St. Paul
Christina und Joachim tauschten Schreibtisch gegen den Obstgarten
Es klingt wie ein typisches Großstadtpaar: Er, 36, Rechtsanwalt. Sie, 32, angehende Wirtschaftsprüferin. Doch die beiden Lavanttaler Christina und Joachim Kreuzer vollzogen eine komplette berufliche Neuorientierung: Sie wurden Obstbauern.
ST. PAUL. Kennengelernt haben sich die beiden schon zu Teenagerzeiten im Bundesschulzentrum in Wolfsberg. „Ich trug damals noch den Nachnamen Grün und besuchte die HLW, Joachim die HAK“, erinnert sich Christina. „Doch erst während unserer Studienzeit in Graz fanden wir wieder Kontakt. Das eine ergab das andere und wir gaben einander 2016 das Ja-Wort.“
Initialzündung
Zu dieser Zeit war Christina im Bereich Wirtschaftsprüfung in Klagenfurt tätig. Joachim hatte seine fünfjährige Ausbildung zum Rechtsanwalt in Graz abgeschlossen und stand kurz davor, in diesem Beruf durchzustarten. Doch dann kam alles anders: „Christinas Eltern Sonja und Herfried wollten ihren Obstverarbeitungsbetrieb in Schildberg bei St. Paul 2020/21 übergeben. Ich habe mich in der Zwischenzeit aus Eigeninteresse dazu entschlossen, im Bildungszentrum für Obst- und Weinbau Silberberg in Leibnitz den Facharbeiterbrief zu machen“, sagt Joachim. Die Initialzündung, künftig im Vollerwerb als Obstbauer zu arbeiten, kam während dieser Ausbildung: „Ein Naturprodukt anzubauen, weiterzuverarbeiten und zu vermarkten, hat mich dermaßen fasziniert, dass ich den Rechtsanwaltsberuf an den Nagel hing und 2017 gemeinsam mit Christina auf den Hof nach St. Paul zog.“
Übernahme 2020
Im Mai 2020 übernahm das junge Paar den Betrieb von Christinas Eltern und änderte im Zuge dessen den Vulgonamen von Maier auf Grün. „Nachdem wir ja beide den Nachnamen Kreuzer tragen, wollten wir – auch als Hommage an die Schwiegereltern – dauerhaft sicherstellen, dass der Name Grün erhalten bleibt“, so Joachim.
5.000 Apfelbäume
Die Obstmanufaktur im Granitztal führen Christina und Joachim nun in zweiter Generation. Ihr Hauptgeschäftsfeld sind die 5.000 Apfelbäume, aus deren Früchten Most und allerlei Säfte hergestellt werden. Außerdem werden Birnen, Zwetschken, Kriecherl, Himbeeren und Ribisel angebaut und zu Bränden und Likören weiterverarbeitet. Der Obstbau nimmt eine Fläche von rund zehn Hektar in Anspruch, gesamt verfügt der Betrieb über 36 Hektar, wovon 15 Hektar auf Waldflächen und 7 Hektar auf den Ackerbau entfallen.
Ausgezeichnete Produkte
Innerhalb der letzten Jahre haben die Erzeugnisse viele Anhänger gefunden und eine ganze Reihe von Goldmedaillen bei diversen renommierten Verkostungen eingeheimst – wie auch das neueste Produkt, das eigene Kürbiskernöl, das gerade erst mit einer Gold ausgezeichnet wurde. „An Verkostungen teilzunehmen ist uns wichtig. Einerseits sind sie eine Bestätigung für uns, dass wir gute Arbeit leisten. Andererseits weiß der Kunde, dass er bei uns höchste Qualität erhält“, sagt Joachim. Erhältlich sind die Köstlichkeiten aus dem Granitztal ab Hof (immer Donnerstag und Freitag), beim Genussladen in St. Paul sowie zwischen Juni und September bei den Bauernmärkten in Reifnitz und am Klopeinersee, wo vor Ort verkostet wird.
Familienglück
Langweilig wird es bei vulgo Grün auf jeden Fall nie – und auch das Familienglück hat sich bereits eingestellt. Stolz ist man auf den Nachwuchs Timo (5) und Leni (2). Und der nächste Grund zum Feiern bahnt sich bereits an, denn am 7. März wird Joachim seinen Meisterbrief in Obstbau mit dem Schwerpunkt Obstverarbeitung entgegennehmen.
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