Betriebe auf der Landstraße kämpfen
Vom Restaurant bis zum Optiker
Das Coronavirus trifft die Wirtschaft stark. Das ist auch im dritten Bezirk zu spüren. Die bz hat sich umgehört.
LANDSTRASSE. Die letzten Tage und Wochen haben das Leben der Landstraßer massiv verändert. Die Corona-Pandemie stellt den Alltag aller auf den Kopf. Die Maßnahmen der Bundesregierung betreffen Ausgangsbeschränkungen, Gebote Abstand zu halten und möglichst zu Hause zu bleiben, aber auch die Schließung sämtlicher Restaurants, Cafés und Geschäfte, die nicht für den dringenden täglichen Bedarf notwendig sind, wie etwa Supermärkte, Apotheken oder Drogerien.
"Die drastischen, aber leider notwendigen Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie treffen unsere Wirtschaft auf der Landstraße hart", sagt WK Wien Bezirksobmann Klaus Brandhofer. "Die Schließung der Geschäfte gerade im klassisch stationären Handel bedeutet für unsere Unternehmer eine existentielle Bedrohung. Haben doch diese Betriebe gerade frische Ware geordert, oft im Wert von zehn-bis hunderttausenden Euros, die jetzt nicht verkauft werden kann." Aufgrund dessen starteten die Landstraßer Kaufleute nun auf ihrer Homepage eine Initiative, wo sich ansässige Nahversorger und Onlineanbieter registrieren können, auch wenn sie noch nicht Mitglied sind.
"Was es aber zum gemeinsamen Erfolg unbedingt braucht, ist die entsprechende Nachfrage der Landstraßer Bevölkerung", so Brandhofer weiter. "Daher mein Appell: Halten wir alle zusammen und kaufen gerade jetzt bei unseren Betrieben im Bezirk ein. Versuchen wir die Wertschöpfungskette möglichst in unserer Region zu halten. Bleib loyal, kauf lokal! Bitte haltet euch alle an die Vorgaben der Regierung, umso rascher können die Firmen und Geschäfte wieder aufsperren und die Krise überstehen."
Weniger Einnahmen für Landstraßer Betriebe
Adolf Walter Schuster ist seit vielen Jahrzehnter Optiker am Rennweg. Erst kürzlich feierte er seinen 80. Geburtstag. An die Pension denkt er jedoch immer noch nicht. Doch das Coronavirus trifft auch ihn schwer. "Wir haben auf Notdienst umgestellt, es wird nur das Wichtigste verkauft, wir haben keine regulären Öffnungszeiten mehr", erzählt er. "Es ist eine Katastrophe. Die Industrie liefert auch nichts mehr, viele Produkte kommen eigentlich aus Italien. Fragen Sie nicht, wie es uns geht." Zwei Mitarbeiter Schusters sind bereits zuhause. "Die eine ist Mutter und die andere musste ich in Kurzarbeit schicken". Aufgeben will der rüstige Optiker jedoch nicht. "Wir haben schon so viele Jahre geschafft", sagt er. Mehr dazu unter www.optik-schuster.at
Die Käserei und das Restaurant Lingenhel in der Landstraßer Hauptstraße Lingenhel hat auch mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen. Ein kleiner Lichtblick: Die Greißlerei darf weiterhin für den Verkauf geöffnet bleiben. Das Restaurant ist selbstverständlich geschlossen. "Wir versuchen jetzt ein Mittagsmenü zum Mitnehmen anzubieten", erklärt Inhaber Johannes Lingenhel. "Man muss schaun, ob es angenommen wird, aber es ist unser Rettungsanker". Sein Motto: Niemand soll auf gutes Essen verzichten müssen. "Derzeit konzentrieren wir uns auf Produkte wie etwa Sugo in Gläsern". Das alles wird von 8 bis 19 Uhr zum Verkauf angeboten. Mehr Infos unter www.lingenhel.com
Hoffnungsschimmer für Landstraßer Wirtschaft
Ein besonderes Projekt zur Überbrückung der schwierigen Zeit hat sich Elena Reepsdorff ausgedacht. In ihrem Studio "hallo Schönheit" in der Landstraßer Hauptstraße 71 bietet sie seit zehn Jahren Kosmetik und Körperbehandlungen an. Auch ihr Shop bleibt vorerst geschlossen. "Mir geht es halbwegs gut. Natürlich war es zuerst ein Schock, aber es gab auch schnell wieder einen Hoffnungsschimmer", erzählt die Inhaberin. "Durch die Hilfe der Regierung und meiner Bank wird es schon besser". Reepsdorff hat sich dazu entschlossen, ihre Kundschaft auch in der schwierigen Zeit nicht im Stich zu lassen. Sie bietet Sets zur Hautbehandlung per Lieferdienst an. "Die Kunden schicken mir ein Foto von ihrem Hautzustand und füllen einen Fragebogen aus. Aufgrund dieser Informationen stelle ich dann ein individuelles Set für zuhause zusammen. Gerade in Zeiten wie diesen hat man ja viel Zeit, sich daheim der Hautpflege zu widmen", erklärt sie. Die Produkte werden geliefert und gerne auch vor die Tür gestellt. Mehr Infos gibts auf halloschoenheit.at oder auf Facebook.
