Mutter-Kind-Haus im 3. Bezirk
"Wir sind alle eine große Familie"
Viele Schicksale, neuer Mut und wertvolle Freundschaften – Ein Blick ins Mutter-Kind-Haus in der Landstraße.
WIEN/LANDSTRASSE. Seit diesem Jahr ist der 3. Bezirk um eine soziale Einrichtung reicher: Im Februar eröffnete in der Leopold-Böhm-Straße 6 nämlich das Mutter-Kind-Haus der St. Elisabeth-Stiftung. Seither hat sich viel getan. Acht Frauen und 15 Kinder wohnen mittlerweile in den zwei Wohngemeinschaften. Sie alle waren von Wohnungslosigkeit betroffen und haben in der Landstraße Unterstützung gefunden.
"Die Frauen finden hier mit ihren Kindern für maximal ein Jahr Unterkunft", erklärt Barbara Mozina, die Leiterin des Hauses. Neben zwei Sozialarbeitern und einer Sozialpädagogin werden die Familien auch von zwei Psychologinnen unterstützt. Denn die Frauen haben oftmals schwierige Vergangenheiten. "Es gibt viele Frauen, die Flucht oder Gewalt erfahren haben", erzählt Mozina. Das Hauptproblem sind jedoch prekäre Mietverhältnisse. Oftmals sind die Frauen nicht genug abgesichert und müssen innerhalb weniger Wochen die Wohnung räumen.
Schwere Schicksale
Maria (Name von der Redaktion geändert) ist eine von ihnen und hat mit der BezirksZeitung über ihre Vergangenheit gesprochen. Gemeinsam mit ihrer neunjährigen Tochter wohnt sie seit März in der Einrichtung. "Ich unterhalte mich oft mit der Psychologin bei einem Kaffee und meine Tochter malt sehr gerne mit ihr", erzählt sie. Früher wohnte Maria im 15. Bezirk. Nachdem eine Anmeldung für eine Gemeindewohnung gescheitert ist, musste sie innerhalb weniger Wochen aus der Wohnung raus.
"Wir sind hier wie eine große Familie", erzählt sie über ihre neue Unterkunft. Besonders zu Weihnachten ist sie dem Haus sehr dankbar: "Sie kümmern sich um Geschenke für meine Tochter. Es ist so schön, sie glücklich zu sehen."
Ein Zuhause auf Zeit
Das Mutter-Kind-Haus bietet eine 24-Stunden Rufbereitschaft. Dank dieser können sich die Frauen über ein Telefon mit den Mitarbeitern in Verbindung setzen. "Für die Sauberkeit in der Wohnung gibt es einen Putzplan, bei dem alle Frauen eine Aufgabe bekommen", erzählt Mozina.
Verantwortung übernehmen – das muss im Mutter-Kind-Haus auch Verena (Name geändert). Sie wohnt gemeinsam mit ihren drei Kindern im Alter von ein bis neun Jahren hier. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten haben sie sich mittlerweile gut integriert und eingelebt. "Ich habe früher bei meinem Ex-Freund gewohnt", erzählt Verena. Nach der Trennung hat die Jungfamilie im Dritten Unterschlupf gefunden. "Manchmal kochen wir gemeinsam mit anderen Familien. Und vor kurzem habe ich auch mit meinen Kindern Kekse gebacken", erzählt sie über den Alltag in der Wohngemeinschaft.
Im Jänner möchte sie sich eine neue Wohnung suchen. Dann steht auch für andere Frauen der Umzug in eigene Wohnungen bevor. Doch die Freundschaften, die hier geknüpft werden, halten wohl ohnehin ein Leben lang.
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