker? Bei Männern ab drei Krügeln Bier oder drei Vierteln Wein am Tag. Bei Frauen ab zwei Krügeln oder zwei Vierterln Wein.
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