Gerald Kontriner betreibt mit "Vidoni" und Eibensteiner einen Familienbetrieb auf der Landstraßer Hauptstraße 2c. Er stellt handwerklich gefertigtes Eis und Süßwaren her. Auch für ihn ist das Thema Online-Shop und Lieferung eine Option aufgrund der aktuellen Lage. "Wir hatten schon einmal einen Online-Shop, den wir aber aufgrund der Bürokratie eingestellt haben", sagt er. "Dieser wird jetzt modernisiert und dann neu gestartet", verspricht er. Vor allem aber nutzt er die aktuelle Situation einmal zum Pause machen nach einer stressigen Zeit. "Ich will mich nicht mehr stressen. Diesen Betrieb gibt es seit 1901. Er hat die spanische Grippe und zwei Weltkriege überstanden. Wir schaffen auch das". Update: Und prompt folgte die gute Nachricht - Eibensteiner darf als "kleines Süßwarengeschäft" beziehungsweise Konditor geöffnet haben. Vidoni betreibt jedoch das Gastgewerbe in der Betriebsart eines Eissalons und muss daher weiterhin geschlossen halten.
Augen auf die Märkte der Landstraße
Weniger positiv sehen die Inhaber des griechischen Restaurants Meze Meze in der Ungargasse 31 die Situation. "Es geht uns nicht gut", viel mehr sagt die Tochter des Inhabers, Stella Kretsi nicht dazu. Derzeit bietet Meze Meze noch Lieferdienste an. "Wie lange wir noch überleben, können wir aber nicht sagen", heißt es. Die Hoffnung liegt also nun bei allen, die ihr Essen bei Lokalen im Bezirk bestellen.
Was gegen die Ansteckung mit dem Coronavirus wirklich hilft: Händewaschen. Und was das betrifft, sind die Landstraßer an der Quelle. Sonja Baldauf bietet mit ihrer Manufaktur "Wiener Seife" in der Hintzerstraße 2 nämlich auch einen Webshop an. Auch telefonisch kann bestellt werden. Der Versand ist kostenlos und ein Seifenhäschen gibt's dazu geschenkt. Ebenfalls online bestellen kann man bei "0815": Die Firma, gegründet von Florian Fleck, Oz Hazi und Alexander Peretti bietet seinen Kunden einen Elektro-Onlineshop mit dem Service und Support eines persönlichen Fachhandels.
Der Rochusmarkt ist im Gegensatz zu vielen Lokalen im Bezirk noch geöffnet. "Es ist laufend etwas los, aber natürlich nicht in Massen", sagt Roland Schätzl vom Stand "Obst & Gemüse Schätzl". "Wir spüren es natürlich schon, vor allem versorgen wir normalerweise viele Büros mit Obst, da alle Home Office machen, fällt das jetzt weg". Das Team von Schätzl ist bis jetzt noch vollständig im Einsatz, wie es weitergeht weiß niemand. "Wir werden aber stets gut informiert", muss der Inhaber anerkennen. Eines würde er sich wünschen: "Die Leute sprechen von den Supermarktmitarbeitern und anderen, die derzeit für die Allgemeinheit im Einsatz sind. Von uns Marktstandlern spricht man nicht. Wir leisten auch viel". Einige Stände am Rochusmarkt liefern nun übrigens auch - mehr auf www.marktlieferung.wien
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